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Lokale Vernetzung stellt Versorgung von Patienten in Pandemie-Zeiten sicher

Am 1.10. soll der Schutzschirm für Krankenhäuser entfallen: Perspektive verschlechtert sich

Vor einem halben Jahr wurde in Deutschland die erste Corona-Infektion festgestellt, seit März haben Ärzte und Pflegefachkräfte der Paderborner Krankenhäuser insgesamt über 100 an Covid-19 erkrankte Patienten behandelt. „Das waren enorme Herausforderungen“, sagt Lungenfacharzt Dr. Andreas Zaruchas, der als Leitender Arzt Pneumologie dem Krisenstab des Brüderkrankenhauses Paderborn angehört. Nach wie vor befinde sich man in Alarmbereitschaft.

Das Brüderkrankenhaus Paderborn, das St. Vincenz Krankenhaus und das Johannisstift haben sich mit Beginn der Pandemie noch enger zusammengeschlossen, als sie es ohnehin sind. „Diese lokale Vernetzung gewährleistet, dass in der andauernden Krise die Versorgung der Bevölkerung jederzeit sichergestellt ist. Indem wir Hand in Hand arbeiten und mit niedergelassenen Ärzten und Ämtern kooperieren, bleiben wir handlungsstark und entscheidungskräftig“, so Siegfried Rörig, Kaufmännischer Direktor des BKP.

„Die Krise hat nochmals gezeigt, wie wichtig die Beschäftigten in den Kliniken sind. Deren außerordentliches Engagement ist ein wesentlicher Faktor für die Bewältigung der Pandemie“, betont Christoph Robrecht, Regionalleiter und Hausoberer des Brüderkrankenhauses, der sich unter anderem für die seelsorgerische und psychologische Begleitung im Krankenhaus in Krisensituationen starkmacht. „Es geht nicht nur um die Patienten und deren Angehörige, sondern auch um die Mitarbeitenden. Neben der Sorge um ihre Familien fallen bei ihnen das berufsbedingt erhöhte Infektionsrisiko und die besondere Arbeitsbelastung ins Gewicht“, sind sich die Verantwortlichen in den Krankenhäusern sicher.

Der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (kkvd) sieht die dezentrale Krankenhausstruktur als sicheres Netz zur Bekämpfung der andauernden Corona-Pandemie. Nun gelte es, diesen wichtigen Vorteil nicht zu verspielen. „Befürchtungen einer zweiten Welle sind real“, prognostiziert Lungenspezialist Zaruchas, umso wichtiger sei es, ausreichend finanzielle Ressourcen für den außerplanmäßigen Einsatz von Personal und die Bereitstellung zusätzlichen Equipments vorzuhalten.

Der Schutzschirm habe Finanzierungsengpässe abgemildert, resümiert Rörig, auch die Förderung der Aufstockung von Intensivkapazitäten sei okay gewesen: „Unsere finanzielle Perspektive ist jedoch mitnichten rosig: Sie ist schlecht. Eine vollständige Rückkehr zum ´Normalbetrieb´ aus Vor-Corona Zeiten ist nicht absehbar. Das wird sich bis weit in das Jahr 2021 hinziehen. Also werden wir weiterhin mehr Isolationsbereiche und Beatmungskapazitäten als vor Corona vorhalten müssen. Wenn ab dem 1. Oktober der Schutzschirm entfällt, wird es tagesgleich große finanzielle Probleme geben“, gibt der Kaufmännische Direktor des BKP zu bedenken.

Und eine weitere Sorge treibt die Krankenhäuser um: Ab 1. August treten die Pflegepersonaluntergrenzen (PPUG) für Intensivstationen und in der Geriatrie wieder in Kraft. Sie waren angesichts der COVID-19-Pandemie eigentlich bis Ende des Jahres ausgesetzt. „Diese kurzfristige politische Entscheidung finden wir höchst widersprüchlich“, betont Dr. Josef Düllings, Hauptgeschäftsführer der St. Vincenz-Krankenhaus GmbH.

Die Personaluntergrenzen könnten bei lokalen Ausbrüchen oder in einer zweiten Infektionswelle zur Sperrung von dringend benötigten Intensivbetten führen, sorgen sich die Chefs der Krankenhäuser. Derzeit sei die Lage auf den Intensivstationen in Paderborn zwar entspannt, dies könne sich angesichts der derzeit steigenden Corona-Zahlen jedoch jederzeit ändern. „Wenn die Zahl der zu betreuenden Covid 19-Patienten steigt, benötigen wir zusätzliches Intensiv-Pflegefachpersonal. Gleichzeitig könnte erkrankten oder als Kontaktperson betroffenen Mitarbeitern eine Quarantäne drohen, die die Anzahl der Pflegefachkräfte gleichzeitig reduziert“, so Marion Schwerthelm, Pflegedirektorin der St. Vincenz-Krankenhaus GmbH.

Zwar könne man kurzfristig auf der Intensivstation eingearbeitete Pflegefachkräfte aus anderen Abteilungen wie der OP oder der Anästhesie als Verstärkung hinzuziehen, dies würde jedoch zu Engpässen in anderen Bereichen führen. Die Folge: Operationen müssten erneut abgesagt werden. „Insgesamt werden wir dann in die Situation kommen, die Pflegepersonaluntergrenzen nicht einhalten zu können, deshalb Betten schließen oder finanzielle Sanktionen leisten müssen.“ Dies könne in der derzeitigen Ausnahmesituation, die durch das Corona-Virus noch immer anhält, nicht richtig sein, sind sich die Verantwortlichen aller Paderborner Krankenhäuser einig.

Dr. Andreas Zaruchas ist Pneumologe und gehört zum Krisenstab des Brüderkrankenhauses.
Dr. Andreas Zaruchas ist Pneumologe und gehört zum Krisenstab des Brüderkrankenhauses.
 
 

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