30.04.2020 | Das Caritas Bad Mergentheim
Die Corona-Krise fordert alle Menschen heraus. In Krankenhaus und Seniorenzentren ergibt sich eine ganz besondere Situation. Mitarbeitende stehen durch die geänderten Arbeitsbedingungen unter besonderer körperlicher aber auch emotionaler Belastung. Patienten und Heimbewohner dürfen keinen Besuch empfangen, fühlen sich zusätzlich zu den eigenen gesundheitlichen Problemen einsam und allein. Selbst Begleitpersonen sind nur in Ausnahmefällen zugelassen. Für all diese Menschen ist das ökumenische Seelsorgeteam da. Pfarrerin Susanna Herr, Sr. Bincy, Ruth Hartung, Helga Hahn und Pfarrer Paul Kugler sind rund um die Uhr erreichbar.
"Wir merken es! Es herrscht momentan ein nicht mehr ganz so unbeschwertes Miteinander. Natürlich waren Mitarbeitende wie Patienten und Angehörige auch zuvor mit Krankheit, Leiden und Tod konfrontiert, aber in den Begegnungen hat sich durch Corona etwas verändert. Verunsicherung ist zu spüren. Jeder achtet darauf, wem man sich wie nähert. Berührungen, die trösten können, sind so nicht mehr möglich", berichtet die evangelische Krankenhauspfarrerin Susanna Herr von ihren Erfahrungen. Sie nehme - wie viele Pflegende auch - den gesteigerten Redebedarf in Zeiten von Selbst- und Fremdisolation und ein verstärktes Bedürfnis nach Angenommensein und Stärkung wahr. "Vor Corona konnte man sich in Deutschland frei bewegen und austauschen; Besucher und Angehörige konnten beinahe nach Belieben ins Krankenhaus kommen und wieder gehen; Gottesdienste waren Zeit der Zusammenkunft und Begegnung von Kranken und Gesunden. Nun muss man neue Wege der Kommunikation und des Austauschs finden", so Susanna Herr weiter.
Dass die Seelsorgenden
am Caritas diese Herausforderung annehmen, bestätigt Pfarrer Paul Kugler. Statt
zwei Gottesdiensten hintereinander für Mitfeiernde katholischen und
evangelischen Glaubens gebe es nun bis auf weiteres einen Gottesdienst, in dem
Pfarrerin Herr oder Pfarrer Kugler abwechselnd predigen. "Unsere Gottesdienste werden in die
Patientenzimmer übertragen und können im Radio und TV empfangen werden. Der
Andachtsraum steht weiterhin für alle Menschen im Haus offen für Gebet und
Stille, aber auch für Gespräche mit Angehörigen oder Mitarbeitenden." Gerade
jetzt sei es wichtig, die vielen Fragen ins Gespräch zu bringen und Stärkung im
Glauben zu erfahren. "Oft hilft es schon, wenn man nur eine Kerze anzünden oder
einen geistlichen Impuls für sich, für Freunde und Familie mitnehmen kann." An
dieser Stelle wolle Pfarrer Paul Kugler auch nochmal ganz explizit im Namen des
Teams darauf hinweisen, dass die Seelsorge keinesfalls nur für Patienten,
Angehörige und Besucher da sei. Auch für die Mitarbeitenden gelte 24 Stunden am
Tag an sieben Tagen in der Woche ein Gesprächsangebot.
Dass auch die
Kommunikation im täglichen Miteinander neue Wege geht, zeigt die verstärkte
Nachfrage nach telefonischer Seelsorge. Sr. Bincy berichtet: "Ich spreche
momentan dreimal pro Woche mit einem Corona-infizierten Dialyse-Patienten. Er
freut sich schon jedes Mal auf den Austausch, braucht zugleich aber auch das
Gefühl, jemand ist für ihn da, versteht seine Sorgen und Nöte." In einigen
Fällen sei aber der persönliche Kontakt unumgänglich. Gerade Schwerstkranke
oder Sterbende und deren Angehörige möchten gern entsprechend betreut und
begleitet werden. "Es ist schön, dass die BBT-Gruppe als einer der wenigen
Krankenhaus- und Seniorenzentrums-Träger uns solche Besuche in entsprechender
Schutzausrüstung ermöglicht und die Seelsorge als wichtige Unterstützung für
Patienten und Mitarbeiter erachtet", so Sr. Bincy weiter. Und Susanna Herr
ergänzt: "Es ist unendlich wertvoll, dass hier dem Wunsch von Patienten und
Angehörigen entsprochen wird, trotz Corona-Beschränkungen als Person aus
Fleisch und Blut für sie da zu sein - nicht nur als Stimme aus dem Telefon."
Viel Zuspruch für ihre Arbeit erfahren die Seelsorger auch durch die Pflegekräfte. "Egal auf welche Station wir kommen, viele freuen sich über den Besuch und möglicherweise eine kleine Entlastung durch ein kurzes Gespräch. Aufgrund des Besuchsverbots der Patienten steigt deren Kommunikationsbedürfnis, was die Pflegekräfte nicht immer auffangen können, auch wenn sie es oft gern tun würden. Hier möchten wir als Seelsorge-Team als Unterstützung da sein und für Entlastung sorgen", erklärt Paul Kugler. "Unsere Anerkennung gilt den Pflegenden und Ärzten. Die Mitarbeitenden leisten in dieser außergewöhnlichen Zeit unbeschreiblich viel. Wir erleben ein achtsameres Miteinander." (jap)