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18.09.2020

„Ein gutes Miteinander auf allen Ebenen“

Bei der Behandlung von Covid-19-Patienten gingen die zwei großen Trierer Kliniken neue Wege: In einem Corona-Gemeinschaftskrankenhaus arbeiteten Mitarbeitende beider Häuser Hand in Hand. Zurzeit befindet sich die Einrichtung im „Standby“-Modus. Im Gespräch berichten Privatdozent Dr. Tim Piepho, Chefarzt der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier, und Dr. Oliver Kunitz, Chefarzt der Abteilung für Anästhesiologie sowie Notfall- und Intensivmedizin im Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen Trier, über ihre enge Zusammenarbeit und was diese für die Zukunft bedeuten könnte.

Wie kam es zu der Kooperation Ihrer beiden Häuser?

Dr. Oliver Kunitz: Der Vorschlag, die Herausforderung im Team und an einem gemeinsamen Standort anzugehen, kam vom Klinikum Mutterhaus, namentlich von Dr. Christian Sprenger, unserem Medizinischen Geschäftsführer.

PD Dr. Tim Piepho: Ich war von der Idee sofort begeistert, da für mich von Anfang an klar war, dass wir am ehesten durch eine Bündelung unserer Kräfte und Erfahrungen die bestmögliche Versorgung für die Patienten erreichen können.

Welche Erwartungen verbanden Sie mit der Einrichtung eines gemeinsamen Corona-Krankenhauses?

PD Dr. Piepho: Die Erwartung war, dass wir Synergien schaffen. Jedes unserer Häuser hat seine Schwerpunkte, und Covid-19 war für uns alle eine unbekannte Erkrankung. Uns ging und geht es darum, dass wir unsere unterschiedlichen Erfahrungen und unser Wissen so zusammenführen, dass wir den Patienten eine optimale Behandlung bieten können.

Dr. Kunitz: Ein weiteres Ziel war, die beiden großen Trierer Krankenhäuser möglichst infektionsfrei zu halten, indem wir die Behandlung von Covid-19-Patienten an einem Standort bündeln und so sicherstellen, dass Patienten mit anderen, wenn Sie so wollen, „normalen“ Erkrankungen weiter versorgt werden. Das ist uns sehr gut gelungen.

Privatdozent Dr. Tim Piepho.

Sind Ihre Erwartungen denn in Erfüllung gegangen?

PD Dr. Piepho: Wir stehen hier nur stellvertretend für ein großes Team, aber für mich kann ich sagen: Meine Erwartungen wurden deutlich übertroffen! Es gab von Beginn an ein unheimlich gutes Miteinander auf allen Ebenen – ob mit der Medizintechnik oder der Beschaffung, um nur zwei Beispiele zu nennen; und natürlich auch mit den ärztlichen und pflegerischen Kollegen.

Dr. Kunitz: Wir hatten keine großen organisatorischen Probleme, weil es immer um die Frage ging, wer etwas in dem Moment am besten lösen könnte: Ging es zum Beispiel um Schutzkleidung, kümmerte sich einfach der darum, dessen Bestand gerade am größten war.

PD Dr. Piepho: Wir hatten mit deutlich mehr Patienten gerechnet, aufgrund der Situation in Italien und Frankreich. Diese Erwartung hat sich glücklicherweise nicht bestätigt.

Dr. Kunitz: Sicherlich geholfen hat, dass Dr. Piepho und ich aufgrund eines regelmäßigen  Assistentenaustauschs zwischen unseren Abteilungen und dem Ausrichten eines gemeinsamen Fachsymposiums schon zuvor gut zusammenarbeiteten. Natürlich konkurrieren unsere Kliniken gewöhnlich, aber diese Konkurrenz stand im Moment der Krise sofort hintenan.

Was wird von dieser Zusammenarbeit bleiben?

PD Dr. Piepho: Wir müssen uns immer wieder klarmachen, dass Covid-19 nicht die letzte Pandemie gewesen sein wird. Wir müssen vielmehr davon ausgehen, dass es andere, eventuell noch infektiösere Erreger geben wird oder vergleichbare Erkrankungen. Hierfür müssen wir uns langfristig aufstellen. Dank unserer wirklich guten Zusammenarbeit können wir nun auf eine Fülle an Erfahrungen aufbauen.

Dr. Kunitz: Was bleibt, ist ein gewachsenes Vertrauen zwischen den Akteuren beider Häuser, von der Geschäftsführung über die Ärzte bis zur Pflege. Das hilft uns auch bei anderen gemeinsamen Projekten wie zum Beispiel dem „Medizincampus“, der gerade startete. Außerdem hat uns das Land die Aufgabe übertragen, die Behandlung von Covid-19-Patienten in der Region Trier gemeinsam zu koordinieren. So gesehen war die Zusammenarbeit auch eine sehr gute Übung für die Praxis auf anderen Gebieten.

Natürlich müssen wir wirtschaftlich arbeiten, aber Krankenhäuser sind keine Gewinnoptimierungsmaschinen.
Dr. Oliver Kunitz

Welche Lehren ziehen Sie für vergleichbare Krisen in der Zukunft? Was kann allgemein verbessert werden, etwa politisch beziehungsweise bezüglich verschobener Behandlungen und deren Folgen?

Dr. Kunitz: Verschobene Behandlungen waren aus meiner Sicht nicht so sehr das Problem. So wie wir das gemacht haben, konnten auch Patienten mit anderen Erkrankungen kommen und behandelt werden, sieht man von elektiven Eingriffen zum Beispiel in der Orthopädie ab. Ich denke, andere Regionen können von uns lernen, dass man die Behandlung von Covid-19-Patienten klar separiert, um so die Versorgung aller sicherstellen zu können.

PD Dr. Piepho: Was in dieser Krise noch einmal deutlich wurde: Wir brauchen Ressourcen in der Medizin! Wir hatten in Deutschland bislang eine deutlich geringere Sterblichkeit als in vielen anderen Ländern, das hat sicherlich auch mit unseren vergleichsweise hohen Kapazitäten an Intensivbetten zu tun. Aber das zeigt auch, dass wir bei allem Kostendruck immer darauf achten müssen, dass solche Kapazitäten vorgehalten werden. Denn wie bereits gesagt – es kann immer wieder zu vergleichbaren Situationen kommen.

Dr. Kunitz: Medizin kann nicht nur betriebswirtschaftlich gesehen werden! Natürlich müssen wir wirtschaftlich arbeiten, aber Krankenhäuser sind keine Gewinnoptimierungsmaschinen. Wenn Sie Ihre Teams darin trainieren, wie sie ihre Schutzkleidung optimal anlegen, oder Sie die neuesten Studien lesen, um zu wissen, wie Sie am besten Ihre Patienten therapieren, dann kostet das einfach Zeit und Ressourcen!

Das Gespräch erschien auch im Magazin kkvd Aktuell.

 
 

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