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Diabetes und Darmkrebs

Krebs ist inzwischen die häufigste Todesursache bei Diabetiker:innen unter 70 Jahren. Patient:innen mit Diabetes mellitus Typ 2 haben gegenüber der Normalbevölkerung ein etwa doppelt so hohes Risiko für Darmkrebs, ähnlich wie Personen mit familiär gehäuftem Auftreten der Erkrankung. Zudem besteht bei Diabetiker:innen eine größere Wahrscheinlichkeit, bereits vor dem 50. Lebensjahr an Darmkrebs zu erkranken. Eine kürzlich publizierte schwedische Kohortenstudie belegte ein zwölf bis 18 Jahre früheres Darmkrebserkrankungsalter von Diabetespatient:innen, die erstgradige Verwandte mit Darmkrebs hatten. Die Chefärzte der Inneren Medizin des Gemeinschaftskrankenhauses Bonn, Prof. Dr. Franz Ludwig Dumoulin (Gastroenterologe) und Dr. Markus Menzen (Diabetologe) rufen daher Betroffene auf, alle Vorsorgemöglichkeiten wahrzunehmen.

Wie wirkt sich eine Diabetes-Erkrankung auf den Darm aus?

Prof. Dumoulin: Diabetes-Patient:innen leiden häufiger unter Magen-Darm-Beschwerden wie Sodbrennen, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall und neigen eher zu Magen-Darm-Infektionen und Gallensteinen. Verdauungsprobleme können auch zu einem schwer einstellbaren Blutzuckerspiegel führen.

Warum haben Diabetiker:innen ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs?

Dr. Menzen: Eine Vielzahl von Studien belegt, dass Typ 2-Diabetes zur Entstehung und zum Wachstum von Tumoren beiträgt. Dabei wirken drei Mechanismen zusammen: Der erste betrifft den dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel, denn Krebszellen haben einen erhöhten Glukoseverbrauch. Der zweite ist das Insulin, das Betroffene zum Teil in größeren Mengen spritzen müssen, um die abweichenden Blutzuckerwerte zu senken. Denn Insulin fördert auch das Wachstum von Tumorzellen. Und drittens begünstigt ein über der Norm liegender Blutzuckerspiegel – vor allem bei übergewichtigen Patient:innen – auch Entzündungsprozesse. Besonders Darmkrebs-gefährdet sind daher übergewichtige Menschen mit einem insulintherapierten Diabetes Typ 2.

Warum entwickeln Diabetiker:innen häufiger schon im jugendlichen Alter oder im jungen Erwachsenenalter einen Darmkrebs?

Dr. Menzen: Das hängt meist mit der Lebensweise zusammen: Eine ballaststoffarme Ernährung mit zu viel Zucker, Salz und Fett, zu viel Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht sind gemeinsame Risikofaktoren für Krebs und Diabetes. Besonders gefährlich wird es, wenn auch noch eine familiäre Vorbelastung für frühen Darmkrebs hinzukommt.

Wie behandeln Sie Ihre Diabetes Typ 2-Patient:innen im Hinblick auf das erhöhte Darmkrebsrisiko?

Dr. Menzen: Ich weise sie auf dieses Risiko hin und empfehle eine Darmkrebsvorsorge: Die Früherkennung per Stuhltest (IFOBT) ist unkompliziert und schnell zu Hause durchführbar. Zusätzlich erstatten einige Krankenkassen seit etwa einem Jahr auch jüngeren Hochrisikopatient:innen unter 50 Jahren Vorsorge-Darmspiegelungen.

Da eine Diabetes-Therapie mit hohen Insulingaben möglicherweise eine Krebserkrankung begünstigt, setze ich – insbesondere bei stark übergewichtigen Menschen – eine Kombination mit anderen blutzuckersenkenden Medikamenten wie Metformin ein.

Wann sollten Diabetes-Patient:innen einen Gastroenterologen bzw. eine Gastroenterologin konsultieren, und wann ist bei ihnen eine Darmspiegelung notwendig?

Prof. Dumoulin: Bei Erstdiagnose Diabetes sollte ein Gastroenterologe bzw. eine Gastroenterologin konsultiert werden. Auch belastende und länger als einen Monat andauernde Magen-Darm-Beschwerden sollten Diabetiker:innen gastroenterologisch untersuchen und behandeln lassen.

Auch wenn die Leitlinie das zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht widerspiegelt: Diabetes-Patient:innen sollten zwölf Jahre früher als andere eine Vorsorge-Koloskopie erhalten. Liegen neben einem Diabetes mellitus weitere Risikofaktoren wie Tabak- oder Alkoholkonsum, Übergewicht oder eine familiäre Häufung von Darmkrebs vor, übernehmen einige Krankenkassen inzwischen auch die Kosten für eine frühere Vorsorgekoloskopie – bei Männern bereits ab dem 40. und bei Frauen ab dem 45. Lebensjahr. Das sollten diese Hochrisikopatient:innen unbedingt nutzen. Darmkrebs ist gut heilbar – aber nur, wenn er früh erkannt wird.

Was können Diabetiker:innen selbst tun, um ihr Darmkrebsrisiko zu senken?

Dr. Menzen: Sie sollten auf eine gesunde ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse achten, sich regelmäßig bewegen und Übergewicht reduzieren, möglichst nicht rauchen und den Alkoholkonsum niedrig halten. Das normalisiert den Stoffwechsel und beugt schließlich auch Darmkrebs vor.

 
 

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