11.03.2024 | Gemeinschaftskrankenhaus Bonn
Unsere Chefärzte PD Dr. Alizai (Viszeralchirurgie, links) und Prof. Dr. Dumoulin (Innere Medizin) erläuterten neue Diagnostik- und Therapieverfahren und beantworteten Ihre Fragen.
Beim
Arzt-Patienten-Seminar im Darmkrebsmonat März klärten der neue Chefarzt der
Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Gemeinschaftskrankenhauses, Privatdozent
Dr. Patrick H. Alizai, und der Chefarzt der Inneren Abteilung, Professor Dr.
Franz Ludwig Dumoulin von der Vorsorge bis zur richtigen Therapie über das Thema
Darmkrebs auf und stellten sich den Fragen der rund 50 Interessent:innen. Aufgrund
der engen partnerschaftlichen Kooperation zwischen den Abteilungen für Innere
Medizin und für Chirurgie kann im Gemeinschaftskrankenhaus unter einem Dach für
alle Patient:innen die bestmögliche Diagnostik und Therapie angeboten werden –
von der Krebsfrüherkennung über die Beseitigung früher Tumorstadien mittels
schonender endoskopischer Verfahren bis hin zur komplexen tumorchirurgischen
Operation.
Der Darmkrebs rangiert bei Frauen an zweiter Stelle
der Tumorerkrankungen, bei Männern an dritter Stelle, und das Risiko einer
Erkrankung steigt mit dem Alter, doch lautet die Botschaft von Prof. Dr. Franz
Ludwig Dumoulin: „Darmkrebs ist kein Schicksal.“ Denn er entstehe meistens aus gutartigen
Vorstufen (Polypen) über zehn bis 15 Jahre, sodass den Vorsorgeuntersuchungen
höchste Bedeutung zukomme. Das bedeutet: eine Darmspiegelung für Männer ab 50,
für Frauen ab 55 Jahre und weitere Kontrollen je nachdem, ob Polypen gefunden
wurden. Prof. Dumoulin riet entschieden, die Vorsorge-Spiegelung wahrzunehmen,
da es bei Darmkrebs keine Frühsymptome gebe.
Kleine Polypen werden gleich bei der Darmspiegelung
abgetragen. Größere Neubildungen kann Prof. Dumoulin mittels der endoskopischen
Submukosadissektion (ESD) organerhaltend im Stück entfernen: „Das Präparat wird
dann vom Pathologen untersucht. Stellt er ein geringes Risiko für Lymphknotenmetastasen
fest, bleibt dem Patienten bzw. der Patientin eine Operation erspart.“
Sollte es doch zu Darmkrebs gekommen sein, operiert Privatdozent
Dr. Alizai minimal-invasiv durch fünf bis zwölf Millimeter kleine Schnitte. Entscheidend
sei, dass eine Ausbreitung des Krebses durch die Lymphbahnen verhindert werde. Weit
über 80 Prozent der Darmoperationen kämen ohne künstlichen Darmausgang aus,
manchmal müsse ein solcher für vier Wochen gelegt werden, wenn der Tumor sehr
tief saß. Unter der Operation bietet ein spezielles Bauch-Ultraschallgerät hoch
aufgelöste Bilder etwa von der Leber.
Sorgt das minimal-invasive Operieren und das heute
übliche schnelle Mobilisieren der Patient:innen und die frühere Heranführung an
Nahrung dazu, dass sie sich besser von der Operation erholen, setzt Privatdozent
Dr. Alizai zusätzlich auf Prähabilitation: „Wer so vorbereitet in die Operation
geht, ist schneller fit und kann zeitiger nach Hause oder in die Reha gehen. Wir
checken deshalb bei Patientinnen und Patienten mit bösartigen Erkrankungen des
Verdauungstrakts vor der OP die individuelle Leistungsfähigkeit und den
Ernährungsstand und bereiten sie mit einem multimodalen Behandlungskonzept
optimal auf den Eingriff vor.“ Dazu gehören Atemtraining, die Kräftigung der
Muskulatur durch leichte körperliche Übungen, eine psychologische Bereuung und
eine Ernährungsberatung.
Die Darmkrebspatienten der
Bonner Region profitieren vom Zusammenschluss der Ärzte und Krankenhäuser zum
Integrativen Darmzentrum Bonn/Rhein-Sieg (IDZB), das Diagnostik, Therapie und
Nachsorge in der gesamten Region interdisziplinär und leitliniengerecht
optimiert.