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26.02.2021

„Yoga kann gerade auch in Corona-Zeiten helfen“

Sabine Faß

Die Krankengymnastin Sabine Faß arbeitet im Medico des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier. Mit „Yoga für Jedermann“ und dem Outdoor-Format „Bewegte Mittagspause“ entwickelte sie im ersten Corona-Jahr Angebote zur Entspannung für Mitarbeitende des Brüderkrankenhauses. Im Interview erklärt Sabine Faß, warum Yoga gerade in Zeiten der Pandemie helfen kann, wie man Kinder spielerisch an die Übungen heranführt, weshalb der morgendliche „Sonnengruß“ ihr auch an Regentagen hilft und die „Totenhaltung“ das perfekte Pausenprogramm im „Homeoffice“ ist.

Frau Faß, Homeoffice und Kontaktverbot, seit Monaten kein Vereinssport mehr und auch das Treffen mit Freunden in der Kneipe ist nach wie vor verboten. Die Pandemie schlägt immer mehr Menschen aufs Gemüt und wirkt sich in vielen Lebensbereichen Frohsinn mindernd aus. Wieso sollte ausgerechnet in diesen Zeiten Yoga helfen?

Gerade in Zeiten wie diesen kann Yoga helfen, denn es bietet die Möglichkeit, einfach mal abschalten, abtauchen zu können und so zur Ruhe zu kommen. Es eröffnet allen die Chance, sich für einen Moment auf sich selbst konzentrieren und sich statt auf das Außen auf das Innen besinnen zu können.

Viele Menschen haben eher das Gefühl, aufgrund fehlender Freizeitangebote zu viel Zeit für sich und mit sich zu haben, und manche macht die Ruhe infolge des Lockdowns auch unruhig.

Sicher, aber es macht eben einen Unterschied, ob ich alleine bin und mit meinem Smartphone herum hantiere, oder ob ich wirklich bei mir bin und mich spüren kann. Ich empfehle, sich auch in Krisenzeiten Inseln für kurze Auszeiten zu schaffen und zu bewahren. Diese lassen sich beispielsweise hervorragend dafür nutzen, einmal alle Lungenbereiche durch bewusste Atmung gut zu durchlüften. Das gibt auch Energie.

Das werden Eltern gerne hören, doch gerade ihnen dürfte es immer schwieriger fallen, inmitten von Homeschooling und spaßgebremsten Kindern solche Inseln zu erreichen. Und bekanntlich leiden Kinder und Jugendliche besonders unter den Folgen der Pandemie. Was raten Sie diesen?

Kinder und Jugendliche sollten die Übungen einfach mitmachen, und Eltern sie am besten spielerisch an diese heranführen. Gerade Yoga bietet eine Vielzahl an Übungen, die man sehr gut gemeinsam und mit Kindern machen kann. Nehmen Sie beispielsweise den „Helden“ – welches Kind will nicht mal ein Held sein. Oder die Übung „Nilpferd auf dem Elefanten“. Oder warum nicht auch einen kleinen Wettbewerb machen mit der einfachen Gleichgewichtsübung „Vrikshasana“: Wer von uns steht als „Baum“ am längsten? Ich bin sicher, dass sich viele Kinder und Jugendliche spielerisch für Yoga begeistern lassen, und weil Sportvereine pausieren müssen, wäre es auch eine Möglichkeit, die motorische Entwicklung zu fördern.

Viele Eltern treiben zahlreiche Sorgen um. Kommen sie abends zur Ruhe, beginnt das große Grübeln, der sie um den Schlaf zu bringen droht.

Hier können schon Atemmeditationen helfen. Sollte sich das Gedankenkarussell dennoch weiterdrehen, rate ich zu einer geführten Meditation; von diesen gibt es einige auf Youtube. Und warum nicht abends eine kleine Geh-Meditation durchs Dorf oder um den Block machen? Einfach eine Runde spazieren gehen und dabei ganz bewusst auf die eigenen Füße und Schritte achten; und wenn es die Temperaturen wieder zulassen, gerne auch barfuß. Auch das lässt sich hervorragend mit Kindern und Jugendlichen machen. Überhaupt rate ich dazu, sich gewisse Rituale zu schaffen. Ich zum Beispiel starte jeden Tag mit dem „Sonnengruß“ in den Tag. Das hilft mir, behutsam den „Motor“ zum Laufen zu bringen.

Als Sie in den 1990er Jahren im Brüderkrankenhaus anfingen, galt Yoga für viele noch als etwas Esoterisches und Exotisches. Wie erklären Sie sich, dass die Nachfrage heute so groß ist?

Sie entwickeln mit Yoga ein Gefühl des Vertrauens in Ihren Körper und sie fördern so Ihre Beweglichkeit. All das führt bei denen, die Yoga machen, zu einem Wohlbefinden, das gerade auch in Zeiten wie diesen helfen kann, wo viele Menschen das Wort „Corona“ nicht mehr hören können. Was sicherlich auch zur stärkeren Beliebtheit von Yoga beiträgt, ist, dass immer mehr Menschen bewusst wird, dass es nicht um Akrobatik geht. Viele haben zwar noch Respekt vor Yoga, aber ich kann versichern, dass ich nur Übungen mache, die für jedermann leistbar sind. Was mich anbelangt: Dank Yoga fühle ich mich heute beweglicher als mit Mitte 20.

Die heutigen Mitzwanziger sind vornehmlich in Sozialen Medien und auf Youtube unterwegs. Sie haben gemeinsam mit Kevin Lehmann von der Pflegedirektion des Brüderkrankenhauses Videos produziert, in denen Sie Ihre Übungen vormachen. Wie ist es, vor der Kamera statt vor anderen zu stehen?

Als Notlösung ist das okay, aber es ist natürlich nicht das gleiche. Da fehlt einfach die Energie, die beim gemeinschaftlichen Yoga entsteht. Hinzu kommt, dass ich nicht sehe, wie die anderen die Übungen machen. Gut, etwas falsch machen kann man nicht, ich habe bewusst auch nur solche Übungen fürs Video ausgewählt, die leicht nachzumachen sind. Dennoch: Ich mache es lieber in der Gruppe und freue mich darauf, wenn dies wieder möglich sein wird.

Das Interview führte Marcus Stölb.

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