In der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie werden
Verletzungen aller Schweregrade und aller Altersstufen behandelt. Jedes Lebensalter hat seine spezifischen Verletzungsrisiken.
Kinder und Jugendliche stürzen bei Spiel und Sport, viele Menschen verunfallen
als motorisierte und nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer sowie als Fußgänger
im Straßenverkehr.
Glücklicherweise sind die Arbeitsplätze im Handwerk und
Industrie viel sicherer geworden und die Zahl der schweren Arbeitsunfälle geht
ständig zurück. Dennoch werden allein in der Klinik für Orthopädie und
Unfallchirurgie am Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim jährlich mehr als 2.500 Patienten
nach Arbeits-, Schul- und Wegeunfällen erstbehandelt. Wir sind zur Behandlung
von Schwerverletzen durch die Berufsgenossenschaften zugelassen.
Entsprechend der großen Vielfalt an verletzten
Körperregionen und betroffenen Patienten vom Kleinkind bis zum hochbetagten
Menschen wird ein großes Spektrum verschiedener Behandlungsverfahren benötigt,
um jede Verletzung bestmöglich, mit dem geringstmöglichen Aufwand und der
geringstmöglichen Belastung so zu behandeln, dass der Verletzte so schnell wie
möglich wieder auf die Beine kommt und in Alltag und Beruf zurückkehren kann. Hierfür
steht neben der persönlichen Kompetenz unserer Unfallchirurgen und Orthopäden
mit jahrzehntelanger Berufserfahrung ein breites Spektrum von konservativen und
operativen Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Viele Verletzungen können heute konservativ-funktionell, das
heißt ohne langfristige Ruhigstellung in einem Gipsverband und auch ohne
Operation behandelt werden.
Andere Verletzungen jedoch werden vorzugsweise operiert, um
so rasch wie möglich wieder Beweglichkeit und Belastbarkeit der betroffenen
Körperregion sicherzustellen. Für jede betroffene Körperregion und jeden
gebrochenen Knochen gibt es hierfür geeignete Verfahren, spezielle Implantate,
ausgefeilte Operationstechniken und differenzierte Nachbehandlungen.
Die Auswahl des bestmöglichen Verfahrens wird, oft erst nach
eingehender Diagnostik mit modernen bildgebenden Verfahren wie
Computertomographie und Kernspintomographie, in der Teambesprechung erfahrener
Orthopäden und Unfallchirurgen getroffen. Die intraoperative Umsetzung wird
durch erfahrene Operateure sichergestellt. Noch im Operationssaal wird das
operativ erzielte Ergebnis mit einem Röntgenbild überprüft und dokumentiert und
oft auch mit einer 3-dimensionalen Bildgebung noch im Operationssaal (das
entspricht praktisch einem intraoperativen CT) verifiziert. Hierdurch ist
sichergestellt, dass für jeden Patienten das bestmögliche Operationsergebnis
erzielt wird.
Die Nachbehandlung erfolgt Verletzungs-individuell und
Patienten-individuell. Häufig sind Operationsverfahren nötig, bei denen in der
Nachbehandlung keine Teilbelastung eingehalten werden muss, sondern sofort mit
Vollbelastung aufgestanden werden kann. Dies ist natürlich insbesondere für
ältere Patienten, welche nur schlecht Teilbelastung ausführen können, von
Vorteil.
Die Nachbehandlung erfolgt in einem Team aus Orthopäden und
Unfallchirurgen, der Krankenpflege, Physiotherapeuten sowie in enger Abstimmung
und Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst.
Rund
35.000 Menschen pro Jahr erleiden in Deutschland schwere und schwerste
Verletzungen, meist bei Unfällen. Entscheidend für das Überleben dieser
Patienten sowie eine bestmögliche Wiederherstellung und Rehabilitation ist eine
schnelle und adäquate unfallchirurgische Versorgung im interdisziplinären Team,
und dies rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr.
In
Deutschland wird dies durch die Traumanetzwerke der Deutschen Gesellschaft für
Unfallchirurgie sichergestellt, die weltweit einzigartig, ist und erst seit kurzem
vollständig die flächendeckende Versorgung von Verletzen auf höchstem Niveau
gewährleistet.
Mit dabei
- als eine der ersten Kliniken seit 2008 - sind das Caritas-Krankenhaus
als Regionales Traumazentrum und das Krankenhaus Tauberbischofsheim als
Lokales Traumazentrum. Zusammen mit 15 weiteren Kliniken unterschiedlicher
Versorgungsstufe haben wir uns zum "Traumanetzwerk Nordbayern-Würzburg" zusammengeschlossen.
Mit abgestimmten Verlegungskriterien, regelmäßigem Austausch und
Qualitätszirkeln auf lokaler und Netzwerk-Ebene wird eine stetige
Fortentwicklung sichergestellt.
Das
Caritas-Krankenhaus ist nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für
Unfallchirurgie zertifiziert und hat somit eine wichtige und wesentliche
Funktion in der regionalen Versorgung von Schwerverletzten. Grundlage der
Zertifizierung sind die im "Weißbuch Traumaversorgung" der Deutschen
Gesellschaft für Unfallchirurgie festgelegten Strukturvoraussetzungen wie:
Weitere
Informationen zu den Anforderungen an ein Traumazentrum finden Sie hier .
Bei der Behandlung von Mehrfachverletzten besteht eine eingespielte
interdisziplinäre Zusammenarbeit mit allen operativen und
konservativen Fachabteilungen. Die ausgesprochen gute Kooperation mit allen
Abteilungen des Caritas-Krankenhauses kommt hierbei unseren Patienten
zugute.
Ältere Menschen sind durch altersbedingte Einschränkungen,
verminderte Sehfähigkeit, verminderte Kraft und eingeschränkte Koordination
sowie durch den altersbedingten Knochenschwund (Osteoporose) besonders verletzungsanfällig.
Häufig erleiden die Patienten Stürze im häuslichen Umfeld oder im Pflegeheim.
Durch die zunehmende Aktivität älterer Menschen in Freizeit, Sport und auch bei
häuslichen Arbeiten in Landwirtschaft, Haus und Hof ziehen sich ältere Menschen
aber auch in anderen Umfeldern Verletzungen und Knochenbrüche zu.
Die Versorgung von Knochenbrüchen in höherem Lebensalter
stellt immer eine besondere Herausforderung dar, und zwar in mehrfacher
Hinsicht:
Durch speziell entwickelte Implantate und
Operationstechniken kann eine stabile operative Versorgung von Knochenbrüchen
auch dann erfolgen, wenn eine Schwächung des Knochens durch Osteoporose
vorliegt. Es wird angestrebt, möglichst alle Knochenbrüche so zu behandeln, dass
nach der Operation die Mobilisation unter Vollbelastung möglich ist.
Die Behandlung von Knochenbrüchen in höherem Lebensalter ist
durch die oft zahlreichen Nebenerkrankungen häufig kompliziert. Durch die enge
Kooperation mit der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin wird
sichergestellt, dass trotzdem die perioperative Phase gut überstanden wird und
alsbald mit der Mobilisation, dem Aufstehen und der Gangschule begonnen werden
kann.
Durch eine enge Kooperation mit den Geriatern aus der
Inneren Medizin II sowie der Klinik für Neurologie wird die altersmedizinische Behandlung
sichergestellt und eine sogenannte geriatrische frührehabilitative
Komplexbehandlung (GFK) eingeleitet. Hierfür wird ein interdisziplinärer
Behandlungsplan erstellt, wo neben Orthopäden und Unfallchirurgen sowie Geriatern
(Fachärzte für Altersmedizin) auch Physiotherapeuten, der Sozialdienst und insbesondere auch die besonders
geriatrisch geschulten Pflegekräfte mitwirken.
Im Rahmen dieser Komplexbehandlung werden die
Nebenerkrankungen entsprechend mitbehandelt. Eine intensive tägliche
Physiotherapie führt häufig zu rasch sichtbaren Fortschritten. Viele Patienten,
denen ansonsten Pflegebedürftigkeit drohen würde, können so am Ende - oft nach
einer zusätzlichen geriatrischen Rehabilitation - wieder in ihr häusliches
Umfeld zurückkehren.
Derzeit wird eine Zertifizierung als Zentrum für
Alterstraumatologie vorbereitet.
Neben räumlichen Voraussetzungen, der personellen Ausstattung,
der fachlichen Qualifizierung, der apparativen Ausstattung und der
Infrastruktur sind insbesondere abgestimmte interdisziplinäre Behandlungspfade
zwischen Orthopädie/Unfallchirurgie und der Geriatrie erforderlich.
Häufige Ursache des Schenkelhalsbruches ist der häusliche
Sturz oder der Sturz im Pflegeheim. Durch die Osteoporose geschwächt, bricht
der Knochen unmittelbar unterhalb des Hüftkopfes. Nur im Ausnahmefall ist eine
operative Versorgung mit einem Schrauben-Plattensystem möglich, weil durch den
Unfall die Durchblutung des Hüftkopfes zerstört ist und der Knochenbruch nicht
heilen würde. Andererseits will man bei alten und sehr alten Patienten keine
Experimente machen, sondern so schnell wie möglich wieder eine voll belastbare
Situation herbeiführen. Dies gelingt mit dem Einbau eines künstlichen Gelenkes,
meistens in Form der sogenannten Duo-Kopf-Prothese. Diese wird einzementiert,
ein sofortiges Aufstehen unter Vollbelastung ist deshalb möglich.
Nach der meist kurzen postoperativen
Intensivbehandlungsphase übernimmt rasch das Behandlungsteam der Station die
Nach- und Weiterbehandlung, so dass viele Patienten auch nach einem
Schenkelhalsbruch wieder in ihr häusliches Umfeld zurückkehren können.
Beim hüftnahen Oberschenkelbruch ist ebenso wie beim
Schenkelhalsbruch der häusliche Sturz die häufigste Ursache. Hier bricht der
Knochen, zumeist ebenfalls durch die Osteoporose geschwächt, unterhalb des
Schenkelhalses. In diesen Fällen ist eine operative Behandlung mit einem
Nagel-Schraubensystem möglich. Es handelt sich hier um ein minimal-invasives
Operationsverfahren, wo über kleine Hautschnitte der stabilisierende Nagel und
die zusätzlichen Klingen- und Schraubenelemente eingebracht werden.
Im Normalfall ist auch bei osteoporotischem Knochen so viel
Stabilität zu erreichen, dass die Mobilisation unter Vollbelastung möglich ist.
Die Alterstraumatologie, also die Behandlung von
(zumeist osteoporotischen) Knochenbrüchen beim alten Menschen, hat
zahlenmäßig an Bedeutung gewonnen. Hier ermöglichen moderne
Implantate und schonende OP-Verfahren eine rasche Wiedererlangung der
Beweglichkeit und die Rückkehr in den Alltag.
Kinder sind keine kleine Erwachsenen. Deshalb braucht es zur
Behandlung von Knochenbrüchen im Wachstumsalter besondere Spezialkenntnisse,
die die Besonderheiten der Knochenbruchheilung am wachsenden Skelett
berücksichtigen.
Knochen heilen im Wachstumsalter einerseits sehr gut und
schnell so dass häufig eine konservative Behandlung im Gipsverband über einen
relativ kurzen Zeitraum ausreichend ist. Nach Abnahme des Gipsverbandes
erlangen Kinder oft schnell und vollständig die Beweglichkeit wieder und schon
bald ist die Verletzung folgenlos ausgeheilt.
Andererseits gibt es aber spezielle Verletzungen im
Wachstumsalter, die besonderer Aufmerksamkeit und Kenntnis bedürfen. Für manche spezielle Verletzungen ist eine operative Behandlung
unumgänglich, um bleibende Schäden im Laufe des weiteren Wachstums zu
verhindern.
An der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie stehen alle
speziellen Verfahren zur konservativen und operativen Behandlung von
Knochenbrüchen im Wachstumsalter zur Verfügung. In den Fällen, in denen sowohl
eine konservative als auch eine operative Behandlung möglich ist, besprechen wir
mit den Eltern sorgfältig das Für und Wider.
Heute werden viele Knochenbrüche im Kindesalter, zum
Beispiel am Oberschenkel, operativ behandelt, obwohl auch eine konservative
Behandlung möglich wäre. So wird den Kindern ein lang dauernder Aufenthalt erspart
und es ist die rasche Rückkehr in Kindergarten und Schule sowie zu Freizeit und
Sport möglich.
In den Fällen, in denen eine stationäre Behandlung wegen
einer Verletzung oder eines operativ zu behandelnden Knochenbruches notwendig
ist, wird durch die enge Kooperation mit der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin eine kindgerechte Unterbringung und Betreuung sichergestellt, bis
hin zur intensiv-medizinischen Betreuung auf der pädiatrischen Intensivstation
(die wir glücklicherweise nur sehr selten benötigen).