Auf gut fünf Meter Länge bringt es der Dünndarm, der Dickdarm misst rund 1,5 Meter. Gemessen daran nehmen sich die Dimensionen des Enddarms bescheiden aus: 15 bis 18 Zentimeter entfallen auf den Mastdarm, bevor dieser in den drei Zentimeter kurzen Analkanal mündet. Trotz geringer Größe bietet der Enddarm viel Angriffsfläche für Tumorerkrankungen oder Entzündungen wie den periproktitischen Abszess, erklärt Professor Dr. med. Detlef Ockert, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier.
Das Tückische: Einige typische Symptome können sowohl auf ungefährliche Beschwerden wie ein Hämorrhoidalleiden hindeuten als auch den entscheidenden Hinweis auf eine bösartige Erkrankung liefern. Bei Auffälligkeiten wie Schleim oder Blut im Stuhlgang sollte in jedem Fall der Hausarzt aufgesucht werden. Dieser veranlasst im Zweifel eine Untersuchung durch einen niedergelassenen Gastroenterologen.
Der wesentliche Beitrag bei der Diagnose und Behandlung von Enddarmerkrankungen liege in der Vorsorge-Koloskopie sowie der endoskopischen Therapie kleiner Enddarm-Polypen, erläutert Dr. med. Michael Knoll. "Eine sehr wichtige Neuerung stellt hierbei die Möglichkeit der endoskopischen Vollwandresektion dar", berichtet der Leitende Oberarzt der Abteilung für Innere Medizin I. Bei diesem Verfahren wird der Polyp aus der Schleimhaut herausgestanzt und die Darmwand sofort wieder komplett verschlossen. So wird sichergestellt, dass es im Nachgang nicht zu Undichtigkeiten kommt.
Dr. med. Knoll sieht in der Vorsorgekoloskopie den entscheidenden Grund für die spürbare Reduktion der Zahl der Darmkrebserkrankungen, die in den Altersgruppen ab 55 Jahren zu beobachten ist - jener Personengruppe, der eine regelmäßige Vorsorgekoloskopie durch einen niedergelassenen Facharzt angeboten wird. Doch noch immer zögern viele Menschen Untersuchungen ihres Enddarms hinaus - aus Scham oder Angst vor dem Ergebnis.
Blutungen und
Schmerzen am Darmausgang sind häufige Symptome von Hämorrhoiden und
Afterrissen. Allerdings kann auch ein bösartiger Tumor des Afters vorliegen. Wie bei
allen Erkrankungen gilt: Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser
sind die Heilungsaussichten.
Kommt die
Rede auf Beschwerden am After, scheint die Ursache rasch gefunden. Oft werden alle Beschwerden am
After als Hämorrhoiden gedeutet. Doch häufig verbirgt sich hinter ein- und demselben Symptom eine sehr
unterschiedliche Erkrankung.
Bestimmte Symptome sollten immer abklärt werden. Das gilt bei Bluten, Brennen und Jucken im Bereich des Afters
ebenso wie bei Nässen oder Stuhlschmieren, Schwellungs- oder Vorfallgefühl. Oft
liegen solcherart Auffälligkeiten Hämorrhoiden in unterschiedlichen Stadien
zugrunde, doch können auch Krankheitsbilder wie Fisteln, Abszesse oder eine
Analfissur dahinterstecken. Schlimmstenfalls liegt ein bösartiger Tumor des
Enddarms oder Afters vor.
Letzteres ist
sehr selten, in einer Stadt von der Größenordnung Triers wird diese Diagnose
kaum mehr als zwei Mal im Jahr gestellt, beziffert Professor Dr. Detlef Ockert,
Chefarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie des
Brüderkrankenhauses. Zum Vergleich: Darmkrebs tritt 50 Mal häufiger auf. Doch
während hier die Erkrankungszahlen abnehmen, wird das Analkarzinom zunehmend
häufiger diagnostiziert. Frühe Stadien verlaufen oft unbemerkt, als "Schuldigen"
hat man das Humane Papillomavirus (HPV) ausgemacht. Löst dieses eine Zellwucherung
aus, kommt es entweder zu gutartigen Veränderungen in Form von Anal- oder
Genitalwarzen, oder zu einem bösartigen Karzinom.
Die Mediziner
appellieren, bei Beschwerden im Bereich des Afters und Enddarms nicht aus
falsch verstandener Scham den Gang zum Arzt zu scheuen. Das gilt etwa bei Blut
im Stuhl: Dieses könnte einen ersten sichtbaren Hinweis auf einen Enddarmtumor
liefern. Feststellen lässt sich das durch eine Spiegelung, sagt Dr. Michael
Knoll, Leitender Oberarzt der Abteilung für Innere Medizin I. Der Gastroenterologe
rät eindringlich, die von niedergelassenen Fachärzten durchgeführte Vorsorge-Koloskopie
wahrzunehmen, oder aber einen seit kurzem ebenfalls von den Kassen gezahlten
immunologischen Stuhltest. In rund 80 Prozent der Fälle liegt einem Tumor ein
Darmpolyp zugrunde. Da diese in aller Regel sehr langsam wachsen und sich erst
binnen eines Jahrzehnts zu einem Tumor entwickeln, lasse sich das Übel bei der
Wurzel packen und das Karzinom oft schon im Keim ersticken, noch bevor es zu
einer bösartigen Zellwucherung gekommen ist.