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Ein Jahr Generalistik

„Das erste Jahr ist sehr gut gelaufen!“

Vor einem Jahr startete die generalistische Pflegeausbildung durch die Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpfleger gemeinsam ausgebildet werden. Neuland für alle! Christoph Becker, Leiter der Bildungsdienste der BBT-Gruppe, zieht ein Fazit nach dem ersten Jahr.

Kann man in dem ersten Jahr schon Veränderungen erkennen?

Die Abbrecher-Quote im Vergleich zu vorherigen Ausbildungsjahrgängen ist sehr gering. Außerdem nimmt die Diversität unter den Bewerbern zu: Die Alterspanne wird größer, die Bewerber werden mehr und kommen häufiger aus unterschiedlichen Kulturen. Das begrüßen wir sehr, allerdings verändert sich dadurch auch der pädagogische Auftrag, denn der Aspekt der kulturellen und sprachlichen Integration wird wichtiger. Vor zehn Jahren lag unser Augenmerk fast ausschließlich auf der fachlichen Ausbildung, während heute neue Themen dazukommen, gerade beschäftigen wir uns zum Beispiel mit einem Konzept zur individuellen Sprachförderung.

Wie wirkt sich die Diversität auf den Unterricht aus?

Wir erleben den Unterricht sehr viel lebendiger als bisher. Wir haben mittlerweile sehr viele Schüler, die 40 Jahre und älter sind. Die schauen natürlich kritischer auf die Rahmenbedingungen in der Pflege und überlegen sich sehr genau wo sie später mal arbeiten wollen. Die Jüngeren hingegen sind eher idealistisch. Bei allzu idealistischen Diskussionen bringen sich die Älteren kritisch ein, das macht den Austausch insgesamt ausgewogener und man kann fast sagen erwachsener. Die Diskussionen sind jedoch nicht nur differenzierter, sondern auch komplexer, wenn unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen.

Ist die Ausbildung nur anders strukturiert oder müssen die Schüler auch mehr Stoff in der gleichen Zeit lernen?

Sie müssen nicht mehr lernen, aber anders. Wenn man drei Ausbildungsgänge, die für sich genommen drei Jahre gedauert haben, in einem zusammenführt, muss man natürlich etwas verändern. Es gibt jedoch viele Überschneidungen zwischen den drei Bereichen, bei denen es reicht sie einmal zu lernen:

Trotzdem ist es am Ende mehr Stoff, umso wichtiger ist das pädagogische Konzept, dazu gehört zum Beispiel auch das exemplarische Arbeiten, situationsorientiertes Lernen und die Transferkompetenz zu stärken: Wenn im Unterricht die Versorgung nach einer Hüft-Vollprothese vorgestellt wird, sollten die Schüler in der Lage sein dies selbstständig auf eine Versorgung nach einer Knie-Vollprothese übertragen können.

Fehlen dann nicht irgendwann Spezialisten zum Beispiel in der Kinderkrankenpflege?

Natürlich haben die Schüler nicht mehr so viel Erfahrung in speziellen Fachbereichen, dementsprechend wird das Thema der Weiterbildung und Fortbildung, in meinen Augen, eine ganz neue Bedeutung in der Pflege gewinnen. Die Pflegekammer Rheinland-Pfalz prüft gerade, welche auf die Generalistik abgestimmten Fort- und Weiterbildungsangebote es ab 2024 braucht.

Tendieren die Schüler eher dazu die Ausbildung als Pflegefachmann/Pflegefachfrau abzuschließen oder sich zu spezialisieren?

Unsere Empfehlung ist auf jeden Fall die Generalistik, weil es keinen rationalen Grund gibt, einen Abschluss anzustreben, der den Schülern weniger Freiheiten bei der Berufswahl gewährt. Gerade auch weil sich die praktische Ausbildung nicht verändert, wenn man beispielweise den generalistischen Abschluss im Schwerpunkt Altenpflege oder die spezialisierte Ausbildung Altenhilfe macht.

Die Schüler streben bisher alle den generalistischen Abschluss an und betrachten die Altenpflege als Notausgang, wenn die Leistungen nicht ausreichen für den höherwertigen Abschluss.

Lockt die Generalistik mehr Auszubildende an oder liegt es an der Krise, was denken Sie?

Die Pflege ist und bleibt ein schöner Beruf! Gerade in Zeiten von gesellschaftlichen Umbrüchen, wie wir sie gerade erleben, zieht es junge Leute in sinnbringende Aktivitäten und Berufe. Das sieht man auch an der „Fridays for Future-Bewegung.“ Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass gerade ein zartes Pflänzchen der Hoffnung wächst, dass sich an den Rahmenbedingungen der Pflege etwas ändern wird. Aber auch die neue Ausbildung lockt einige an: Ich habe mal in unseren fünf Kursen am Bildungscampus Koblenz gefragt und es haben sich tatsächlich zwei Schüler gemeldet, die ohne die Generalistik keine Pflegeausbildung angefangen hätten.

Welches Fazit können Sie nach dem ersten Jahr ziehen?

Der neue Lehrplan und die Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern ist so gelaufen, wie wir es uns erhofft haben. Alle Parameter – Abbrecher-Quote, Zufriedenheitswerte und Noten – zeigen uns, dass das erste Jahr gut gelaufen ist. Insofern machen wir weiter, ganz nach dem Motto: Never change a running system!

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Julia Gröber-Knapp

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