23.02.2024 | Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn
Pflegefachkräfte aus dem Ausland werden im Brüderkrankenhaus St. Josef intensiv begleitet.
Sie sind Pflegefachkräfte. Sie kommen aus China, der Türkei,
Nigeria, Rumänien und Bosnien. Sie haben Deutsch gelernt, haben aber noch mit
sprachlichen Hürden zu kämpfen. Sie sind in einer anderen Kultur beheimatet.
Sie kennen sich im deutschen Gesundheitswesen nur wenig aus. Sie sind
Kolleginnen und Kollegen im Pflegedienst des Brüderkrankenhauses St. Josef
Paderborn. Und sie werden von Steffi Jochim betreut, seit vergangenem Jahr in
der Praxisanleitung mit Schwerpunkt Integration.
Hinter diesem etwas sperrigen Titel steckt jede Menge
Konkretes. Es gibt bereits gute Erfahrungen mit Fachkräften aus dem Ausland.
Neu ist, dass es nun eine Person gibt, die den Prozess gezielt begleitet. „Ich bin die Schnittstelle für alle“,
beschreibt Jochim in einem Satz ihre Tätigkeit. Sie hat Kontakt mit den
Pflegekräften, schon bevor sie nach Deutschland kommen, nimmt sie hier in
Empfang und sorgt dafür, dass die ausländischen Pflegekräfte in ihren
Tätigkeiten auf den Stationen gut ankommen und sich bei ihrer Arbeit wohl
fühlen.
Dabei spielen die Kolleginnen und Kollegen eine zentrale
Rolle. „Ohne die Stationsteams geht es nicht. Integration braucht beide
Seiten“, betont die ausgebildete Krankenschwester. Deshalb ist ihr bereits in
der Vorbereitung der Kontakt mit den Teams ganz wichtig. „Ich wünsche mir, dass
alle dafür sensibel sind, welche Chance die ausländischen Pflegekräfte
darstellen, aber auch, welche Herausforderungen auf alle Beteiligten zukommen.“
Für Mingqun Zhou, seit etwa zwei Jahren im Brüderkrankenhaus St. Josef und bald
anerkannte Gesundheits- und Krankenpflegerin, ist das Stationsteam wie eine
Familie: „Sie haben mir beim Umzug geholfen, sind sehr geduldig, wenn ich
Fragen habe und geben mir Tipps, wie ich einen Zahnarzt finde oder wo ich gut einkaufen
kann.“
Aktuell sind sechs internationale Pflegekräfte im
Brüderkrankenhaus tätig, zwei weitere warten derzeit im Ausland auf ihren
Einsatz in Paderborn. Bevor diese in Deutschland starten können, muss viel
passieren. Zentral sind die Sprachkenntnisse: Ein Sprachniveau auf Level B1,
also fortgeschrittene Sprachverwendung, ist Pflicht. „Wenn die neuen Kollegen
hier ankommen, haben sie häufig nicht viel Geld. Sprachkurse und Visa sind eine
kostspielige Investition“, erläutert die Integrationsbeauftragte.
In Deutschland wartet viel Bürokratie: Behördengänge,
Kontoeröffnung, Einzug ins Wohnheim. Bei all dem hilft Steffi Jochim,
informiert über benötigte Formulare und begleitet ihre Schützlinge zu den
Terminen. Ganz wichtig ist die berufliche Gleichwertigkeitsprüfung. Die
Anerkennungsbehörde in Münster bescheinigt in der Regel die ausländische
Berufsqualifikation als nicht gleichwertig, so dass die neuen Kollegen zunächst
als Pflegehilfskräfte arbeiten. Parallel bereiten sie sich dann im
Bildungscampus des SJS in einem mehrmonatigen Vorbereitungskurs auf die
mündliche und praktische Kenntnisprüfung zur Anerkennung ihrer beruflichen
Qualifikation vor. Außerdem muss das Sprachniveau kontinuierlich verbessert
werden, mindestens auf Level B2.
Steffi Jochim ist immer eng bei „ihren“ Pflegekräften und
unterstützt mit regelmäßigen Lerngruppen. „Wir üben zum Beispiel bei
Rollenspielen, während der Pflege mit Patienten zu sprechen. In China ist das
nicht üblich. Ich musste erst lernen, dass man hier in Deutschland mit
Patienten auch über persönliche Dinge wie Hobbies und Familie spricht“, erzählt
Mingqun Zhou. Auch außerhalb des Berufs ist Jochim immer ansprechbar: „Es ist
nicht nur ein Job, ich liebe meine Arbeit“, betont sie und erzählt von
gemeinsamen Besuchen auf dem Weihnachtsmarkt, Kochabenden, Wohnungsumzügen –
Aktionen gegen den ständigen Begleiter, Kulturschock Deutschland. „Die
Pflegekräfte aus dem Ausland sollen nicht nur Kollegen werden, sondern auch
Teil der Gesellschaft. Sprache ist der Schlüssel.“
In allen Krankenhäusern der Region ist der Fachkräftemangel
spürbar. Daher haben sich das Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn, das MZG in
Bad Lippspringe, das St. Johannisstift Paderborn, die Katholische
Hospitalvereinigung Weser-Egge, die Bundesagentur für Arbeit sowie die Kreise
Paderborn und Höxter in einem Netzwerk zusammengetan. Gemeinsam wollen sie
Strategien erarbeiten, um Pflegefachkräfte im Ausland zu gewinnen und bei der
sozialen Integration, der Anerkennung der Qualifikation und der
kontinuierlichen Verbesserung der Sprachkompetenz zu unterstützen. Ethische
Aspekte spielen ebenso eine Rolle, beispielsweise zu fairen Arbeitsbedingungen,
der Auswahl der Herkunftsländer sowie der angemessenen Unterstützung der
ausländischen Pflegekräfte. Hierzu hat der Diözesane Ethikrat des Erzbistums Paderborn
eine Stellungnahme verfasst.