Die Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie ist eine von 16 medizinischen Fachabteilungen am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier.
Behandlungsschwerpunkte der Allgemein- und Viszeralchirurgie sind gutartige und bösartige Erkrankungen im Bauchraum, an Darm, Magen, Leber und Bauchspeicheldrüse sowie der Schilddrüse. Die Abteilung ist chirurgischer Partner in den verschiedenen Kompetenzzentren des Krankenhauses, wie z.B. dem Onkologischen Zentrum. Hier arbeiten die Spezialisten der Abteilung für Innere Medizin I unter Leitung von Chefarzt Prof. Dr. med. Hauke Heinzow und das chirurgische Ärzteteam der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie unter Leitung von Chefarzt Prof. Dr. med. Detlef M. Ockert mit weiteren Fachabteilungen sowie externen Partnern interdisziplinär zusammen.
Schätzungen zufolge leiden sechs bis sieben Millionen Menschen in Deutschland an einer Lebererkrankung; allein von einer Fettleber sind rund fünf Millionen Deutsche betroffen. Diese wird durch übermäßiges Essen sowie einen erhöhten Alkoholkonsum verursacht. Aber auch die verschiedenen Formen von Virushepatitis stellen für Hunderttausende Deutsche ein Problem dar.
Die Leber ist das zentrale Organ unseres Stoffwechsels, sie ist mit etwa 1,5 Kilo Gewicht die größte Drüse im menschlichen Körper. Sie liegt im rechten Oberbauch, regelt den Fett- und Zuckerhaushalt, produziert Galle zum Fettabbau, lebenswichtige Eiweißstoffe, Gerinnungsfaktoren und speichert Vitamine.
Pro Minute fließen 1,5 Liter Blut durch die Leber, das sind etwa 2000 Liter pro Tag. "Die Leber ist unsere chemische Fabrik, die Stoffwechselprodukte, Medikamente und Giftstoffe abbaut und ausscheidet", erklärt Prof. Dr. med. Detlef Ockert, Chefarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier.
Die Leber ist sehr widerstandsfähig und kann auch dann noch ihre Aufgaben erfüllen, wenn sie teilweise geschädigt ist. Werden Leberschäden jedoch zu spät erkannt, kann dies zu ernsten Komplikationen, letztlich zu einer Leberzirrhose (das ist eine Verhärtung der Leber) führen. Alle chronischen Lebererkrankungen können prinzipiell, wenn sie nicht behandelt werden, zu dieser Komplikation führen. Eine Entzündung der Leber oder Hepatitis kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Hier sind z.B. die Virushepatitiden A, B, C, D und E zu nennen. Alkohol oder Überernährung können zu einer Verfettung der Leber führen.
Stoffwechselerkrankungen (z.B. eine krankhafte Eisenspeicherung) sind seltener Ursache einer Leberentzündung. Lebererkrankungen gehen häufig mit unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit oder Abgeschlagenheit einher. Kommt es zu Gelbsucht oder dunklen Urinverfärbungen, ist von einer ernsthaften Leberschädigung auszugehen. "In jedem Fall muss zunächst die Ursache identifiziert werden", erklärt Prof. Dr. med. Hauke Heinzow, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin I. Dies erfolgt zunächst durch eine Blutuntersuchung und im Falle erhöhter Leberwerte einem Ultraschall der Leber, den meist der Hausarzt durchführen kann.
Erhärtet sich der Verdacht, zeigen Kernspin oder Computertomographie Genaueres. Bei Hepatitis kann der Gallenfarbstoff nicht mehr in den Darm transportiert werden und geht daher ins Blut über. Dies ist ein Symptom, das als Gelbsucht bezeichnet wird. Prinzipiell kann jede entzündliche Lebererkrankung, wie etwa die Virushepatitiden, mit einer Gelbsucht einhergehen. Die Hepatitis A, die sogenannte Reisehepatitis, wird häufig durch verunreinigte Lebensmittel übertragen (sog. Schmierinfektion). Früher trat sie häufig bei Kindern auf, verbesserte Hygienebedingungen haben diese Erkrankung bei uns selten gemacht. Bisweilen erkranken die Menschen auf Reisen in Ländern mit niedrigerem Hygienestandard. Glücklicherweise steht eine gut verträgliche Schutzimpfung zur Verfügung. Auch gegen Hepatitis B, die häufig in Asien und dem pazifischen Raum auftritt, gibt es einen Impfstoff.
Im Gegensatz zur Hepatitis A kann die Hepatitis B chronisch verlaufen. Etwa 250.000 Menschen in Deutschland leiden an dieser Erkrankung. Viele Menschen wissen nichts von ihrer Erkrankung. Die Hepatitis B wird durch Blut und ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen, heilt in 85 Prozent der Fälle aus. Chronische Erkrankungen können heute mit gut verträglichen Medikamenten behandelt werden. Gegen die Hepatitis C steht leider keine Impfung zur Verfügung. Diese Erkrankung wurde früher vor allem über verunreinigte Blutprodukte übertragen. Inzwischen sind unsere Blutprodukte aber sicher. Ein hohes Risiko für diese Erkrankung haben Drogenabhängige, die ihre verunreinigten Nadeln austauschen. Sexuell wird diese Erkrankung nur ganz selten übertragen. Bis zu 400.000 Menschen in Deutschland leiden an der Hepatitis C, die in 2/3 der Fälle chronisch verläuft. Neue nebenwirkungsarme Medikamente ermöglichen seit kurzem eine Ausheilung dieser Erkrankung.
Die häufigste Lebererkrankung ist mittlerweile die Fettleber. Dazu trägt unser Lebenstil mit reichhaltigem Essen und wenig Bewegung bei. Alkohol spielt eine große Rolle bei der Entstehung der Fettleber. Frauen vertragen in der Regel weniger Alkohol als Männer. Die empfohlene Menge liegt bei 1/8 Liter Wein bei Frauen und einem ¼ Liter bei Männer pro Tag. Eine Alkoholpause ist in jedem Falle günstig. Langfristig kann die Fettleber auch zu einer Leberzirrhose führen. Dabei kann die Leber ihre Aufgaben nicht mehr ausreichend erfüllen, sie wird härter und schrumpft.
"Aufgrund von deutlich verbesserten Operationstechniken und Weiterentwicklungen von diagnostischen und anästhesiologischen Verfahren ist die Leberchirurgie in geübten chirurgischen Händen heute eine sichere und blutarme Operation", erklärte Dr. med. Stefan Franzen, Leitender Oberarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie. "Grundsätzlich kann die Leber nachwachsen, so dass bis zu 75 Prozent einer gesunden Leber operativ entfernt werden dürfen. Insbesondere bei der operativen Entfernung von bösartigen Lebertumoren wird heutzutage jedoch besonderes Augenmerk auf die sparsame Entfernung des Lebergewebes gelegt", erläuterte der Experte für Leberchirurgie. Da die Leber keine Nerven hat und Schmerzen eher selten auftreten, werden Lebertumore oft nur zufällig entdeckt. Gutartige Lebertumore und Zysten müssen oft nicht operiert werden, im Gegensatz zu Cysten von Fuchs- und Hunde-Bandwürmern. Leber- und Gallenkrebs sowie Lebermetastasen sind - falls möglich - immer ein Grund zur Operation. "15 bis 25 Prozent der Metastasen können operativ entfernt werden, weitere 20 bis 25 Prozent sind in Kombination mit anderen Verfahren, z.B. Chemotherapie und Immuntherapie operabel. Der Rest muss onkologisch behandelt werden", sagte Dr. Franzen. Auch wiederholtes Entfernen von Lebermetastasen sei erfolgreich und sinnvoll, betont er. "Heute können Metastasen entfernt werden, die früher als inoperabel galten." Während der Operation wird Ultraschall zur Kontrolle eingesetzt. "Unser Grundsatz ist: so viel Gewebe wie nötig und so wenig wie möglich entfernen."
Prof. Dr. med. Detlef M. Ockert, Chefarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie:
"Ist man in der Diagnostik erst einmal zu dem Schluss gekommen, dass eine Operation unumgänglich ist, dann dauert die Vorbereitung für eine Operation oft nicht sehr lange. Der Narkosearzt prüft die Narkosefähigkeit. Danach wird der Patient in der Regel am Tag vor der Operation aufgenommen. Die Operation kann je nach Komplexität des Eingriffs zwischen zwei und sechs Stunden dauern. Die Erholungsphase nach einer Operation benötigt in der Regel eine gute Woche im Krankenhaus. Danach wird in der Regel ein Aufenthalt in einer Reha-Klinik eingeleitet und genehmigt."in die ernährenden Gefäße des Tumors gespritzt.”
Prof. Dr. med. Detlef M. Ockert, Chefarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie:
"Ja, in ausgewählten Fällen können wir Teile der Leber durch die sogenannte Schlüssellochtechnik, d.h. laparoskopisch entfernen. Zusätzlich gibt es Möglichkeiten mit Sonden, die eine Radiofrequenzzerstörung von Lebergewebe durchführen. Dabei wird Lebergewebe durch die Hitzewirkung des Stroms zerstört. Außerdem kann man bei bösartigen Tumoren durch die sogenannte transarterielle Chemoembolisation die Blutzufuhr für die Tumore abschneiden. Dabei wird über einen Katheter in der Leiste ein Medikament in die ernährenden Gefäße des Tumors gespritzt."
Dr. med. Stefan Franzen, Leitender Oberarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie:
"Lebermetastasen sind bösartige Tumorabsiedlungen in der Leber, die durch Streuung von Krebszellen aus anderen Organen in die Leber gelangen.
Heute werden am häufigsten Lebermetastasen von Dick- und Enddarmtumoren operiert, da hier durch eine vollständige chirurgische Tumorentfernung eine Heilung trotz erfolgter Tumorstreuung erreicht werden kann. Nicht die Anzahl der Lebermetastasen ist entscheidend für die Frage, ob eine Operation durchgeführt werden kann, sondern vielmehr ist es wichtig, dass nach der Operation 25 bis 30% gesundes Lebergewebe erhalten bleibt. In den Händen eines erfahrenen Leberchirurgen zählen solche Operationen mittlerweile zu den sicheren Standardeingriffen.”
Dr. med. Stefan Franzen, Leitender Oberarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie:
"Viele Menschen haben Lebercysten. Diese sind angeborene gutartige flüssigkeitsgefüllte Hohlräume in der Leber, die keinen Krankheitswert haben und damit nicht operiert werden müssen.
Häufig werden diese Cysten zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung beim Hausarzt entdeckt. Nur in Ausnahmefällen, wenn die Cysten Beschwerden verursachen oder durch ihre Größe zur Verdrängung von Lebergewebe, Gefäßen oder Nachbarorganen führen, sollten sie operiert werden. Dabei wird in laparoskopischer Technik ein Teil der Zystenwand entfernt und die Zystenflüssigkeit abgesaugt (Leberzysten-Entdeckelung).
Vor einer solchen Entdeckelung muss mit einer Blutuntersuchung eine seltene Hundebandwurm-Erkrankung der Leber, die ebenfalls Cysten bildet, ausgeschlossen werden.”
Schätzungen
zufolge leiden sechs bis sieben Millionen Menschen in Deutschland an einer
Lebererkrankung. Unentdeckt und unbehandelt können sich Lebererkrankungen zu
einer Leberzirrhose (Schrumpfleber) und in manchen Fällen über Jahrzehnte
hinweg auch bis hin zum Leberzellkrebs entwickeln. Im Frühstadium sind
Lebererkrankungen oft gut behandelbar und haben gute Prognosen.
"Es beginnt
meist mit einem Fleck auf der Leber, den der Hausarzt entdeckt, da Lebertumoren meist
keine Schmerzen verursachen", erklärt Prof. Dr. med. Detlef M. Ockert, Chefarzt
der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie im Krankenhaus der
Barmherzigen Brüder Trier. Zur weiteren Abklärung der Ursachen sind dann
bildgebende Untersuchungsverfahren notwendig, die im Krankenhaus der
Barmherzigen Brüder Trier im Zentrum für Radiologie, Neuroradiologie,
Sonographie und Nuklearmedizin durchgeführt werden. "Es gibt verschiedene Untersuchungsverfahren",
erklärt Prof. Dr. med. Winfried A. Willinek, Chefarzt des diagnostischen
Zentrums. "So kann eine Kontrastmittelsonographie z.B. zusätzliche
Informationen über das Durchblutungsverhalten eines Tumors liefern, woraus sich
bestimmte Schlüsse, vor allem auf die Gewebebeschaffenheit des Tumors ziehen
lassen", erläutert der Radiologe, zu dessen Schwerpunkten unter anderem die
onkologische Bildgebung der Leber sowie bildgestützte Interventionen gehören. "Meist
kann bereits anhand der Durchblutung beurteilt werden, um welche Gewebeveränderungen
es sich handeln könnte", führt Willinek aus. So
seien Lebermetastasen im Zentrum meist nicht gut durchblutet, ein
Leberzellkarzinom oder ein Blutschwamm (Hämangiom) dagegen schon.
Um weitere
Gewebeinformationen zu erhalten, könne dann eine moderne, multiparametrische Magnetresonanztomographie
(MRT) durchgeführt werden, sagt er. Ein erster Parameter bei dieser
Untersuchungsmodalität sei ebenfalls das
Kontrastmittelverhalten (Perfusion), über das sich Aussagen über die
Gewebebeschaffenheit treffen lassen. Als zweiter Parameter nennt er Informationen
zur Zelldichte und den Weichteilkontrast (Diffusion und Signalintensität). So sei
Leberkrebs sehr dicht, kompakt und zellreich. Mit einem dritten Parameter lasse
sich der Fettgehalt in den Leberzellen definieren:
eine verfettete Leber könne unter Umständen bereits
eine Vorstufe für die Entwicklung eines Leberkrebses sein. Ein vierter
Parameter sei das Verhalten der Leber nach Gabe eines speziellen MRT-Kontrastmittels,
das nur von Leberzellen aufgenommen wird (hepatozytenspezifisch) und z. B. bei der
Differenzierung zwischen lebereigenem und leberfremden Gewebe hilfreich sei. Eine
Alternative zum MRT stellt die computertomographische Untersuchung dar, die
allerdings nicht alle Parameter des MRT abdeckt (Multislice-CT).
Bei einer
Einweisung ins Krankenhaus werden die vorhandene
und ggf. erforderliche weitere Diagnostik für einen Patienten gemeinsam von
Radiologen und Chirurgen betrachtet und besprochen sowie ggf. ergänzt, erklären
die beiden Professoren.
"Nicht jeder
Fleck in der Leber muss entfernt werden", erklärt Professor Ockert, "wenn man
sicher sein kann, dass er harmlos ist. Dies gilt z.B. für die meisten Blutschwämmchen
(Hämangiome), die nicht operiert werden müssen.
Stellt sich
bei der Diagnostik heraus, dass operiert werden muss, wird auch dieser Eingriff
in Zusammenarbeit mit der Radiologie geplant.
"Die Leber
ist in verschiedene Segmente aufgeteilt, muss ein Tumor entfernt werden, kann
man segmentweise Leber entfernen", sagt Professor Ockert. Doch die Leber besitzt eine einzigartige
Fähigkeit, sie kann wieder nachwachsen. "Manchmal ist es bei einer Lebererkrankung
erforderlich, 50 Prozent einer Leber zu entfernen. Ist das Restgewebe noch
gesund, können maximal bis zu 75 Prozent Lebergewebe entfernt werden", betont
der Chirurg. Er stellt dar, dass jede Leberoperation anhand von radiologischem
Bildmaterial geplant wird. Entscheidend sind dabei die Lage und Größe des Tumors in der Leber,
wie auch das Volumen und die Leistungsfähigkeit der verbleibenden Leber. "Von den
bildgebenden Verfahren werden Aussagen dazu vor der Operation gefordert mittels
dreidimensionaler Darstellung, auch 3D-Volumetrie genannt", ergänzt Professor
Willinek.
"Bei größeren
Resektionen kann das Bildmaterial durch einen Leberfunktionstest ergänzt werden",
fügt Professor Ockert hinzu. "Mit Hilfe dieses Tests können wir beurteilen, wie
gut die chemische Fabrik noch arbeitet. Dabei trinkt man ein Medikament im Tee und misst, wie schnell
dieses abgebaut wird."
Gewebeproben
werden inzwischen eher selten entnommen, da bei bösartigen Tumoren die Gefahr
besteht, bösartige Zellen zu verschleppen. Erforderlich kann dies jedoch sein,
wenn nicht operiert wird, sondern z.B. eine Chemotherapie erfolgt. Eine
Gewebepunktion erfolgt dann immer bildgesteuert und minimalinvasiv.
Die beiden Ärzte behandelten einen männlichen Patienten aus Luxemburg, der
bereits seit drei bis vier Jahren einen Tumor hatte, der seinerzeit als
gutartig beurteilt worden war. Im letzten Jahr jedoch war dieser Tumor größer
geworden. Im Tumorkonsil wurde zusammen mit den Radiologen ein
Untersuchungsprogramm zusammengestellt, zu dem neben einer
Kontrastmittelsonographie in diesem Fall auch ein Kernspintomographie und eine
computertomographische Untersuchung gehörten. Anhand der drei Untersuchungen
wurde dann im Tumorkonsil beraten, was für den Patienten das Beste sei.
Aufgrund des Größenwachstums und der Einschätzung durch die Radiologie wurde
beschlossen, den Tumor zu entfernen. Bei der Operation bestätigte sich dann, dass es sich um ein gut differenziertes
Leberzellkarzinom gehandelt hatte.
Insbesondere
bei älteren Patienten mit einer Vielzahl an Erkrankungen ist es aufgrund
des allgemeinen Gesundheitszustandes im
Falle eines Lebertumors oft nicht möglich, zu operieren.
Dann können
Tumore auch lokal oder lokoregional behandelt werden, mithilfe von
bildgesteuerten Therapieverfahren. Bei der Radiofrequenzablation
zum Beispiel, die ultraschallgesteuert erfolgt, wird der Tumor durch
Stromanwendung über eine Sonde minimalinvasiv "verkocht".
Die Chemoembolisation ist ein weiteres minimalinvasives
und im Vergleich zur systemischen Chemotherapie schonenderes Verfahren, bei welchem durch einen Katheter, der
durch die Leistenarterie eingeführt wird, ein Chemotherapeutikum direkt in den
Tumor gespritzt wird. Dabei werden zusätzlich durch kleine Kügelchen die
ernährenden Tumorgefäße verstopft, so dass das Chemotherapeutikum möglichst lange
wirkt. Im Unterschied zu einer Chemotherapie, bei der nur ein Bruchteil des
Medikaments in der Leber ankommt und der Rest den gesamten Körper angreift,
kann bei der Chemoembolisation der Tumor gezielt angegangen werden, möglichst ohne
das umliegende Gewebe anzugreifen. Diese Form der Chemoembolisation kann dann auch
mehrfach erfolgen und ermöglicht oftmals eine lokale Tumorkontrolle oder -reduktion.
Prof.
Willinek nennt das Beispiel eines über 80jährigen Patienten mit zwei kleinen
Lebertumoren in einer zirrhotischen Leber, bei dem im Abstand von wenigen
Monaten zweimal eine Chemoembolisation durchgeführt wurde. Seitdem seien die
Lebertumore geschrumpft. Würden die Tumore wieder wachsen, so könne man die
Chemoembolisation nochmals wiederholen.
Diese lokalen
Methoden können auch mit einer Operation kombiniert werden. "Ziel einer
Operation ist immer die Heilung", sagt Professor Ockert, "so dass man bei einem
bösartigen Tumor primär immer eine Operation anraten würde."
Jedes Jahr
erkranken in Deutschland mehr als 6.000 Männer und rund 2.000 Frauen an
Leberkrebs. Gemessen am Dickdarmkrebs mit jährlich ca. 65.000 Neuerkrankungen erscheint
der Leberkrebs eher selten, aber es sind dennoch mehr als doppelt so viele
Menschen betroffen, als im Straßenverkehr ums Leben kommen.
Meist ist der
Leberkrebs der böse Endpunkt eines sich über Jahrzehnte fortschreitenden und
lange unbemerkt bleibenden Leidens. Die Leber ist ein sehr gutmütiges Organ,
das viel aushält und eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit besitzt. Symptome
zeigen sich oft erst spät, chronische Müdigkeit und Erschöpfung können erste Hinweise
für eine Erkrankung liefern. Dass mit der Leber etwas nicht in Ordnung ist,
zeigt sich bisweilen auch erst als Zufallsbefund bei einer Routineuntersuchung,
etwa im Ultraschall.
Allerdings
sind manche Menschen besonders gefährdet: Wer über Jahrzehnte zu fett isst und
zu viel Alkohol trinkt, läuft Gefahr, eine Leberzirrhose zu entwickeln. Aus dieser
kann sich ein Krebs entwickeln. Wird ein
solcher diagnostiziert, entscheiden verschiedene Faktoren wie beispielsweise
Art und Grüße des Tumors über die am meisten Erfolg versprechende Therapie.
"Es gibt
Leberkrebs und Krebs in der Leber", erläutert Dr. med. Stefan Franzen, Leitender
Oberarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie. Soll
heißen: Man unterscheidet zwischen bösartigen Tumoren, die in der Leber ihren
Ausgangspunkt haben, und Metastasen, die von einem anderen Krebsherd, etwa dem
Darm in die Leber gestreut wurden. Als erfahrener Leberchirurg weiß Franzen um
die sehr gute Regenerationsfähigkeit des Organs: "Wir operieren so, dass möglichst
viel gesundes Gewebe erhalten und krankes entfernt werden kann. Grundsätzlich
ist es aber möglich, bis zu zwei Drittel der Leber zu entfernen."
Ob Chirurgie
oder Chemotherapie, eine kombinierte Behandlung wie die Chemoembolisation oder
minimal-invasive Methoden wie SIRT - welcher Weg bei Diagnostik und Therapie
eingeschlagen wird, entscheidet im Brüderkrankenhaus eine Tumorkonferenz, der
Mediziner verschiedener Fachabteilungen angehören. Besiegelte früher die Diagnose
"bösartiger Leberkrebs" das Schicksal des Patienten, können heutzutage auch
größere Tumoren entfernt und der Patient geheilt werden.
An der Leber
führt kein Weg vorbei: "Alles Blut, das vom Darm kommt, fließt erst durch
dieses Filterorgan und dann zum Herzen, erläutert Professor Dr. med. Detlef
Ockert. Somit steht die Leber im Zentrum zahlreicher Vorgänge im Körper, ergänzte
der Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie. Im Zentrum der gleichnamigen
Informationsveranstaltung im Brüderkrankenhaus Trier standen Ursachen und
Behandlung von Tumoren. Obschon die Leber als besonders belastbares und nahezu schmerzfreies
Organ gilt, ist auch sie nicht vor bösartigen Erkrankungen gefeit.
Müdigkeit,
Abgeschlagenheit und ein leichtes Krankheitsgefühl sind mögliche erste Warnhinweise. Jeder noch so leichten Erhöhung
des Leberwerts muss nachgegangen werden. Wichtige Risikofaktoren sind Alkohol,
Überernährung, außerdem Hepatitis, allen voran B und C. Kommt es zur Leberentzündung,
wirkt diese anfangs wie ein "kleines Schwelfeuer". Soll heißen: Ohne
Gegenmaßnahmen ist ein Großbrand programmiert. Bei einer Leberzirrhose ist die
Bildung eines Tumors oft nur eine Frage der Zeit.
Zumal der
Leber auch Ungemach aus anderen Organen droht - in Form von Tochtergeschwulsten,
etwa von Dickdarmtumoren. Ob Leberzellkrebs (HCC), Gallengangkrebs (CCC) oder
Lebermetastasen - in aller Regel kann die Chirurgie helfen, so Dr. med. Stefan Franzen.
Beim CCC sei eine OP sogar die einzige Option, um eine Heilung zu erreichen, berichtete der Leitende Oberarzt der
Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie. Bei Metastasen, die aus einem
Dickdarm- oder Darmkrebs stammen, sei eine OP die erste Wahl der Behandlung.
Operiert wird
meist offen, eher seltener bietet sich ein laparoskopischer, sprich
minimalinvasiver Eingriff an. Anders als früher ist es heute dank
Ultraschallskalpellen möglich, blutarm zu operieren. Selbst bei einer großen OP
könne deshalb auf Fremdblut verzichtet werden, erläuterte Dr. Franzen. Der
erfahrene Leberchirurg wies auf ein weiteres wichtiges Instrument hin: Mithilfe
eines intraoperativen Ultraschalls lässt sich während des Eingriffs die exakte
Position des Tumors bestimmen.
Ergänzende
minimalinvasive Methoden in der Behandlung von Leberkrebs zeigte schließlich Professor
Dr. med. Winfried A. Willinek auf. Der Chefarzt des Zentrums für Radiologie,
Neuroradiologie, Sonographie und Nuklearmedizin sprach von "bildgestützten
Therapien", bei denen der Zugang über Haut oder Leiste erfolgt. Beispielhaft
führte er die transarterielle Chemoembolisation (TACE) ins Feld. Hierbei wird
über die Leiste ein winziger Katheter punktgenau zum Tumor geführt, in welchen
dann das Chemotherapeutikum eingebracht wird. Ein Vorteil gegenüber einer
herkömmlichen Chemotherapie: der Tumor wird gezielt attackiert und nicht der
gesamte Körper des Patienten in Mitleidenschaft gezogen.
Eine weitere
minimalinvasive Option ermöglicht seit kurzem die Selektive Interne
Radiotherapie, kurz SIRT. Hierbei handelt es sich um eine Strahlentherapie zur
Behandlung von Leberkrebs. Dank SIRT werden gesunde Zellen weitgehend geschont,
da über einen über die Leiste gelegten Katheter das erkrankte Gewebe gezielt
mit winzigen Mikrokügelchen bestrahlt werden kann.
Mit Ausnahme der Lebertransplantation kommen im
Brüderkrankenhaus alle Therapien zur Behandlung von Leberkrebs und Metastasen in
der Leber zum Einsatz. Doch welches der am meisten Erfolg versprechende
Therapieweg ist, hängt von vielen Faktoren ab und wird für jeden einzelnen
Patienten in der wöchentlichen Tumorkonferenz individuell besprochen und
festgelegt. Dem Gremium gehören Mediziner sämtlicher beteiligten Abteilungen
an, und sie alle eint ein Ziel: Jedem Patienten die beste Behandlung zukommen
zu lassen.