Rüdiger Brandt,
pflegerische Gesamtleitung der Unfallchirurgie,
Orthopädie und des ambulanten Operierens im Brüderkrankenhaus Trier, hat im vergangenen Juli
seine Ernährung auf vegan umgestellt. Durch den Umstieg hat er sein Übergewicht
verloren und fühlt sich auch mental schlichtweg besser, wie er berichtet. Ganz
ungezwungen und voller Spaß an der veganen Ernährung genießt er die Vorzüge der
Umstellung.
Ich habe
schon länger darüber nachgedacht, meine Ernährung umzustellen. Einerseits hatte
ich darauf einfach mal Lust, andererseits wollte ich aufgrund meines
Übergewichts etwas ändern. Das war auch der ausschlaggebende Grund. Generell
habe ich mir schon öfter Gedanken darüber gemacht, wie es wäre, auf Fleisch und
auch auf tierische Produkte an sich zu verzichten, da ich immer wieder über
Dokus gestolpert bin, die zeigen, wie schlecht es den Tieren zum Teil geht.
Jedoch war das nicht der Hauptgrund meiner Ernährungsumstellung. Da eine gute
Freundin von mir Veganerin ist, kam ich dann schlussendlich auf die Idee, eine
vegane Ernährung auszuprobieren.
Schon nach
ein paar Wochen habe ich gemerkt, wie gut der Verzicht auf Fleisch meinem Darm
tut. Bei Fleisch muss der Darm teilweise schwer arbeiten, um es zu verdauen,
was dann häufig zu einem starken Völlegefühl bei mir geführt hat. Das ist aber
schon ein paar Wochen nach der Umstellung verschwunden. Generell habe ich nach
dem Umstieg auf vegane Ernährung Anfang Juli schon 54 kg bis heute abgenommen.
Dazu muss ich ergänzen, dass der Großteil davon nur auf die Ernährung
zurückzuführen ist, denn regelmäßig Sport mache ich erst seit ein paar Wochen.
Allerdings esse ich aufgrund der Umstellung auch prinzipiell weniger, da man
durch die ballaststoffreiche Ernährung schneller satt ist. Auch meine Blutwerte
sind so gut wie noch nie. Das betrifft vor allem meine Cholesterin- und
Leberwerte. Darüber hinaus fühle ich mich einfach fitter, nicht nur vom Gewicht
her, sondern auch so. Zudem fällt es mir leichter, mich zu konzentrieren und
stressige Situationen zu bewältigen.
Zu Beginn,
sprich die ersten drei bis vier Wochen, habe ich zunächst vegetarisch gelebt.
Allerdings war ich da von Beginn an sehr klar und habe nicht gesagt, dass ich
den Konsum nach und nach zurückfahre. Ich habe mir vorgenommen, ab dem nächsten
Tag kein Fleisch mehr zu essen und das dann auch gemacht. Nach diesen drei bis
vier Wochen bin ich dann komplett auf die vegane Ernährung umgestiegen.
Natürlich muss man am Anfang erstmal vieles ausprobieren, beispielsweise bei
der Milch. Beim Mix mit Haferflocken habe ich zuerst Hafermilch ausprobiert,
was mir aber nicht geschmeckt hat. Dann habe ich Reismilch ausprobiert, das war
aber noch schlimmer! Schließlich habe ich dann Mandelmilch probiert und muss
sagen, dass mir das wirklich sehr gut schmeckt. Der leicht nussige Geschmack
ist klasse!
Fleisch fehlt
mir tatsächlich gar nicht. Es ist sogar so, dass ich mittlerweile einen
leichten Ekel vor Fleisch und dem Geruch habe, was ich niemals erwartet hätte.
Wenn andere Fleisch essen, habe ich damit kein Problem. Schließlich soll jeder essen, was er mag und was ihm schmeckt.
Für mich ist es allerdings keine Option mehr. Ich habe vor meiner Umstellung
Fleisch schon nicht im Überfluss konsumiert und inzwischen denke ich gar nicht
mehr daran, Fleisch zu essen. Auch beim Grillen habe ich nie den Gedanken oder
die Lust, mir ein Würstchen aufzulegen.
Da bin ich mit meinen veganen Alternativen mehr als zufrieden. Ich esse auch
keine fertigen Alternativen, wie zum Beispiel vegane Würstchen oder so etwas.
Das sind für mich Chemiekeulen, zudem fehlt mir der Geschmack wie gesagt auch
nicht. Die einzige fertige Alternative, die ich esse, ist veganer Käse, weil
mir das ganz einfach schmeckt.
Am Anfang war
es teilweise schon ungewohnt, im Restaurant beispielsweise, immer genau auf die
Zutaten zu achten und gegebenenfalls nachfragen zu müssen. Manche Leute in
meinem Umfeld sagten dann auch, es sei schwer, mit mir essen zu gehen, da ich
ja immer so lange bräuchte. Inzwischen hat sich das aber gelegt und mir fällt
es leicht, vegane Speisen in einem Restaurant zu finden. Prinzipiell sehe ich
keine großen Probleme, in Gaststätten gut vegan versorgt zu werden. Auf
privaten Feiern ist das etwas anders. Ich war letztens zu Gast auf einem runden
Geburtstag und wollte natürlich nicht mit ständigem Nachhaken nerven, welche
Zutaten denn wo drin sind. Da habe ich dann einfach die Sachen herausgepickt,
bei denen ich mir sicher war, dass sie vegan sind. Wenn diese Kontakt mit nicht
veganen Lebensmittel hatten, ist das für mich kein Problem. Zu Beginn hätte ich
auch noch, wenn es beispielsweise nur fleischhaltige Speisen auf einer Feier
gegeben hätte, gesagt, dass ich das esse. Heute aber würde ich dann komplett
verzichten und nichts essen, wenn es keine Alternative gäbe.
An
Nahrungsergänzungsmitteln nehme ich nur Vitamin B12. Da gibt es bei der veganen
Ernährung einen Mangel, denn Vitamin B12 nimmt man ohne Fleischkonsum zu wenig auf. Ansonsten
komme ich aber gut ohne weitere Ergänzungsmittel zurecht.
Morgens esse
ich meistens Haferbrot oder Bio-Vollkorntoast mit veganer Butter und etwas
Konfitüre. Dazu ein Kaffee, jedoch ohne Milch wie früher, da mir die
Milchalternativen im Kaffee nicht so gut schmecken. Allerdings erlebe ich
dadurch den Geschmack von Kaffee an sich viel intensiver und es schmeckt mir
besser als früher. Am Mittag esse ich Haferflocken mit Mandelmilch, Leinsamen
und dazu frische, saisonale Früchte. Den Mix gebe ich ohne die Früchte, dafür
aber mit einer Messerspitze Zimt in die Mikrowelle, um es aufzuwärmen und
schneide danach die Früchte hinein. Das schmeckt mir total gut. Kollegen fragen
mich oft, ob es nicht langweilig werde, aber bis jetzt freue ich mich noch
jeden Mittag auf diesen Mix. Wäre es nicht so, würde ich etwas anderes essen.
Ich würde also niemals sagen: Ich muss jetzt schon wieder Haferflocken essen,
weil es eben vegan ist. Ich esse vegan, weil es mir schmeckt und Spaß macht.
Abends esse ich dann meist Rohkostsalate, wie zum Beispiel einen Karottensalat,
dazu veganes Brot oder etwas aus Tofu mit Gemüse aus der Pfanne.