Zur Unternehmensseite
17.12.2021

Von Nussecken, Kochschürzen und Schwenkgrills

Werkstatt ist nicht gleich Werkstatt. Während sich andere Werkstätten rein auf die Produktion und Dienstleistungen für die Industrie fokussieren, gehen die St. Bernhards-Werkstätten neue Wege mit ihren Eigenprodukten aus den Bereichen Kochen und Garten. Werkstattleiter Daniel Olk stellt den Vetrieb vor.

Herr Olk, warum haben Sie den Vertrieb schon so früh angestoßen?

Mir war schon immer klar, dass wir unsere eigenen Produkte vermarkten müssen. Kerngeschäft wird es niemals werden, aber für die Außenwirkung der Werkstatt ist es extrem wichtig: Nur so verstehen die Menschen, dass Behindertenwerkstätte keine „Bastelbuden“ sind, sondern dass wir hochwertige und geprüfte Produkte herstellen. Unser Grill ist zum Beispiel nach einer DIN-Norm gebaut und von der Gewerbeaufsicht abgenommen. Aktuell arbeiten bei uns 220 Klient*innen, die wir beschäftigten und bezahlen müssen. Das könnten wir nicht gewährleisten, wenn wir nur unsere eigenen Produkte vertreiben, wir brauchen die Industrie.

Was gehört zur Produktpalette?

In unserer Metzgerei und Bäckerei stellen wir ausschließlich eigene Produkte her. Darüber hinaus hat jeder Handwerksbereich seine eigenen Produkte. So stellt die Abteilung „Verpackung und Montage“ Grillanzünder her, während die Metallverarbeitung Handschuhdispenser für das Krankenhaus produziert. Die Schreinerei fertigt Schneidebretter, Bänke und Dekorationsartikel, und die Gärtnerei bietet alles rund um die Gartenpflege an.

Wie kommen die Ideen in die Umsetzung?

Wir feilen so lange daran bis sie perfekt sind und auch von den Klient*innen alleine hergestellt werden können. Unser Grill ist zum Beispiel eckig, weil die Schweißarbeiten für einen runden Grillrost nur schwer zu bewerkstelligen sind. Die Klienten waren ganz aus dem Häuschen, als der erste Grill von Christian Weiskopf, Regionalleiter der Region Trier, gekauft wurde. Es ist schon ein anderes Gefühl, wenn man ein eigenes Produkt verkauft, als wenn man ein Teil fertigt, bei dem man nicht mal weiß, wo es verbaut wird.

So nah am Saarland gehört der Grill in die Produktpalette.

Wie machen Sie diese große Produktpalette bekannt?

Wir vertreiben unsere Produkte über die beiden Hofläden in Trier neben dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier und hier auf dem Schönfelderhof und in unseren Online-Shops auf Ebay und Etsy. Darüber sind wir sehr gut ausgelastet, viel mehr dürfte es eigentlich nicht sein. Wir müssen vorsichtig agieren, denn wir sind nicht jeden Tag gleich leistungsfähig. Nur weil man morgens mit 15 Klient*innen plant, heißt das nicht, dass sie auch alle da und arbeitsfähig sind. Das müssen wir bei den Aufträgen immer mit bedenken.

Das heißt, Sie könnten in der Werkstatt mehr Klient*innen beschäftigen?

Auf jeden Fall, aber wir können nicht einfach eine Stellenausschreibung rausgeben und Klient*innen bewerben sich. Sie werden unter anderem vom Land, von den Arbeitsagenturen und den Rentenversicherungsträgern an die verschiedenen Werkstätten vermittelt. Wir könnten lediglich „gesunde“ Produktionshelfer*innen einstellen, aber das kommt nicht infrage, weil das nicht unseren Prinzipien entspricht: Wir wollen unseren Klient*innen eine gute und sinnvolle Tätigkeit bieten und nicht den Gewinn maximieren.

Wie verlief der Start des zweiten Hofladens, der im September 2019 in Zemmer eröffnet wurde?

Wir sind hochzufrieden! Trotz der Pandemie haben wir den ursprünglich angedachten Umsatz fast verdoppelt. Lediglich unser zweites Ziel hat gelitten: Der Hofladen soll ein Ort der Begegnung werden, denn Inklusion ist keine Einbahnstraße. Wir wollen unsere Klient*innen nicht nur in die Gesellschaft integrieren, die Gesellschaft soll auch zu den Klient*innen kommen.

Wie genau soll das aussehen?

Dank unserer Lage zwischen zwei Premium-Wanderwegen haben wir am Wochenende sehr viele Gäste, die in der St. Bernhards-Klause essen und anschließend bei uns einkaufen. Des Weiteren wollen wir verschiedene Kurse anbieten, sobald es wieder möglich ist: Näh-, Baumschnitt-, Koch- und Grillkurse. Wir haben viele tolle Ideen, die aufgrund der Corona-Pandemie leider noch nicht zur Umsetzung kamen.

Haben Sie noch weitere Projekte in der Pipeline?

Das Start-up Regiocart möchte unsere Produkte in ihre App aufnehmen. Die App-Nutzer sehen dann, was wir anbieten und welche Lieferstrecken wir jede Woche anfahren, zum Beispiel der Weg zum Brüderkrankenhaus jeden morgen. Wenn ihre Lieferadresse auf unserem Weg liegt, können sie bei uns bestellen und wir bringen es auf dem Weg vorbei. Das schont die Umwelt und unsere Ressourcen.

Das Interview führte Julia Sick.

Weitere Artikel zum Thema:

 
 

Diese Website verwendet Cookies.
Diese Webseite nutzt neben notwendigen auch nicht notwendige Cookies externer Komponenten, wie z.B. Karten, Videos oder Analysewerkzeuge, welche alle dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Nutzungsverhalten zu sammeln. Personenbezogene Daten werden von uns nicht erhoben und bedürfen, wie z. B. bei der Nutzung von Kontaktformularen, Ihrer expliziten Zustimmung. Sie können dem Einsatz der nicht notwendigen Cookies mit dem Klick auf die Schaltfläche „alle Cookies akzeptieren“ zustimmen oder sich per Klick auf „alle Cookies ablehnen“ dagegen entscheiden. Weitere Informationen zu den von uns verwendeten Diensten und zum Widerruf finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen. Dort können Sie ebenfalls Ihre hier getroffenen Einstellungen unter dem Link „Cookie-Einstellungen“ jederzeit aufrufen und Cookies auch nachträglich abwählen. Ihre Einwilligung dazu ist freiwillig und für die Nutzung der Webseite nicht notwendig.