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Judith Mark15.03.2022

Freedom Day – für wen?

Nur noch wenige Tage bis fast alle Corona-Maßnahmen fallen sollen, trotz steigender Infektionszahlen. Ein Datum mit dem symbolträchtigen Namen „Freedom Day“, über dessen Zeitpunkt gerade wieder heftig debattiert wird. Werden wir dann wieder so leben wie vor der Pandemie? Ist danach alles vergessen? Judith Mark, Sozialraummanagerin bei den Barmherzigen Brüdern Schönfelderhof, hat sich Gedanken rund um den symbolträchtigen Tag gemacht. Nicht nur, aber auch, weil sie es jeden Tag mit vulnerablen Personen zu tun hat.

Judith Mark, Sozialraummanagerin bei den Barmherzigen Brüdern Schönfelderhof
Judith Mark, Sozialraummanagerin bei den Barmherzigen Brüdern Schönfelderhof

Am Sonntag  ist es soweit, der lang ersehnte Freedom Day in Deutschland steht an. Bis zum 20. März sollen die aktuellen Schutzmaßnahmen in drei Schritten fast vollständig gelockert werden: Alle dürfen wieder in den Einzelhandel, in der Gastronomie gilt 3G statt 2G und am Tag aller Tage fallen schließlich auch die letzten Schutz­maßnahmen. Fast, denn Abstands­regelungen werden uns weiterhin begleiten ebenso wie Impf­nachweis­pflicht, Maskenpflicht in den Öffentlichen Verkehrsmitteln und Testpflicht in bestimmten Bereichen. Nicht zu vergessen die altbekannten allgemeinen Hygienevorgaben.

Ist das nun eine Rückkehr in die lang ersehnte Normalität? Was ist denn unsere Normalität? Verschiebt sich eine Normalität nicht immer wieder, abhängig von den Umweltfaktoren und der persönlichen Situation? So gehörten Masken, Abstand, Soziale Distanz und Homeoffice für über zwei Jahre zu unserer Normalität. Der 20. März bedeutet eine Zäsur, aber wird es wieder wie vor der Pandemie? Geht das überhaupt? Wir sind doch irgendwie noch mittendrin!

AHA+L-Regeln weiter beibehalten

Die Regelungen waren und sind für mich eine Sicherheit, vor allem im direkten Umgang mit vulnerablen Personen. Ich arbeite auf dem Schönfelderhof in Zemmer und empfinde die Maßnahmen nicht nur als guten und wichtigen Schutz für mich, sondern auch für die Klient*innen, deren Zuhause ich täglich betrete.

Bis zum sogenannten Freedom Day wird Corona nicht weg sein. Mit Blick auf die aktuellen Zahlen in meinem Umfeld sind zu diesem Zeitpunkt sicherlich noch einige Bekannte und Freunde in Quarantäne. Corona ist noch da und wird uns noch viel länger begleiten. Wir müssen lernen, damit zu leben!

Viele Klient*innen freuen sich, denn besonders für sie bedeuten die Lockerungen ein Stück weit Rückkehr zur Normalität. Vor über zwei Jahren wurde die Alltagsstruktur, die besonders für psychisch erkrankte Menschen wichtig ist, schlagartig durchbrochen. Nahezu nichts war mehr wie gewohnt, die Angst vor Infektionen wurde ein ständiger Begleiter. Gewohnheit und Tagesstruktur sind wichtig, das haben wir in dieser Zeit deutlich – und mitunter auch schmerzhaft – gespürt.

Eine neue Normalität

Der Schönfelderhof liegt idyllisch, aber auch etwas abgelegen. Das ist gleichzeitig Fluch und Segen. Haben wir bis heute kaum Infektionen bei Klient*innen, waren es jedoch teilweise auch für viele Klient*innen zwei einsame Jahre. Deswegen wünsche ich mir für diese Menschen wieder mehr unkomplizierten Alltag, mehr langfristige Struktur und ja, mehr Freiheit. Eben eine neue Normalität mit vielen Freiheiten, die trotzdem die AHA+L-Regeln einschließt.

Ich muss zugeben, es fällt mir nicht leicht, über diesen „Stichtag“ zu schreiben als wäre es ein nationaler Feiertag mit dem wir als Gesellschaft uns und unsere Freiheit feiern. Es fällt mir vor allem nicht leicht, weil vor Kurzem in Europa ein Krieg ausgebrochen ist. Unschuldige Menschen werden attackiert, sind heimatlos und haben keinen „Freedom“. Während wir unsere Maßnahmen fallen lassen, die uns in den letzten beiden Jahren geschützt haben, sind in unserer unmittelbaren Nähe Menschen schutzlos.

Uns allen wünsche ich, dass wir die Freiheit, die die jetzigen Corona-Maßnahmen erlauben, genießen können. Denn wir erleben gerade, dass geltende Hygieneregeln oder anstehende Lockerungen ein vergleichsweise kleines, unwichtigeres Thema sind.

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