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28.03.2019 / aktualisiert 17.12.2020

Kügelchen bekämpfen Tumore in der Leber

Mit der selektiven internen Radiotherapie (SIRT) bietet das Brüderkrankenhaus Trier seit Kurzem eine neue Therapieform der Behandlung von bösartigen Tumoren in der Leber an, die es in Rheinland-Pfalz in dieser Form nur noch in Mainz gibt. Dabei werden Millionen von radioaktiven Kügelchen verabreicht, um das Wachstum bösartiger Tumore in der Leber aufzuhalten.

Die Leber ist die größte Drüse im menschlichen Körper und gleichzeitig das zentrale Organ des gesamten Stoffwechsels. Ihre wichtigsten Funktionen sind die Produktion lebenswichtiger Eiweißstoffe, die Verwertung von Nahrungsbestandteilen, die Gallenproduktion sowie der Abbau und die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen.

In Deutschland erkranken laut einer Prognose des Robert Koch-Instituts jährlich etwa 9.500 Menschen neu an Absiedlungen von bösartigen Tumoren in der Leber, sogenannten Lebermetastasen. In der Regel handelt es sich dabei um Metastasen von Dickdarm- und Enddarmkrebs. Lebermetastasen bestimmen entscheidend den Krankheitsverlauf und die Prognose im Rahmen der Tumorerkrankung. Häufig können sie gut chirurgisch oder kombiniert chirurgisch und systemisch mit Chemotherapie behandelt werden. Darüber hinaus gibt es in der Leber selbst entstehende bösartige Tumore, sogenannte Leberzellkarzinome

ln dem Zylinder ist die Emulsion mit den radioaktiven Mikropartikeln

Das Zentrum für Radiologie, Neuroradiologie, Sonografie und Nuklearmedizin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier unter Leitung von Chefarzt Professor Dr. Winfried A. Willinek bietet für Patienten mit nicht mehr operablen Tumoren oder Metastasen in der Leber jetzt erstmals in der Region Trier eine moderne Therapie an: die selektive interne Radiotherapie (SIRT). "Diese neue Behandlungsmöglichkeit kann bei insgesamt guter  Verträglichkeit die Erkrankung aufhalten und zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen", erklärt Professor Willinek, der Ende 2014 vom Universitätsklinikum Bonn als Chefarzt ans Brüderkrankenhaus Trier kam. Zu seinen Schwerpunkten gehören unter anderem die onkologische Bildgebung der Leber sowie bildgestützte Interventionen.

Das Verfahren

Die SIRT, auch Radioembolisation genannt, ist eine Therapie zur Behandlung von bösartigen Tumoren in der Leber. Hierbei wird das erkrankte Gewebe gezielt bestrahlt und gesunde Zellen weitgehend geschont. Die Behandlung erfolgt über einen Katheter, der über die Leiste in die Leberarterie eingeführt wird, die die Hauptblutzufuhr von Tumoren in der Leber ist.

Ein Ärzteteam aus interventionellen Radiologen und Nuklearmedizinern bringt dann über den Katheter Millionen winziger radioaktiver Mikrokügelchen in die Leberarterie ein. Die Kügelchen enthalten Yttrium-90, ein radioaktives Isotop, das sogenannte Betastrahlung abgibt. "Diese Strahlung reicht im menschlichen Gewebe über eine Entfernung von durchschnittlich zwei bis maximal elf Millimeter. Die Mikrokügelchen wandern, dem Blutstrom folgend, direkt zum tumorösen Gewebe, wo die Bestrahlung der bösartigen Zellen gezielt erfolgt", erläutert Nuklearmediziner Dr. Kim Biermann das Verfahren..

Die Vorteile

Bei der SIRT kann eine hohe und effektive Strahlendosis direkt gegen die Krebszellen gerichtet werden; der restliche Körper wird geschont. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass mit Hilfe der SIRT Tumore in der Leber stark verkleinert werden können. Einige schrumpfen so weit, dass es Ärzten manchmal später möglich ist, diese operativ zu entfernen

Die selektive interne Radiotherapie ist insgesamt gut verträglich, vor allem im Vergleich zur Chemotherapie, so gibt es beispielsweise keinen Haarausfall. Es können nach dem Eingriff beim Patienten zwar Bauchschmerzen, leichtes Fieber und Übelkeit auftreten, diese Beschwerden sind in der Regel jedoch nur kurzzeitig und gut medikamentös therapierbar. Das Verfahren ermöglicht eine Verbesserung der Lebensqualität für Patienten, deren Lebertumore nicht operabel sind

Die Voraussetzungen

Die SIRT ist anwendbar bei Patienten mit

  •  nicht mehr operierbaren primären Lebertumoren, wie Leberzellkrebs oder Gallengangkrebs,
  •  nicht mehr operierbaren Tochtergeschwülsten in der Leber aus anderen Teilen des Körpers, wie aus dem Darm oder von neuroendokrinen Tumoren.

Eine Voraussetzung ist, dass die Leber des Patienten noch ausreichend funktioniert. Erforderlich ist dann eine gemeinsame interdisziplinäre Entscheidung in der Tumorkonferenz des onkologischen Zentrums, dass die SIRT im individuellen Fall das beste Verfahren darstellt.

Erfahrungen

Anfang April 2017 wurde im Brüderkrankenhaus Trier der erste Patient mit diesem innovativen Verfahren behandelt. Bei ihm war ein Dickdarmkrebs mit Lebermetastasen diagnostiziert worden, die nach mehrfachen Chemotherapien fortschreitend waren. Der Patient hatte die SIRT sehr gut vertragen. Vier Wochen nach der Therapie waren die Metastasen in ihrer Größe geschrumpft.

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