16.07.2021 | Das Caritas Bad Mergentheim
Es ist der kleinste Herzschrittmacher der Welt, kaum größer als eine Vitaminkapsel – aber er kann Menschen mit einem zu langsamen Herzschlag (Bradykardie) das Leben retten: Der Herzschrittmacher mit dem Namen Micra wird seit kurzem erfolgreich im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim implantiert.
„Herzschrittmacher werden in der Medizin seit mehr als 60 Jahren eingebaut, im Caritas seit 1974. Sie regen den natürlichen Herzrhythmus wieder an, wenn das Herz krankheitsbedingt zu langsam schlägt oder ganz aussetzt“, erläutert Privatdozent Dr. Mathias M. Borst, Kardiologe und Chefarzt der Medizinischen Klinik 1 im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim. „Über die Jahre wurden die Geräte dabei immer kleiner und haben heute etwa die Größe eines Teebeutels. Das Prinzip ist seither im Wesentlichen gleich geblieben: Unterhalb des Schlüsselbeins wird ein kleiner Schnitt gesetzt und der Herzschrittmacher in eine kleine Hauttasche eingebettet. Von dort wird er mit einer Elektrode, einem dünnen beweglichen Draht, durch die Vene mit dem Herzen verbunden und kann nun Impulse direkt ins Herz senden und so den Herzschlag regulieren.“
Minimalinvasive Implantation direkt ins Herz
Der neue
Herzschrittmacher mit dem Namen Micra ist jetzt eine echte Revolution. „Mit dem
Micra-System haben wir erstmals einen Schrittmacher, der direkt ins Herz
platziert wird“, unterstreicht der leitende Oberarzt Dr. Hansmartin Jetter.
„Im Herzkatheterlabor führen wir die kleine Kapsel mithilfe eines Katheters durch die Vene von der Leiste bis zum Herzen vor“, beschreibt der Facharzt für Kardiologie (Herzerkrankungen) und interventionelle Kardiologie den Eingriff. „Dort wird die Kardiokapsel mit kleinen Häkchen an der Herzwand verankert und der Katheter wieder zurückgezogen.“ Vorteile des neuen Verfahrens: Zum einen ist die Verbindung zwischen Schrittmacher und Herzkammer über eine Elektrode nicht mehr erforderlich. Zum anderen hinterlässt das minimalinvasiven Implantationsverfahren des Micra äußerlich keine Veränderungen, die auf ein medizinisches Gerät hinweisen.
Innovativer Herzschrittmacher
Das neue
Verfahren wird vor allem bei Patienten angewendet, bei denen die bisher übliche
Implantation eines Herzschrittmachers nicht möglich ist. „Dazu gehören z.B.
Dialyse-Patienten, bei denen der venöse Zugang durch einen Dialyse-Shunt belegt
ist, oder Patienten, bei denen die venösen Zugänge krankheitsbedingt verengt
sind“, erläutert Dr. Jetter. „Auch bei
Patienten, die bereits mehrmals einen Herzschrittmacher-Eingriff hinter sich
haben, kann es zu Problemen kommen, weil die Herzklappe nicht mehr komplett
schließt.“ In solchen Fällen bietet das innovative Schrittmachersystem erstmals
eine zuverlässige Alternative.
Diagnostik und individuelle Therapie in der Kardiologie
Das neue Verfahren
ergänzt damit das breite Spektrum der Behandlungen von Herzrhythmusstörungen im
Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim. „Wir entscheiden in jedem Einzelfall und
nach ausführlicher Diagnostik, für welchen Patienten das neue System geeignet
ist“, erläutert Chefarzt PD Dr. Borst „Bei den allermeisten Patienten, die
unter einer sog. Bradykardie leiden, hat sich das bisherige Verfahren als
Standard bewährt.“ Bei Patienten mit Bradykardie schlägt das Herz weniger als
die üblichen ca. 60 Mal pro Minute oder setzt mitunter sogar ganz aus. Körper
und Gehirn werden dann nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt
und es kann zu Schwindel, Ohnmacht, Kurzatmigkeit oder chronischer Erschöpfung
kommen. „Treten solche Symptome auf, müssen sie beim Haus- oder Facharzt
abgeklärt und die genauen Ursachen der Bradykardie festgestellt werden“, so der
Chefarzt. „Das Ergebnis der Untersuchungen entscheidet dann über die Therapie.“
Mitunter könne eine medikamentöse
Therapie helfen. „Ob ein Herzschrittmacher erforderlich ist und welches
System geeignet ist, besprechen wir dann in der Kardiologie im
Caritas-Krankenhaus ausführlich mit dem Patienten.“
Kontakt:
Medizinische Klinik I
Tel. 07931/58-2158