29.12.2023 | Brüderkrankenhaus Trier
Für ihre angehörigenfreundliche Ausrichtung wurde die Intensivstation 1D des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier kürzlich vom gemeinnützigen Verein Pflege e.V. ausgezeichnet. Durch den Wegfall von festen Besuchsregelungen werden Angehörige als Teil des therapeutischen Konzepts betrachtet. Vertraute Menschen sind jederzeit nach Rücksprache willkommen, können Patienten emotionalen Beistand leisten und so nachweislich zur Genesung beitragen.
„Noch vor 25 Jahren
gab es auf Intensivstationen feste und starre Besuchszeiten und Angehörige
durften mancherorts nicht direkt in das Zimmer“, sagt David Mager, Pflegerische
Gesamtleitung der Intensivstation 1D des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder
Trier. Über die Jahre habe man jedoch gemerkt und auch in Studien gesehen, dass
die Besuche von Angehörigen in den Patientenzimmern zur Genesung beitragen
können. Somit wurde neben dem Hauptfokus, eine optimale Patientenversorgung zu
gewährleisten, immer mehr auch der Einfluss von psychosozialen Faktoren auf die
Genesung betrachtet. Dazu gehört vor allem der Kontakt zu vertrauten Menschen,
der auf der Intensivstation 1D nun durch flexible Besuchszeiten unterstützt
wird. Dass die Angehörigen als therapeutisch wichtiger Partner im
Genesungsprozess gesehen werden, hat bei der Auszeichnung als
„Angehörigenfreundliche Intensivstation“ zwar eine zentrale, aber nicht die
einzige Rolle gespielt. Es wird darüber hinaus in Besucherräumen und
Gästezimmern die Möglichkeit gegeben, zur Ruhe zu kommen und Kraft zu tanken.
Zudem nehmen sich Pflegekräfte und Ärzte Zeit für die direkte Kommunikation mit
den Angehörigen.
Die Intensivstation 1D wird von den Abteilungen für Anästhesie und
Intensivmedizin sowie für Neurochirurgie geführt. Die Chefärzte der beiden
medizinischen Fachabteilungen, Professor Dr. med. Tim Piepho und Professor Dr.
med. Martin Bettag, sowie Dr. med. Bettina Heuer und Stefan Letulé, Oberärzte
der Abteilungen, unterstützten die Bewerbung für die Auszeichnung des Vereins
Pflege e.V.
„Es geht insgesamt immer mehr in die Richtung einer familienzentrierten
Intensivpflege. Familienangehörige und andere enge Vertraute, zu denen auch
Kollegen oder Freunde gehören können, tragen nicht nur zur Genesung bei,
sondern helfen auch Pflegkräften und Ärzten im Behandlungsprozess. Wir erfahren
mehr über unsere Patienten und wissen so, wie wir am besten auf sie eingehen
können“, so David Mager. Entscheidend können vertraute Personen zum Beispiel
sein, wenn ein Delir festgestellt wird. Das Delir (Delirium) tritt häufig bei
Patienten im hohen Lebensalter, mit bestimmten Vorerkrankungen wie Demenz oder
Depressionen sowie nach größeren Operationen wie Herz- oder Tumoroperationen
auf. „Zu den Symptomen gehören Verwirrtheitszustände, Unruhe, Halluzinationen
oder Schläfrigkeit. Hier kann der Beistand von Angehörigen, die örtliche und
situative Sicherheit sowie körperliche Nähe geben, die Symptome mildern. Die
Patienten nehmen die Besuche wahr, selbst wenn sie sich später nicht immer
daran erinnern können.“
Angehörige sind auf
der Intensivstation 1D willkommen und es wird ihnen der nötige Raum für die
mentale Unterstützung gegeben. Vor dem Besuch wird dennoch um vorherige
Rücksprache mit der Intensivstation gebeten, da notwendige Behandlungsabläufe
im Sinne der Patienten zeitlich einzuhalten sind. Um die angehörigenfreundliche
Ausrichtung weiter auszubauen, ist laut David Mager in Zukunft unter anderem
eine Neuauflage der Besucherbroschüre für die Intensivstation geplant.
Hintergrund zum Verein Pflege e.V.:
Der Pflege e.V. ist ein
rechtsfähiger, gemeinnütziger Verein und fördert die Vermittlung und
Erarbeitung neuer pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse und sorgt dafür, dass
die gewonnenen Erkenntnisse auch tatsächlich die Personen, die das neue Wissen
benötigen (Angehörige und beruflich Pflegende) erreichen. Sie berät die Politik,
wie die gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse am Besten in die Praxis
umgesetzt werden können und informiert Pflegefachpersonen, Patienten und
Angehörige in breiter Form über die Qualität und Möglichkeiten der Pflege. Das
Projekt „Angehörigenfreundliche Intensivstation“ wurde im Jahr 2007 von Prof.
Dr. Angelika Zegelin initiiert.