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13.07.2023 / aktualisiert 14.07.2023

Menschen vor Hitze schützen

Wie ein Hitzeschutzkonzept entsteht

Tage, an denen die Temperatur die 30 Grad-Marke knackt, werden wir immer öfter bekommen. Für viele Menschen eine zunehmende Belastung. Gerade kranke und alte Personen müssen geschützt werden. Gesundheits- und Sozialeinrichtungen erstellen Hitzeschutzpläne, um gut vorbereitet zu sein. Wie das geht, zeigt Petra Nuss, Koordinatorin für Qualitätsmanagement der Barmherzigen Brüder Saffig.

Ein Thermometer steht in Petra Nuss‘ Büro. Ein prüfender Blick: Die 25 Grad-Marke im Raum ist erreicht, die Luftfeuchtigkeit mit 50 Prozent noch in Ordnung. Lamellenvorhänge schützen nur von innen gegen die Sonnenstrahlen. Eine Verschattung an den Außenwänden gibt es an dem Altbau aus dem Jahr 1900 der Barmherzigen Brüder in Saffig nicht. „Klar ist“, sagt Petra Nuss, „das Thema Hitze müssen wir kurzfristig, aber auch mit langfristigen Maßnahmen angehen.“ Dafür stellt die Beauftragte für Qualitätsmanagement gemeinsam mit Kolleg*innen in einem Projekt für die BBT-Region Koblenz-Saffig, zu der neben den Angeboten des Katholischen Klinikums Koblenz · Montabaur auch die Barmherzigen Brüdern Saffig gehören, gerade die Weichen. 

Petra Nuss zur Notwendigkeit eines Hitzeschutzkonzeptes

Investitionen in den Hitzeschutz

„Ich bin eine gute Vermittlerin. Menschen an einen Tisch zu holen, verschiedene Ideen zu vernetzen und Lösungen zu finden, das ist mein Ding“, erzählt Petra Nuss. Ob als Teamleitung in der Heilpädagogik oder dank jahrelanger Arbeit in der Mitarbeitervertretung, unzähligen Projekten, an denen sie mitgewirkt oder die sie geleitet hat – immer ging es darum, Themen voranzutreiben. Diese Erfahrungen kommen ihr nun wieder zugute. Gerade beim Thema Hitzeschutz geht es auch um viele technische Fragen, da ist sie froh, Kollegen mit dem notwendigen Wissen an ihrer Seite zu haben: etwa für die Prüfung der Statik, wenn es um eine mögliche Begrünung von Dachflächen oder Fassaden geht oder für die Kompatibilität von Stromkreisläufen, wenn die Energie aus einem Blockheizkraftwerk stammt oder zukünftig aus einer Photovoltaikanlage kommen könnte. Viele Maßnahmen müssten nun geprüft, in Führungsgremien beratschlagt und kalkuliert werden, damit notwendige Investitionen in die Wirtschaftspläne für die nächsten Jahre einfließen könnten. Bei Neubauten würden die zunehmende Hitze, aber auch Aspekte der Nachhaltigkeit weitestgehend beachtet, erzählt Petra Nuss. Eine Herausforderung sei es, bestehende Gebäude entsprechend aufzurüsten. Die Kosten seien immens, daher prüft sie auch verschiedene Förderprogramme, die es zum Beispiel vom Landkreis oder auch vom Bundesumweltministerium (BMUV) gibt.

Hitzeschutz wird zum Dauer-Thema

Aber auch kurzfristig gebe es einiges, das sich direkt umsetzen ließe, erzählt Petra Nuss und greift nach einem Stapel ausgefüllter Checklisten auf ihrem Schreibtisch. Diese sollen den Mitarbeiter*innen dabei helfen, an alle ToDos zu denken: Werden die Medikamente für Bewohner den Außentemperaturen entsprechend gelagert? Heizen Wasserkocher oder andere elektrische Geräte die Räume auf und können für die heißen Tage abgeschaltet oder in einen anderen Raum gestellt werden? Klemmt eine Außenjalousie? Gibt es Bereiche, die als Cooling-Zones kurzfristig umfunktioniert werden könnten? In diese Listen protokollieren alle Bereiche gerade auch die Innentemperaturen in den verschiedenen Räumen. Das ist ein wichtiger Anhaltspunkt, um Maßnahmen zum Schutz der anvertrauten Personen und der Mitarbeitenden gezielt anzugehen. 

Hitzeschutzpläne in der BBT-Gruppe

Hitzewellen bedrohen immer mehr unsere Gesundheit. Jährlich versterben tausende Menschen im Zusammenhang mit extremer Hitze – im Sommer 2022 waren es in Deutschland etwa 4.500. Auch die BBT-Gruppe nimmt Anpassungen an die sich ändernden natürlichen Bedingungen vor. Die wiederholt auftretende Hitze in den Sommermonaten hat erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit unserer Patient*innen, Klient*innen, Bewohner*innen und Mitarbeitenden. Gleichzeitig ergeben sich auch ökonomische Risiken, z.B. können Medikamente durch hohe Temperaturen und falscher Lagerung unbrauchbar werden. Um diesen Anforderungen noch besser als bisher gerecht zu werden, werden die bestehenden Hitzeschutzpläne weiterentwickelt und in allen Einrichtungen der BBT-Gruppe (Krankenhäuser, Senioren- und Teilhabedienste, MVZ, Bildungsdienste etc.) etabliert.

„Wir haben auch Plakate verteilt, die noch einmal alle daran erinnern, was bei Hitze zu tun ist. Aber es geht eigentlich gar nicht so sehr darum, nur Wissen zu vermitteln“, erklärt Petra Nuss. „Vieles von dem ist uns allen bekannt: Viel trinken, kühlere Räume aufsuchen oder nur in den Morgen- und Abendstunden zu lüften. Nur: Wer macht das Fenster wieder zu? Auf Station oder in einer Wohngruppe geht das im stressigen Alltag schnell mal unter. Daher ist es mir so wichtig, dass die Teams Verantwortliche benennen und in ihren Besprechungen immer wieder das Thema durchgehen, gerade auch mit Blick auf Bewohner*innen, Klient*innen und Patient*innen, die auf Unterstützung angewiesen sind.“ Auch Schulungen sollen die Mitarbeiter*innen mit dem Hitzeschutzmaßnahmenplan vertraut machen. Das Projekt wird nach einem Jahr evaluiert und damit auch das Hitzeschutzkonzept. Außerdem soll eine AG Hitzeschutz etabliert werden, die zweimal im Jahr Bestandsaufnahme macht. Das Thema Hitzeschutz wird auch Bestandteil der regelmäßigen internen Audits.

Wer gehört zum Projektteam?

Projektauftraggeber ist Regionalleiter Frank Mertes; Mitglieder des Kernteams sind Steffi Mentfewitz (Gesunde Organisation), Lea Günter (Qualitätsmanagement), Yannic Wagner und Günter Schumacher (beide Arbeitssicherheit).

Unterstützung aus allen Bereichen

Bewohner*innen und Patient*innen, die sich nicht äußern oder auf sich selbst achten können, müssen immer wieder daran erinnert werden oder brauchen jemanden, der ein kühles Getränk anreicht oder einen frischen Melonensnack zubereitet. Das kostet Zeit, die in den Sommer- und Urlaubsmonaten meist noch knapper als sonst bemessen ist. Auch dafür kam der Qualitätsmanagerin gleich eine Idee: Sie möchte Kolleg*innen in der Verwaltung ansprechen, ob sie sich vorstellen könnten, im Falle von gemeldeten Hitzewarnungen mal für ein, zwei Stunden in Wohngruppen oder auf Station zu unterstützen. „Das bringt auch unsere verschiedenen Bereiche näher zusammen“, sagt sie – ganz die Vernetzerin.

Gesund durch die heißen Tage kommen

Mit einigen einfachen Tipps kann sich jeder den Alltag an den heißen Tagen angenehmer gestalten: Verlegen Sie Ihre Aktivitäten und Sport in die Morgenstunden und nutzen Sie den Schatten in Parks und Gärten. Denken Sie auch an luftige Kleidung, eine Kopfbedeckung und Sonnenschutz. Beachten Sie bitte die Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes im Radio, in der Zeitung oder unter www.dwd.de

Gesund trinken

  • mindestens 1,8 l/Tag (vor allem Wasser, ungesüßte Tees oder Saftschorlen)
  • in Ruhe, über den Tag verteilt, auch unterwegs und nicht eiskalt
  • Wichtig: Bei Vorerkrankungen insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Trinkmenge mit der Ärztin/dem Arzt abklären

Gesund essen

  • wasserreiches Obst, Gemüse, Blattsalate
  • Salziges zwischendurch (Elektrolytbedarf)
  • leichte Speisen

Körper kühlen

  • waschen oder duschen
  • feuchte Tücher auf Beine, Arme, Gesicht, Nacken
  • kühlende Fußbäder

Zimmer kühl halten

  • Fenster tagsüber geschlossen halten und verschatten
  • Lüften in der Nacht
  • nach Möglichkeit kühle, schattige Plätze/Räume aufsuchen

Gut schlafen

  • leichte Bettdecke und Schlafkleidung
  • Wärmflasche mit kaltem Wasser

Medikamente

  • Absprache mit dem behandelnden Arzt über eine Anpassung des Medikationsplans – kann bei Hitze notwendig sein
  • korrekte Lagerung der Medikamente und ggf. kühl lagern

Kontaktieren Sie Ihren Ärzt/Ärztin bei folgenden Symptomen: Erschöpfung, Blässe/Röte, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Kurzatmigkeit, Verwirrtheit, Unruhe, Appetitlosigkeit, Muskelschmerzen, Infektion, Verstopfung, erhöhte Temperatur und Fieber

Hitzeschutz verlangt Prioritäten

Anpacken und umsetzen – das liegt Petra Nuss schon seit der Jugend im Blut. Damals kandidierte sie für den Gemeinderat ihres Heimatortes Plaidt, um Umweltthemen voranzutreiben. Die Rebellin sei sie nie gewesen, erzählt sie, eher die pragmatische Macherin, die auslotet, was auf den Weg gebracht werden kann und muss. Bereits 2018 hat sie die Auswirkungen des Klimawandels auf die Menschen in den Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen als Risiko erkannt und ins BBT-gruppenweite Risikomanagement eingebracht. Dass nicht alles umsetzbar ist, was gut und wünschenswert wäre, weiß Petra Nuss. Das Wichtigste nun sei, Prioritäten zu setzen: „Das sage ich auch immer allen, die gute Ideen einbringen. Nicht, dass sie später enttäuscht sind, wenn es aus finanziellen oder anderen Gründen doch nichts wird.“ Das sei nicht so tragisch, „Hauptsache, wir fangen an!“, hört sie dann oft als Antwort.

TEXT & FOTOS: JUDITH HENS

 
 

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