21.11.2023 | Katholisches Klinikum Koblenz-Montabaur
Adipositas ist eine chronische Stoffwechsel-Erkrankung, die die Lebensqualität und Lebenserwartung der Betroffenen in erheblichem Maß einschränkt. In vielen Fällen führen Diäten und andere konservative Therapiekonzepte nicht zu der erhofften Reduktion des Übergewichtes. Ab einer höhergradigen Adipositas ist ganz oft ein operativer Eingriff am Magen-Darmtrakt die einzige Möglichkeit, das Übergewicht in nennenswertem Ausmaß und dauerhaft zu senken. Durchgeführt werden diese Eingriffe am Adipositaschirurgie-Zentrum des Katholischen Klinikums im Brüderkrankenhaus in Montabaur. Im Interview erläutert Dr. med. Dirk Wasmuth, Leiter des Zentrums, alle wichtigen Fragen rund um die Adipositaschirurgie.
Herr Dr. Wasmuth, aus welchen Gründen entscheiden sich betroffene Patientinnen und Patienten für einen operativen Eingriff am Adipositaschirurgie-Zentrum?
Zunächst einmal bringen die Patienten in der Regel eine lange Leidensgeschichte mit. Sie haben auf unterschiedlichen Wegen und mit ganz unterschiedlichen Diäten versucht, ihr Gewicht zu reduzieren. Wenn dies nicht geklappt hat, führt das nicht nur zu einer hohen Unzufriedenheit, sondern oft auch zu Begleiterkrankungen. Und natürlich führen mögliche Stigmatisierung und Probleme mit Alltag, ausgelöst durch das Übergewicht, auch zu einer hohen psychischen Belastung.
Welche verschiedenen Arten von Operationen führen Ihr Team und Sie am Adipositaschirurgie-Zentrum in Montabaur durch?
Zunächst einmal ist es wichtig zu unterstreichen, dass es nicht die eine Lösung gibt und den einen Eingriff. Es ist wichtig, und genau das geschieht bei uns, ganz individuell auf den Patienten zu schauen und gemeinsam die bestmögliche Lösung zu finden. Die Beratung spielt also eine ganz entscheidende Rolle. Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Mögliche Verfahren sind: Schlauchmagenoperation, Magen-Bypass-Operationen, Ein-Anastomosenbypass (Omega-Loop).
Welche Kriterien müssen Patienten erfüllen, um für eine Operation in Frage zu kommen?
Für Patienten mit langjährigem Übergewicht und einem Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 40 kann eine Operation sinnvoll sein. Sollten Begleiterkrankungen wie etwa erhöhter Blutzucker, Bluthochdruck, Schlafapnoesyndrom, Verschleiß an den Gelenken bestehen, die mit dem Übergewicht in Zusammenhang stehen, kann bereits bei einem BMI von mehr als 35 eine Operation in Betracht gezogen werden. Sollte der BMI 50 oder darüber sein ist eine Operation dringend anzuraten. In diesem Fall besteht häufig wenig Hoffnung, das Gewicht allein mit Diäten im nennenswerten Ausmaß zu reduzieren.
Und wie steht es um die Kosten für einen solchen Eingriff?
Für die Kostenübernahme behält sich die Krankenkasse, anders als bei anderen Erkrankungen, eine Einzelfallentscheidung vor. Damit die Operationskosten getragen werden, sind ganz bestimmte Voraussetzungen erforderlich. Die Vorgehensweise richtet sich nach aktuellen medizinischen Leitlinien. Das Team am zertifizierten Zentrum für Adipositaschirurgie am Katholischen Klinikum unterstützt seine Patienten bei der Antragstellung zur Kostenübernahme und beim Dialog mit den Krankenkassen. Oft ist im Vorfeld ein konservatives Therapieprogramm (MMK) sinnvoll und notwendig. Wir bieten sämtliche Therapiemaßnahmen an, mit denen sich das Gewicht reduzieren lässt. Dies ermöglicht eine qualifizierte Vorbereitung auf die Operation.
Was passiert nach der Operation? Wie ist die Nachsorge geregelt?
Die Operation an sich ist nur Teil eines ganzheitlichen Konzeptes, individuell abgestimmt auf jeden einzelnen Patienten. Die Betreuung und Behandlung endet daher nicht mit der Operation, vielmehr stehen Arzt und Patient auch nach dem Eingriff in einem engen Informationsaustausch. Das Team der Adipositas-Chirurgie am Katholischen Klinikum steht mit Rat und Tat zur Seite, um eine erfolgreiche Nachsorge zu gewährleisten.