29.12.2023 | Katholisches Klinikum Koblenz-Montabaur
Rückblick und Ausblick am KKM: Das Direktorium des Katholischen Klinikums Koblenz · Montabaur blickt in einem Doppelinterview auf das vergangene Jahr zurück und gibt einen Ausblick auf 2024. In diesem Jahr tun dies Annette Schaade (Kaufmännische Direktorin) und Dr. med. Martin Haunschild (Ärztlicher Direktor), die gemeinsam mit Werner Hohmann (Hausoberer) und Thomas Geltenpoth (Pflegedirektor) das Direktorium bilden.
Das Jahr 2023 hat uns alle erneut vor große
Herausforderungen gestellt. Vielleicht ein kurzer persönlicher
Blick zu Beginn: Wie haben Sie das Jahr erlebt?
Annette Schaade: Wir haben viele Herausforderungen zu
bewältigen, auf die wir sicherlich in diesem Interview auch noch eingehen
werden. Wichtig ist bei all dem aber, immer das Gefühl zu haben, dass wir in
diesen Zeiten als Dienstgemeinschaft zusammenstehen und uns gemeinsam diesen Aufgaben
stellen. Jeder von uns ist von den Veränderungen betroffen, sowohl beruflich
wie auch privat. Umso wichtiger ist es, nie die Zuversicht zu verlieren.
Martin Haunschild: Dem kann ich mich nur anschließen. Wir waren mit Problemen konfrontiert, die wir bis dahin so nicht kannten. Nicht
alle konnten wir zu unserer Zufriedenheit lösen, aber in solche Momenten zu
wissen, dass wir als Dienstgemeinschaft am KKM füreinander da sind und den
Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung bieten können, hat gut getan. Hier möchte ich mich
bei allen, in der Patientenversorgung involvierten Berufsgruppen für die
gezeigte Einsatzbereitschaft zum Wohle
unserer Patienten, recht herzlich
bedanken.
Welche Themen haben Sie im abgelaufenen Jahr besonders
bewegt?
Annette Schaade: Der wirtschaftliche Druck im
Gesundheitswesen ist groß, in vielen Fällen aber ist er nicht von den
Krankenhäusern verschuldet. In den meisten Fällen, auch bei
Krankenhausinsolvenzen in unserer Region, geht es nicht um eine bilanzielle
Überschuldung. Die Probleme liegen in anderen Bereichen. Die Kosten für
Energie, Waren und Dienstleistungen sind, bedingt durch die Inflation, deutlich
gestiegen. Die grundsätzlich gut gemeinte Refinanzierung der Kosten zum Beispiel
der Pflege über die sogenannten Pflegebudgets führt zu einer Vorfinanzierung in
diesem Bereich und damit zu einer hohen Belastung der Liquidität. Das bedeutet
konkret, dass wir unsere Pflegekosten zwar in unseren Bilanzen erlösseitig
abgrenzen können, die Auszahlung allerdings zeitverzögert
mit Abrechnungs-Fällen in der Zukunft erfolgt. Die Lücke zwischen den bereits
entstandenen Kosten und deren Erstattung steigt stetig an. Diesen Mechanismus
hat kein Krankenhaus schuldhaft verursacht. Das System braucht an dieser Stelle
dringend eine Korrektur.
Martin Haunschild: Hinzu kommt, dass viele Kolleginnen und Kollegen in den
unterschiedlichen Bereichen im Krankenhaus einer hohen Belastung ausgesetzt
sind. Unsere Mitarbeitenden leisten Herausragendes, dennoch kommt es vor, dass
zum Beispiel durch krankheitsbedingte Ausfälle elektive Eingriffe verschoben
werden müssen. Dies führt bei Patientinnen und Patienten nicht nur zu
Wartezeiten, sondern vielfach fehlt auch das Verständnis für diese Situation. Die
genannten Wartezeiten würden wir gerne kürzer halten. Aber es ist schlichtweg
nicht immer möglich und vor allem
organisatorisch mit einem extrem hohen Zeitaufwand für die betroffenen
Mitarbeitenden verbunden. Wichtig ist aber an dieser Stelle zu unterstreichen,
dass die Versorgung von dringenden Fällen und Notfällen stets gewährleistet war
und ist.
Bei allen Herausforderungen gab es viele positive
Nachrichten aus dem KKM im vergangenen Jahr. Dass, was hier für die
Patientinnen und Patienten geleistet wird, das wird auch von externen Experten
gesehen und honoriert.
Martin Haunschild: Das stimmt, denken wir nur an die
zahlreichen Siegel, die unser Klinikum auch im Jahr 2023 erhalten hat. Alleine
acht Mal wurden wir mit dem Focus-Siegel ausgezeichnet. Dazu hat uns auch der
Stern und die FAZ mit Siegeln bescheinigt, welch wertvolle Arbeit wir leisten.
All diese Auszeichnungen erhalten wir, weil unsere Patienten und die Einweiser
in der Region unsere Arbeit überdurchschnittlich gut bewerten. Auch die vielen
Zertifizierungen - sie alle aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen -
zeigen, dass das KKM für ausgezeichnete Medizin auf höchstem
Niveau steht.
Annette Schaade: Diese hohe Qualität lässt
sich auf alle Arbeitsbereiche am KKM übertragen. Und genau das macht am Ende
auch den Unterschied aus. Ich denke da zum Beispiel an das vom Stern verliehene
Siegel „Deutschlands ausgezeichnete Arbeitgeber Pflege“. Grundlage hierfür war eine umfangreiche Studie aller
Krankenhäuser in Deutschland. Das KKM hat diese Auszeichnung als einziges
Krankenhaus in der Region erhalten. Oder nehmen wir die Strukturprüfung unserer
Notaufnahmen durch den Medizinischen Dienst (MD), die wir erfolgreich bestanden
haben. Diese Prüfung beinhaltet eine Untersuchung der
Notfallversorgungs-Strukturen sowie eine Einordnung in festgelegte Stufen. Bei
dieser Prüfung sind alleine im Jahr 2021 mehr als 40 Prozent der geprüften
Krankenhäuser durchgefallen. Das KKM hat sich auf vielen Ebenen als kompetenter
und zuverlässiger Partner bewiesen.
Martin Haunschild: Und auch das ist uns besonders wichtig:
Wir als KKM haben uns auf den Weg zu einer gesunden Organisation gemacht und
das Betriebliche Gesundheitsmanagement im Rahmen eines Projektes neu
aufgestellt und definiert. Dass wir damit von der Berufsgenossenschaft für
Gesundheitsdienste und Wohlfahrtspflege (BGW) für den Gesundheitspreis 2023
nominiert waren und es bundesweit unter die Top 5 geschafft haben, zeigt, dass
wir auch in solchen Bereichen wahrgenommen werden und unsere interne Arbeit
nicht nur von unseren Mitarbeitenden, sondern auch von extern honoriert wird.
Wie weit ist die Digitalisierung am KKM vorangeschritten?
Annette Schaade: Wir haben uns schon vor vielen Jahren auf
den Weg gemacht und waren auch eines der ersten Krankenhäuser in
Rheinland-Pfalz, die im Rahmen des Krankenhauszukunftsfonds Fördergelder
erhalten haben. Die Digitalisierung ist längst Teil unsers Klinikalltags.
Unsere Aufgabe auch als christliches Krankenhaus ist es, die Digitalisierung
nicht als Selbstzweck oder als Ersatz menschlicher Nähe in der
Patientenbehandlung zu verstehen, sondern vielmehr sie so einzusetzen, dass sie
den Menschen dient und die knappen personellen Ressourcen im Gesundheitswesen
entlastet. Die Kolleginnen und Kollegen können sich im besten Fall wieder mehr
um die Patientinnen und Patienten kümmern. Richtig eingesetzt, erreichen wir
vielleicht sogar wieder mehr Menschlichkeit in Krankenhäusern durch die
Digitalisierung. Dass wir bei allen unterschiedlichen
Digitalisierungs-Projekten im Zeitplan sind, unterstreicht: Wir leben
Digitalisierung!
Welche Rolle spielt der Bildungscampus Koblenz mit seinen
rund 600 Auszubildenden in den Gesundheitsfachberufen beim Rückblick auf das
Jahr 2023?
Martin Haunschild: Das, was an unserem Bildungscampus
geleistet wird, ist von unschätzbarem Wert. Und zwar nicht nur für uns als KKM,
sondern für die gesamte Region. Alleine bei der sehr bewegenden Feierstunde in
der Herz-Jesu-Kirche in diesem Sommer haben mehr als 140 Auszubildende ihre
Zeugnisse erhalten. Sie alle haben den Schritt ins Berufsleben gemacht und sind
heute wichtige Kolleginnen und Kollegen am KKM, in der Region und über die
heimischen Grenzen hinaus. Wir dürfen zurecht stolz sein auf unseren
Bildungscampus!
Wie wichtig ist es, dass das KKM neben all den dienstlichen
Momenten auch außerhalb des Klinikalltags Momente der Begegnungen schafft?
Annette Schaade: Extrem wichtig! Und wir sehen, wie wertvoll
auch unsere Kolleginnen und Kollegen solche Momente finden. Ich denke da zum
Beispiel an unser Sommerfest. Das war ein Abend voller Begegnungen und
Gespräche. Die Mitarbeitenden in unserer Dienstgemeinschaft haben für ihren
unermüdlichen Einsatz Respekt und Dankbarkeit verdient. Das Sommerfest ist
jedes Jahr für uns ein schöner Anlass, dies zum Ausdruck zu
bringen. Mehr als 900 Mitarbeitende hatten sich in diesem Jahr angemeldet - und
haben einen tollen Abend im Kreise der Dienstgemeinschaft erlebt. Und auch die Adventsfeiern
an allen Betriebsstätten in Form von kleinen Weihnachtsmärkten waren voller
wertvoller Begegnungen und Momente.
Zum Abschluss der Blick nach vorne: Was bringt das Jahr
2024?
Annette Schaade: Die Herausforderungen werden nicht weniger
werden. Lassen Sie mich exemplarisch auf die tariflichen Entwicklungen der
Personalkosten blicken. Die Tarifsteigerungen sind ein ganz wichtiges Signal
für die Mitarbeitenden in diesen schwierigen Zeiten. Die Refinanzierung stellt
das Gesundheitswesen vor eine gewaltige Aufgabe. Die Personalkosten steigen im
zweistelligen Prozentbereich, die Erlöse für medizinische und therapeutische
Dienstleistungen im niedrigeren einstelligen Bereich. Es darf nicht sein, dass
Krankenhäuser durch Tariftreue in wirtschaftliche Nöte
geraten. Hier ist auch die Politik gefordert, im Gesundheitswesen die richtigen
Weichen zu stellen.
Martin Haunschild: Ich möchte gerne noch kurz
den Blick auf die personelle Entwicklung lenken - eine wichtige
Zukunftsaufgabe, denn jenseits von notwendigen strategischen Entscheidungen
wird das Überleben eines Krankenhauses zunehmend von personellen Ressourcen
geprägt. Es ist uns im vergangenen Jahr
in vielen Bereichen sehr gut gelungen, Stellen zu besetzen oder nachzubesetzen.
Dies ist unter anderem auch unserem sehr guten Ruf als Klinikum zu verdanken
und dem, was die Kolleginnen und Kollegen hier leisten. Wir sind ein
vertrauensvoller und leistungsstarker Arbeitgeber - und werden auch so
wahrgenommen. Auch mit Blick auf 2024 ist es uns bereits gelungen, wichtige
Stellen in Medizin, Pflege und Verwaltung mit hoher Expertise zu besetzen.
Gleichwohl wird die personelle Entwicklung eine der zentralen Aufgaben für die
Zukunft sein - in 2024, aber auch darüber hinaus. Aber auch hier sind wir als
KKM sehr gut aufgestellt und bereit, uns dieser Herausforderung zu stellen. Wichtig
sind dabei vor allem auch neue Wege und Konzepte in der Personalakquise und
Personalbindung.