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100 Interessierte bei „Schutz vor Herzstillstand“

Falsch ist nur, nicht zu helfen

Sie sind ein eingespieltes Team. Wohl über 20-mal haben Privatdozent Dr. Luciano Pizzuli (Chefarzt Kardiologie) und sein Kollege Dr. Jochen Kuhl (Kardiologische Praxis KJL, Bonn) ihr Patientenseminar im Rahmen der Herzwochen der Deutschen Herzstiftung veranstaltet. Diesmal im Fokus: der plötzliche Herztod. Wie immer, traf die Veranstaltung in der Cafeteria im Haus Petrus des Gemeinschaftskrankenhauses auf reges Interesse.


Die Zahl ist erschreckend: Rund 65.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen plötzlichen Herztod, überwiegend Männer ab 60 Jahren. Junge Männer, meist Sportler, können auch betroffen sein: bei einer angeborenen Herzkrankheit oder einer Herzmuskelentzündung infolge einer nicht auskurierten Infektion. Auch Drogenkonsum (Kokain) könne einen Herzstillstand auslösen, warnte Dr. Kuhl.
Bei den über 35-Jährigen besteht bei mehr als 95 Prozent der Opfer eines plötzlichen Herztods eine strukturelle Herzkrankheit, meistens Verkalkung und Verengung der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit). Besonders gefährdet sind Menschen, die schon einen Herzinfarkt oder einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand überlebt haben.
Was passiert beim plötzlichen Herztod? Unmittelbarer Auslöser sind bösartige Herzrhythmusstörungen der linken und rechten Herzkammer, wie das Kammerflimmern. Dann bricht innerhalb weniger Sekunden der Kreislauf zusammen. Das Herz schlägt nicht mehr, das Gehirn wird nicht mehr mit Blut versorgt, und es kommt innerhalb weniger Minuten zum Tod. Hier appellierten die Kardiologen an ihre Zuhörerschaft: „Leiten Sie in einem solchen Fall umgehend Wiederbelebungsmaßnahmen ein, indem sie den Patienten auf den Boden legen und eine Herzdruckmassage ausführen, indem sie mit beiden Händen kräftig auf den Brustkorb drücken. Wählen Sie den Notruf 112 und setzen Sie, wenn vorhanden, einen Defibrillator ein. Sie können nichts falsch machen. Falsch ist nur, nicht zu helfen.“
Wie lässt sich der plötzliche Herztod vermeiden? Dr. Kuhl wies darauf hin, dass 80 bis 90 Prozent der Fälle koronarer Herzkrankheit auf den ungesunden Lebensstil zurückzuführen sind und dass dabei „auch die Seele eine Rolle spielt“. Er empfahl fünf Mal pro Woche 30 Minuten Ausdaueraktivität (flottes Gehen, Laufen, Radfahren) und eine gesunde ballaststoffreiche Ernährung ohne zu viel Salz. Warnsignale wie Beschwerden in Ruhe, Ohnmachten und Krampfanfälle sollten ernstgenommen und vom Kardiologen abgeklärt werden. In der Behandlung kommen neben den Betablockern auch neue Medikamente zum Zuge: So werden seit wenigen Jahren Gliflozine, mit denen ursprünglich Diabetes mellitus behandelt wurde, erfolgreich bei Patienten mit Herzinsuffizienz eingesetzt.
Dr. Pizzulli wies darauf hin, dass bei einem Herzinfarkt sofort eine Katheterbehandlung erfolgen muss, damit das verschlossene Gefäß aufgedehnt wird. Nach dem Herzinfarkt müssten bei der modernen Therapie manchmal viele Medikamente eingenommen werden, dies verschaffe aber „die beste Prognose“. Bei Patienten mit bösartigen Herzrhythmusstörungen können implantierte Defibrillatoren (ICDs) durch elektrische Impulse den Rhythmus normalisieren. ICDs haben sich bei vielen Patienten als eine zuverlässige und wirksame Strategie zur Verhinderung plötzlicher Herzstillstände erwiesen. Je nach Bedarf wird ein Einkammer-ICD (mit einer Elektrode in der rechten Herzkammer), ein Zweikammer-ICD (mit je einer Elektrode in der rechten und linken Herzkammer) oder, bei schwerer Herzschwäche, ein Dreikammer-ICD eingesetzt, der zusätzlich noch die Möglichkeit bietet, beide Herzkammern wieder synchron miteinander schlagen zu lassen. Für Patienten mit einem vorübergehenden Risiko für lebensbedrohliche Rhythmusstörungen gibt es eine Defibrillator-Weste.


 
 

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