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27.04.2021

Können Pollen eine Coronainfektion begünstigen?

Frühling ist Pollenzeit, das dürfte zumindest Pollenallergikern bestens bekannt sein. Laut einer neuen Studie eines internationalen Forscherteams unter der Leitung von Forschenden der Technischen Universität München und des Helmholtz Zentrum München steigt an Tagen mit besonders starkem Pollenflug die Gefahr sich mit dem Coronavirus zu infizieren um bis zu 20 Prozent – unabhängig von einer bestehenden Pollenallergie. Dr. Andreas Zaruchas, Leiter der Pneumologie im Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn, erklärt die Studie und warum man trotzdem keine Angst haben muss, den Frühling zu genießen.

Dr. Andreas Zaruchas

„Die Grundaussage der Studie ist: In den Tagen nach starkem Pollenflug steigen die Infektionsraten“, fasst Dr. Andreas Zaruchas, der die Pneumologie im Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn leitet und in dessen Verantwortungsbereich die Behandlung von Covid-19-Patienten fällt, kurz zusammen. Das Forscherteam verglich für die Studie Wetterdaten, Pollenflugdaten mit Coronapräventionsmaßnahmen und Infektionszahlen aus mehr als 31 Ländern.

Bereits bei Erkältungsviren beobachtet

Dabei gingen sie von der Hypothese aus, dass Blütenstaub das Immunsystem schwächt, weil er sich auf den Schleimhäuten der oberen Atemwege absetzt. Bei Allergikern schwellen daraufhin die Schleimhäute an, die Nase läuft und die Augen tränen. Studien mit Mäusen weisen daraufhin, dass das Immunsystem unabhängig von einer Allergie durch die Pollen weniger Botenstoffe bildet, die gebraucht werden, um Viren abzuwehren. „Dieses Phänomen kennen wir von Erkältungsviren, bewiesen ist jedoch noch nichts: Es handelt sich lediglich um eine Vermutung“, erklärt Dr. Zaruchas.

Man dürfe jedoch nicht denken, dass die Viren Pollen als Transportmittel in den Körper verwendeten. „Forscher haben versucht Coronaviren auf Pollen zu platzieren und stellten fest, dass es unmöglich ist. Pollen alleine können definitiv nicht krank machen“, beschreibt er. Glaube man der Studie, schwächen sie jedoch das Immunsystem, so dass man sich bei Kontakt mit einer infizierten Person leichter anstecke.

Kein höheres Ansteckungsrisiko für Allergiker und Asthmatiker

Wichtig ist dem Pneumologen vor allem aufzuklären, dass „Pollenallergiker und medikamentös gut eingestellte Asthmatiker kein höheres Risiko haben an Corona zu erkranken oder bei einer Infektion einen schweren Verlauf zu erleiden. Unter den Covid-19-Patienten gibt es nicht auffällig viele Allergiker oder Asthmatiker!“ Sie könnten sich also völlig frei bewegen und müssten sich nicht zu Hause verkriechen. „Wichtig ist und bleibt, sich vom Virus fernzuhalten und nicht von den Pollen“, versichert Dr. Zaruchas. Wenn sich alle weiterhin an die Abstands- und Hygieneregeln halten, seien wir relativ sicher.

„Ich finde es immer gut, wenn Zusammenhänge erforscht werden, dennoch habe ich Bedenken bei der Studie: Im Frühjahr gab es zwar viele Neuinfektionen, also zu einer Zeit mit starkem Pollenflug, allerdings stiegen die Zahlen auch im pollenarmen Herbst“, sagt der Experte. Es sei keine Studie, die nach den Ursachen forsche, sondern sie weise lediglich einen statistischen Zusammenhang nach. Zudem habe nicht nur der Pollenflug Einfluss auf das Infektionsrisiko. Je wärmer es draußen sei, desto geringer das Risiko sich anzustecken, weil die Coronaviren Kälte mögen. Dasselbe Prinzip gelte auch bei UV-Strahlung, denn sie kann das Virus zerstören. Generell sei die Viruskonzentration im Freien geringer.

Tipps für den Aufenthalt im Freien

Wenn die Sonne nach draußen locke, solle man sich weiterhin an Abstands- und Hygieneregeln halten. Des Weiteren rät Dr. Zaruchas zu Schnelltests, wenn sich mehrere Personen treffen. „Ich kann nur empfehlen, die Maske zu tragen, wann immer möglich, auch bei kurzen Gesprächen. Wir stellen im Austausch mit den Patienten immer wieder fest, dass ein flüchtiger Kontakt reicht, um sich mit der neuen Virusvariante B.1.1.7. aus Großbritannien anzustecken - bisher galt eine Regel von 15 Minuten Kontakt, bei der neuen Variante reicht ein Gespräch von 5 bis 10 Minuten“, warnt der Pneumologe.

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