Die Apotheke des Theresienkrankenhauses Mannheim verlassen jährlich circa 6 Millionen Tabletten, Kapseln, Infusionen und vieles mehr. Der Mann dahinter ist Chefapotheker Dr. Werner Menz. Fast hätte er als Arzt auf der anderen Seite des Rezeptes gestanden. Warum er dann doch lieber Krankenhausapotheker geworden ist, erzählt er im Interview.
Seit 1996 bin ich dort als Apotheker angestellt. Genau genommen bin ich aber seit 1982 im TKH, wenn auch zunächst als Krankenpfleger.
Nach dem Abitur wollte ich Medizin studieren, habe allerdings keinen Studienplatz bekommen. Zur Überbrückung der Wartezeit machte ich das für Medizinstudenten notwendige Pflegepraktikum in der Uniklinik Heidelberg. Das hat mir so gut gefallen, dass ich mich 1982 entschied eine Ausbildung in der Pflege zu machen – mit dem festen Vorsatz in diesem Beruf weiterzuarbeiten. Schon während der Ausbildung habe ich allerdings gemerkt, dass ich noch deutlich mehr über die Hintergründe von Krankheiten und deren Therapiemöglichkeiten wissen wollte. Dies hat letztendlich dazu geführt, dass ich Pharmazie studiert habe.
Die Krankenpflegeausbildung hat mir vor Augen geführt, dass Ärzte in nicht unerheblichem Umfang mit Dokumentation und Anderem beschäftigt sind und aus meiner Sicht weniger Zeit am Patientenbett selbst verbringen. Das hat mich ins Nachdenken gebracht. Bei einem früheren Einsatz auf einer Intoxikationsstation der Uniklinik Heidelberg kam mir der Gedanke, wie gut Apotheker die Ärzte mit ihrem Wissen über Gifte und Arzneimitteln unterstützen könnten. Aufgrund dieser Erfahrungen habe ich mich für ein Pharmaziestudium entschieden, in dem alle meine Interessen – Medizin, Biologie und Chemie – vereint sind.
Während des Studiums und den Praktika habe ich im Nachtdienst, am Wochenende und in den Semesterferien im Theresienkrankenhaus gearbeitet bis ich 1996 als stellvertretender Leiter in die Apotheke gewechselt bin. Wobei auch die Apotheke im Haus nicht neu für mich war, denn ich habe in meinem praktischen Anerkennungsjahr ein halbes Jahr dort gearbeitet.
Nein, ehrlich gesagt nicht. Die Patientenberatung an sich war schon in
Ordnung. Jedoch konnte ich aus verschiedenen Gründen mein im Studium erworbenes
Fachwissen häufig nicht so weitergeben. Das hat mir in der öffentlichen
Apotheke gefehlt.
Absolut. Die Entscheidung einer Arzneimitteltherapie sollte wissenschaftlich fundiert, aber auch wirtschaftlich sinnvoll sein. Ein weiterer Punkt, der mir sehr am Herzen liegt, ist der respektvolle und freundliche Umgang miteinander. Nur als Team aus Pflege, Ärzten und Apothekenmitarbeitern schaffen wir eine optimale Arzneimittelversorgung für die Patienten.
Die in einem Krankenhaus vorrätigen Medikamente werden gemeinsam mit Ärzten und Apothekern in Form einer Arzneimittelliste zusammengestellt. Die Auswahl erfolgt unter den Kriterien therapeutischer Wirksamkeit, pharmazeutischer Qualität und Wirtschaftlichkeit.
Eigentlich nicht, die Welt ist digitaler geworden - Ärzte haben mittlerweile Zugriff auf Datenbanken wie die Rote Liste, Fachinformationen und medizinische Datenbanken wie pubmed und recherchieren nun selbst. Aufgrund dessen hat sich die Art der Anfragen an uns geändert. Nach einer aufwendigen Literaturrecherche fragen heute nur noch wenige, vielmehr geht es um Therapienutzen, Wechsel- und Nebenwirkungen. Dazu muss ich allerdings sagen, dass wir in unserer Apotheke schon immer in regem Austausch mit Medizinern und Pflegekräften standen. Das Thema Arzneimittelinformation habe ich von Beginn an forciert und viel Zeit investiert.
Ja, wir freuen uns und sind stolz darauf, dass wir schon sehr früh damit begonnen haben, aus unserer Klinikapotheke heraus auf die Stationen zu gehen. Seit 1996 gehen stationsversorgende PTA´s (pharmazeutisch technische Assistenten) täglich auf die Stationen und in den Op, um fehlende Arzneimittel zu erfassen und danach in die Arzneimittelschränke einzuräumen. Dadurch wird die Pflege deutlich entlastet. Außerdem gehen täglich Apotheker auf alle chirurgischen Abteilungen, um die Hausarztmedikation von Patienten auf die klinikeigene Medikation umzustellen. Zudem haben wir seit 2009 eine Zentrale Arzneimittelaufnahme eingerichtet: Bevor die Patienten einen Arzt zu Gesicht bekommen, kommen sie zu uns Apothekern und wir schauen uns ihre aktuelle Medikation an und stellen sie auf die Klinikmedikation um.
Wir sind seit Anfang 2019 Mitglied dieser Einkaufsgemeinschaft. Wir waren auch vorher schon Mitglied in zwei anderen Einkaufsgemeinschaften. Im Vergleich zu den ehemaligen Einkaufsgemeinschaften wird in der PBMG deutlich mehr Eigenbeteiligung vom Mitglied gefordert, aber die Ergebnisse sind wirklich super. Und daher lohnt sich das! Wenn sich die PBMG etwas vornimmt, dann läuft das und wird zügig durchgeführt.
Besonders gelungen finde ich das Informationsportal der PBMG. So etwas Hervorragendes habe ich zuvor noch nicht gesehen. Aber auch den persönlichen Austausch mit den engagierten Kollegen anderer Apotheken empfinde ich als sehr wertvoll und bereichernd. Man fühlt sich nie alleingelassen mit seinen Problemen. Da gibt es immer jemanden, der mit Rat und Tat einem zur Seite steht.
Die pharmaceutical benefit management group (PBMG eG), ein Zusammenschluss von Apotheken von Krankenhäusern in ganz Deutschland, feiert in diesem Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum. Gegründet wurde die Genossenschaft, um von einem gemeinsamen wirtschaftlichen Arzneimitteleinkauf zu profitieren. Ende der 1990er Jahre als freundschaftlicher Austausch von sechs Krankenhausapotheken gestartet und zum 1. Oktober 2010 professionalisiert, arbeiten heute 25 Krankenhausapotheken in ganz Deutschland in der pharmaceutical benefit management group (PBMG eG) zusammen – mit einem Arzneimittelumsatz von etwa 700 Millionen Euro. Darunter sind auch fünf Apotheken der BBT-Gruppe. Die Corona-Pandemie als Bewährungsprobe im Jubiläumsjahr machte die Vorteile des gemeinschaftlichen Einkaufs und der Vernetzung untereinander nochmals deutlich: Erfahrungsaustausch, gegenseitige Unterstützung, Liefersicherheit, Qualität und gut ausgehandelte Preise.
Es ist auch nach all den Jahren noch ein sehr abwechslungsreicher Beruf. Es besteht jeden Tag die Möglichkeit etwas Neues dazu zu lernen, sowohl fachlich im Austausch mit Medizin und Pflege als auch persönlich im Umgang mit anderen. Für mich als neugierigen Menschen ist das einfach nur toll. Eine besondere Motivation ist mein Team, weil ich weiß, dass sie mit Herzblut dabei sind und nicht nur Geld verdienen wollen. Ein der schönsten Momente ist, wenn ich auf Station unterwegs bin und mit eigenen Augen sehen kann, dass wir zur optimalen Patientenversorgung beitragen.