Resistenzen gegen Antibiotika sind weltweit ein immer größer werdendes Problem: Bakterielle Krankheitserreger, gegen die die gängigen Antibiotika wirkungslos sind, breiten sich aus. Oberapothekerin Corinna Wiebeler erklärt, was das paderlog dagegen unternimmt.
Die gute Nachricht: Der einzelne Patient wird in der Regel wieder gesund. Denn in den allermeisten Fällen können wir sogenannte Reserve-Antibiotika einsetzen. Das sind spezielle Medikamente, die nur bei Infektionen mit resistenten Erregern angewandt werden. So können wir den Keim effektiv bekämpfen. Allerdings müssen wir bei dem Einsatz dieser Antibiotika sehr vorsichtig sein.
Je mehr und je früher wir solch ein Reserve-Antibiotikum einsetzen, desto eher steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich neue Resistenzen bilden. Wir müssen also den Gesamteffekt im Blick haben. Erschwerend kommt hinzu, dass nur wenige neue Antibiotika auf den Markt gebracht werden, die bei diesen hochresistenten Erregern helfen. Das heißt: Jetzt müssen wir vorsorgen, damit wir nicht in Zukunft Probleme bekommen. Als Krankenhausapothekerinnen schauen wir uns genau den Einsatz von Antibiotika im Krankenhaus an, nicht nur im Brüderkrankenhaus, sondern auch in anderen Kliniken in der Region, die das paderlog versorgt.
Verschiedene Untersuchungen an deutschen Krankenhäusern haben zwei Problemstellungen gezeigt: Häufig werden Antibiotika-Therapien zu lange verordnet. Außerdem wird häufig ein Antibiotikum gewählt, das sehr breit wirkt und zu viele Keime neben dem eigentlichen Erreger abdeckt. Also einfach ausgedrückt: Antibiotika werden im Krankenhaus häufig zu lang und zu breit eingesetzt, wodurch Resistenzen gefördert werden.
Wir haben eine spezielle Fortbildung zu Antibiotic-Stewardship-Experten (ABS-Experten) absolviert, bei der wir den verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika in der Praxis gelernt haben. Aufbauend auf diesem Wissen haben wir in Zusammenarbeit mit den Ärzten einen Online-Leitfaden entwickelt. Für die fünf häufigsten Erkrankungen in den einzelnen Fachabteilungen beschreiben wir dort die Antibiotika-Therapie. So geben wir den behandelnden Ärzten Empfehlungen, welches das optimale Antibiotikum je nach Ausprägung der Erkrankung ist, und liefern wichtige Informationen zu Dosierung und Dauer der Behandlung. Durch den Leitfaden, den wir individuell für ein Krankenhaus erstellen, können die Medikamente deutlich zielgerichteter eingesetzt werden. Wir haben so den Einsatz von Antibiotika reduziert.