25.09.2018
Bei einer Pressekonferenz während der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda am 25. September 2018 um 13:15 Uhr wurde die aktuelle MHG-Studie (benannt nach den Orten der Universitäten des Forschungskonsortiums – M(annheim)-H(eidelberg)-G(ießen)) mit dem Titel „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ vorgestellt. In Bezug auf Herausforderungen und Konsequenzen der Studie für einen der größten katholischen Träger von Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen in Deutschland erklärt Dr. Albert-Peter Rethmann für die Geschäftsführung der BBT-Gruppe heute in Koblenz:
Durch die
Studie ist der Öffentlichkeit noch einmal vor Augen geführt worden, dass es in
den vergangenen Jahrzehnten und zum Teil bis in die jüngste Gegenwart hinein
gravierendes Fehlverhalten Einzelner, aber auch der unterschiedlichsten
institutionellen Ebenen der Kirche gegeben hat. Vor allem die Erkenntnis des
institutionellen Versagens, der Blick auf eine Praxis des Verschweigens und der
Verdunklung erschüttert uns.
Bereits im
Jahr 2010 haben viele Opfer von sexuellem Missbrauch ihr Schweigen gebrochen.
Für viele Institutionen, darunter namhafte Einrichtungen in kirchlicher
Trägerschaft und in Ordensträgerschaft war es eine bittere Erfahrung, zu sehen,
dass sie es nicht vermocht hatten, den anvertrauten Menschen ausreichenden
Schutz zu bieten. Täter konnten vielfach ein System aus Wegschauen und
Abhängigkeiten ausnutzen. Kirchliche Einrichtungen und Kirchengemeinden waren
für viele Opfer von Missbrauch nicht das, was sie sein sollen: Orte der
Geborgenheit und des Vertrauens. Die Aufarbeitung der Vergangenheit hat
deutlich gemacht, dass Systeme und Organisationen eine große Mitschuld tragen.
Die Aufarbeitung wird noch Jahre dauern. Die seelischen Verletzungen der Opfer
sind schwerwiegend und teilweise nach Jahren und Jahrzehnten nicht verheilt.
Jede
Einrichtung in kirchlicher Trägerschaft und jedes kirchliche Unternehmen haben
als Teil der Kirche auch Anteil an ihrem Auftrag. Sie sind getragen von der
Überzeugung, aus ihrem Glauben heraus zum Wohl von Menschen zu wirken. Wo
Missbrauch geschehen ist und das Vertrauen von Menschen auf unsägliche Weise
verletzt wurde, ist das Fundament erschüttert. Die Glaubwürdigkeit kirchlichen
Handelns kann von vielen Menschen nicht mehr wahrgenommen werden.
Wenn wir in
unseren Einrichtungen und auf Unternehmensebene die entsprechenden Vorgaben der
Bischofskonferenz bzw. der Deutschen Ordensobernkonferenz zur Prävention von
sexuellem Missbrauch umsetzen, dann tun wir das als Teil der Kirche. Im Rahmen
unserer Arbeit wollen wir das begründete Vertrauen vermitteln, dass Menschen in
unseren Einrichtungen sicher und geborgen sein können.
Unser Schutzkonzept ist ein wichtiger Ausdruck unserer Wertekultur. Es soll helfen, die Menschen, die sich unseren Mitarbeitenden und Einrichtungen anvertrauen, vor Übergriffen und Gewalt zu schützen. Unsere Mitarbeitenden sind in diesem Rahmen die entscheidenden Werteträger und Garanten für eine von Achtsamkeit geprägte Unternehmenskultur.
Seit dem Jahr
2014 werden in allen Einrichtungen der BBT-Gruppe Ombudspersonen ernannt und
geschult, die als Ansprechpartner in den Einrichtungen zur Verfügung stehen,
wenn bei Mitarbeitenden oder Patienten, Bewohnern und Klienten der Verdacht auf
Übergriffe oder Missbrauch besteht. Alle Mitarbeitende unterschreiben eine
Selbstverpflichtungserklärung, mit der sie die wesentlichen Grundsätze des
achtsamen Umgangs mit den ihnen anvertrauten Menschen bewusst und explizit
unterstreichen. Dort, wo es gesetzlich vorgesehen ist, liegen uns auch
entsprechend erweiterte Führungszeugnisse von Mitarbeitenden vor. Der
markanteste Bestandteil der Präventionsarbeit sind die Schulungen zur
Prävention von sexuellem Missbrauch und Gewalt. Seit 2015 wurden bereits mehr
als 5.000 Mitarbeitende der BBT-Gruppe in mehrstündigen Schulungen für die Thematik
der Prävention von sexuellem Missbrauch sensibilisiert. Beschwerdewege sind
etabliert und werden weiterentwickelt.
Wir wissen:
all diese Maßnahmen machen das furchtbare Leid der Opfer eines teils auch
systematischen Umgangs mit sexualisierter Gewalt in der Katholischen Kirche
nicht ungeschehen. Keine Institution kann verhindern, dass Menschen, die in ihr
arbeiten, Fehler machen oder ihre Position zum Schaden von Menschen ausnutzen.
Aber jede Institution muss Mechanismen entwickeln, mit denen sie Missbrauch verhindert. Jede Institution kann Betroffenen ehrliche
und wirksame Unterstützung bieten und muss beharrlich an einer Kultur der
Achtsamkeit arbeiten. Diese Aufgaben sind mühsam und mit hohem Einsatz verbunden.
Doch sie sind nicht verzichtbar, wenn Vertrauen erhalten oder wiederhergestellt
werden soll.
Die Pressemitteilung finden Sie hier: