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Über 150 Personen kamen zum Patiententag „Leben mit Krebs“ im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim

Adäquate Ernährung, körperliche Aktivität und Resilienz unterstützen die Tumortherapie

Bei einer Tumorerkrankung zählt für viele Betroffene neben einer kompetenten und zugewandten medizinischen Versorgung auch ganz besonders die Hilfe zur Selbsthilfe. Sie möchten mitgenommen werden und wissen, was sie selbst tun können, um ihre Heilung zu unterstützen und die Krankheit leichter zu tragen, sagt Dr. Edgar Hartung, Leiter des Onkologischen Zentrums am Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim. Der 13. Patiententag „Leben mit Krebs“ des Caritas-Krankenhauses Bad Mergentheim rückte diese Themen in den Vordergrund. Etwa 150 Besucherinnen und Besucher gingen am Ende des Tages mit vielen Neuigkeiten zu unterstützenden Möglichkeiten bei der Tumortherapie und neuesten Behandlungsmethoden nach Hause.

Dr. Nora Zoth, Sportwissenschaftlerin von der Universität Köln, sprach im ersten Vortrag über das wichtige Thema körperliche Aktivität bei Krebs. „Etwa 42 Prozent der deutschen bewegen sich zu wenig“, sagte Nora Zoth. „Eine Befragung von über 350 Krebspatient*innen hat ergeben, dass nur etwa 15 Prozent der Betroffenen nach Diagnosestellung sportlich aktiv würden oder blieben – 30 Prozent hingegen verringerten ihre sportlichen Aktivitäten. „Das ist natürlich durchaus nachvollziehbar, denn eine Tumorerkrankung ist eine Ausnahmesituation, die mit vielen Ängsten und Verunsicherungen behaftet ist.“ Trotzdem sei immer „jetzt“ der richtige Zeitpunkt mit körperlichen Aktivität zu beginnen, um einer Abwärtsspirale entgegenzuwirken. Im Vortrag wurde deutlich, dass Bewegung auch bei einer akuten Tumorerkrankung immer einen positiven Effekt hat. Grundsätzlich könne man sowohl in Eigenregie wie auch mit Hilfe der Physiotherapie trainieren, so Dr. Nora Zoth. „Günstig ist aber eine Kombination aus beidem, da ein professionell gestütztes Training gezielt gegen die klinischen Nebenwirkungen der medizinischen Tumortherapie wie beispielsweise Schlafstörungen, Polyneuropathie oder dem Fatigue-Syndrom hilft und das eigene Training das Wohlbefinden und die Beziehung zum eigenen Körper deutlich steigert“. Es gebe aber auch Indikationen, bei denen Krebspatientinnen und -patienten von anstrengenden Bewegungen und Sport absehen sollten wie etwa bei akuten Blutungen, starken Schmerzen oder Infektionen, Fieber, Schwindel oder Übelkeit sowie Schlafstörungen. Ungünstig sei Sport auch, wenn die Anzahl der Blutkörperchen unter 20.000 µl liegt oder in den nächsten 24 bis 48 Stunden eine Chemotherapie ansteht. Am Ende gab die Sportwissenschaftlerin konkrete Tipps, an welche Stellen sich Betroffene wenden können, wenn sie mehr über das Thema erfahren oder aktiv werden möchten. Sie verwies unter anderem auf das Netzwerk „Onkoaktiv“, ein Zusammenschluss, über den örtliche Tumorzentren mit entsprechenden Kompetenzen koordiniert werden. „Das Caritas-Krankenhaus verfügt ebenfalls über ein spezielles Rehasport-Programm – die Gruppe „Sport nach Krebs“, sagte Dr. Zoth. Auf der Homepage der Uniklinik Köln fänden Krebspatient*innen darüber hinaus Videoanleitungen für das Training zuhause.

„Resilienz ist Ihr ganz persönlicher Regenschirm“

Im Anschluss machte Psychologe und Psychoonkologe Mario Zoll (Comprehensive Cancer Center Würzburg) die Resilienz, also die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber schweren Schicksalsschlägen und belastenden Umständen, zum Thema. Über Resilienz sollten bestenfalls nicht nur die an Krebs erkrankte Person sondern auch dessen Angehörige verfügen. Resilienz verglich Zoll mit einem ganz persönlichen Regenschirm, der Verzweiflung verhindert. Für eine gute Widerstandsfähigkeit seien sieben Säulen ganz entscheidend, dazu zählen Optimismus, der Ausbruch aus der eigenen Opferrolle ebenso wie gute Netzwerke für Austausch und der Wille, Verantwortung zu übernehmen. Auch die Akzeptanz der Erkrankung sowie eine lösungsorientierte Lebensweise seien wichtig und nicht zuletzt dürfe man getrost daran gehen, die eigene Zukunft zu planen. Das helfe immens, turbulente und schwierige Zeiten zu überstehen. Mario Zoll sagte: „Wenn Sie mal ins Wanken geraten, hilft Ihnen die Resilienz dabei, nicht umzukippen – von daher pflegen Sie Ihren Regenschirm und sind Sie vielleicht auch einer für andere.“

Nahrungsergänzungsmittel können helfen – aber nur wenn ein tatsächlicher Mangel besteht

Im nächsten Vortrag ging es um Nahrungsergänzungsmittel. Dr. Claudia Löffler, Leiterin der Komplementären Onkologie und Integrativen Medizin der Uniklinik Würzburg, stellte sich der Frage, welche davon bei der Tumortherapie nützlich sein können und welche evtl. sogar schaden. Die Onkologin und Ernährungsmedizinerin stellte gleich zu Beginn fest: „Nahrungsergänzungsmittel können niemals eine ausgewogene Ernährung ersetzen.“ Krebspatientinnen und –patienten infomierten sich immer sehr ausführlich, doch gerade bei neuen Forschungs- und Studienergebnisse sei es wichtig, genauer hinzuschauen und sich immer vor der Einnahme von Präperaten gut mit dem behandelnden Arzt abzustimmen. „Forschungsergebnisse stammen zu einem großen Teil aus Laborversuchen mit Zellkulturen und Versuchen mit Labortieren. Diese Ergebnisse können oft nur begrenzt auf den Menschen übertragen werden“, gab Dr. Löffler zu denken. Weiterhin könne die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, insbesondere von Antioxidantien, die etwa in Brokkoli oder Grünteeextrakten zu finden sind, die Wirkung der Krebstherapie beeinflussen. „Nicht nur Vitamine wie Vitamin C und E sondern auch pflanzliche Supplemente wirken zum Teil als Radikalfänger antioxidativ. Die Wirkung bestimmter Krebstherapien wird aber durch Bildung von Radikalen vermittelt, um die entarteten Krebszellen zu zerstören, das kann kontraproduktiv wirken“, so die Onkologin. Auch bei verschiedenen Probiotika, die lebende Bakterien enthalten, sei Vorsicht geboten. Zum Schluss wies sie auf einige gute Internetseiten hin, die weiterführende Information enthalten: www.kokoinfo.de, www.krebsinformationsdienst.de oder www.was-essen-bei-krebs.de.
In der Pause nutzten die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit an verschiedenen Führungen durch das Caritas-Krankenhaus teilzunehmen. Möglich waren dabei Einblicke in die Radiologie mit den modernen CT-, MRT- und Röntgengeräten, die Endoskopie sowie die direkt angeschlossene Strahlenklinik Tauberfranken. Gut besucht waren auch die zahlreichen Informationsstände, an denen man sich individuell beraten und ins Gespräch kommen konnte. Zusätzlich konnten Interessierte an einem Entspannungsworkshop der Leiterin der Physiotherapie des Caritas-Krankenhauses teilnehmen.

Weiter ging es mit spezifischeren Vorträgen aus den einzelnen onkologischen Zentren des Caritas-Krankenhauses. Hier ging es um Neuerungen bei der Therapie von Darmkrebs, Prostatakrebs, Brustkrebs und Blutkrebs. Dr. Ulrich Schlembach, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe informierte über neue Therapien bei Brustkrebs. Über die Vorsorge, Ursache und Symptome bei Darmkrebs referierte Prof. Dr. Peter Baier, Chefarzt der Klinik für Allgemeinchirurgie. Neue Möglichkeiten der Diagnostik und ihre Bedeutung für die Therapie von Prostatakrebs stellte Prof. Dr. Manoj Mannil, Chefarzt des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, vor und in einem Vortrag von Prof. Dr. Werner Heinz, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I, ging es um die moderne Antikörpertherapie in der Hämatologie, also bei Blut- oder Lymphdrüsenkrebs.

Der Leiter des Onkologischen Zentrums Dr. Edgar Hartung zog am Schluss des Patiententages eine durchweg positive Bilanz: „Wir haben ein großes Publikum angesprochen und viele positive Rückmeldungen zu den gewählten Vortragsthemen erhalten. Wir freuen uns sehr, über das große Interesse.“

 
 

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