In Deutschland leiden rund 420.000 Menschen an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, kurz CED. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, die beiden häufigsten Formen, bedeuten für die meist jungen Patienten eine jahrelange Tortur mit Durchfall, Bauchkrämpfen und Entzündungen. Ihre Lebensqualität zu verbessern ist Professor Dr. Peter Kienle, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Theresienkrankenhaus Mannheim, zeit seines Berufslebens ein großes Anliegen.
Das kann man in der Tat so sagen. Schon mehr als 25 Jahre beschäftige ich mich intensiv mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, den beiden häufigsten Formen von CED. Das begann schon als junger Assistenzarzt, weil mein Ausbilder Experte auf diesem Gebiet war. Es berührt mich, wie sehr Patienten unter dieser Krankheit leiden, die die Lebensqualität stark einschränkt.
Entfernen wir bei der Colitis ulcerosa den Dickdarm, ist der Patient quasi geheilt. Beim Morbus Crohn behandeln wir die Symptome und verbessern die Lebensqualität, heilen können wir ihn nicht.
Wenn die Medikamente nicht mehr ausreichend wirken, muss prinzipiell eine Operation in Erwägung gezogen werden. Auch wenn die Medikamente erhebliche Nebenwirkungen verursachen und eine Operation als Alternative möglich ist, sollte diese erwogen werden. Bei schwerem Verlauf der Colitis ulcerosa ist die sogenannte Pouchoperation generell eine Alternative.
Patienten ziehen erst nach langer medikamentöser Behandlung eine Operation in Betracht. Wir müssen aber den richtigen Zeitpunkt finden, denn ist der Patient in einem schlechten Allgemeinzustand, ist die Komplikationsrate höher.
Mit jährlich rund 150 bis 200 Crohn-Operationen und ungefähr 100 Operationen bei der Colitis ulcerosa gehören wir zu den größten Zentren mit den meisten OPs in Deutschland. Studien belegen bessere Ergebnisse in Kliniken mit hoher Fallzahl.
Genau, wir forschen, um die Diagnostik und Therapie weiter zu verbessern. Wir nehmen als einziges deutsches Zentrum an einer großen Multicenter-Studie aus den USA teil, bei der geprüft wird, ob man durch unterschiedliche Nahttechniken die Gefahr einer erneuten Entzündung verringern kann. Das ist uns wichtig, wir wollen die Situation für Patienten weiter verbessern.