09.11.2023 | Das Caritas Bad Mergentheim
„Etwa 25 Prozent der Männer und 3 Prozent der Frauen erkranken in ihrem Leben einmal an einer Hernie in der Leiste. Dabei ist es unerheblich, ob man körperlich fit und durchtrainiert ist oder ein Schreibtischhocker“, erklärte Dr. Michael Bach bei seinem Vortrag im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim. Man könne – außer nicht zu rauchen – nichts tun, um einem Leistenbruch vorzubeugen: „Entweder man hat die erbliche Veranlagung zur Bindegewebsschwäche oder eben nicht.
Unter Hernien versteht man Lücken in der Bauchdecke, die an
Schwachstellen auftreten. Am häufigsten sind Nabel- und Leistenbrüche, aber
auch Narbenbrüche kommen relativ häufig vor. Meistens zeigen sie sich in einer
Vorwölbung unter der Haut. „Die Begrifflichkeit „Bruch“ ist aber etwas
missverständlich, da sich das Loch und der sogenannte Bruchsack schleichend
entwickeln und vergrößern und die Patienten oft über Jahre hinweg ohne Symptome
oder Schmerzen mit dem Bruch leben, bevor Beschwerden auftreten“, führte Dr.
Bach weiter aus. „Brüche können schmerzhaft sein, insbesondere beim Heben von
Lasten oder beim Husten“, erläuterte der erfahrene Viszeralchirurg. „Am
häufigsten tritt ein Bruch an den Schwachstellen der Bauchdecke auf, also im
Leistenbereich, am Bauchnabel und im Bereich von alten Operationsnarben. Wenn
Darm oder Fettgewebe in diese Aussackung hineinrutschen, wird die Vorwölbung an
der Bauchdecke sichtbar. Um die Gefahr der Einklemmung des Darms zu verhindern,
die bis zum Darmverschluss führen kann, ist eine Operation dann oft nicht
vermeidbar“, erklärte Dr. Bach, der anschließend ausführlich und mit
anschaulichem Bildmaterial aus dem OP über die verschiedenen Operationen informierte.
Zur Operation von Hernien stünden verschiedene Verfahren zur
Verfügung. Die Wahl der Methode hinge dabei von der Art des Bruchs, von Alter und
Allgemeinzustand des Patienten ab: „Grundsätzlich lassen sich offene
Operationen und endoskopische Methoden (minimal-invasive Methoden, sogenannte
Schlüssellochchirurgie) unterscheiden. Bei den offenen Eingriffen wird die
Bruchlücke über einen Schnitt über der Hernie vernäht und meistens durch ein
Kunststoffnetz, das zwischen den Schichten der Bauchdecke eingesetzt wird,
zusätzlich verstärkt.“, erläuterte Dr. Bach.
„Bei der endoskopischen Hernienoperation, wie beispielsweise
der im Caritas-Krankenhaus angewandten „TAPP“ (Transabdominelle Präperitoneale
Patch-Plastik) gelangt man durch einen kleinen Schnitt am Nabel mit einem
optischen Gerät (Laparoskop) in die Bauchhöhle. Über zwei zusätzliche kleine
Schnitte werden die endoskopischen Instrumente eingeführt. Bei dem Eingriff wird
dann ein Kunststoffnetz von innen vor die Bruchlücke gelegt und ggf. fixiert.
Ein Vorteil der endoskopischen OP ist, dass man sich in der Regel schon nach
zwei Wochen wieder voll belasten kann – zum Vergleich sind es bei der klassischen
OP vier Wochen. Endoskopische Operationen werden allerdings immer in
Vollnarkose durchgeführt, bei den offenen Methoden sind auch
Regionalanästhesien möglich“, führte Dr. Bach weiter aus.
Die
Hernienoperationen mit ihren Varianten Leistenbruch-OP, Nabelbruch-OP und
Narbenbruch-OP gehören zu den häufigsten Eingriffen in der Bauchchirurgie. So
werden in deutschen Krankenhäusern jährlich rund 350.000 Hernien-Operationen
durchgeführt. Viele der notwendigen Operationen können endoskopisch durchgeführt
werden, oft ist auch eine ambulante operative Behandlung möglich.