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18.09.2020

Mit Hand und Fuß

Das Medico im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier unterstützt Menschen darin, nach einem Unfall oder einer Erkrankung rasch wieder auf die Beine zu kommen. Ambulante und stationäre Patienten fast aller medizinischen Fachabteilungen profitieren von der Kompetenz und Erfahrung des Teams, dem auch zahlreiche Absolventen der hauseigenen Physiotherapieschule angehören.

Physiotherapieschülerin Giuseppina Sagona prüft die Schritte des Patienten.

Behutsam setzt Timo Müller (Name von der Redaktion geändert) einen Fuß vor den anderen, balanciert mehr, als dass er geht, zwischen den Streben hindurch. Giuseppina Sagona fasst den 27-Jährigen vorsichtig an den Hüften, mit kritischem Blick prüft die Physiotherapieschülerin jeden Schritt des Patienten. Aus sicherer Entfernung beobachtet Mira Tullius das Geschehen, die examinierte Physiotherapeutin gibt Anweisungen und motiviert die beiden am Barren.

Die Übung gehört zu den scheinbar leichteren an diesem Morgen im Rahmen der Erweiterten Ambulanten Physiotherapie (EAP), doch was heißt das schon nach einem derart schweren und folgenreichen Unfall? An fünf Vormittagen in der Woche kommt Timo Müller ins Medico, wie das Zentrum für Physiotherapie, Physikalische Therapie, Podologie, EAP und Ergotherapie im Brüderkrankenhaus Trier abgekürzt genannt wird. Während der jeweils zwei Stunden dauernden Therapieeinheiten nutzt er weite Teile des breiten Behandlungsspektrums.für

Schwerer Arbeitsunfall

Dass der Schlosser schon etwas mehr als drei Monate nach seinem Unfall wieder laufen kann, schien keineswegs ausgemacht an jenem für ihn so verhängnisvollen Dienstag Anfang März. Mit Kollegen montierte er einen Baukran, als plötzlich ein rund vier Meter langes und mehrere Hundert Kilogramm schweres Teil des Kranarmes herabstürzte und ihm auf den rechten Fuß fiel. Nur weil er zum Unfallzeitpunkt Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen trug, wurde sein Fuß nicht abgetrennt.

Doch die Quetschverletzungen an Unterschenkel und Fuß waren massiv: drei gebrochene Fußwurzelknochen, außerdem sehr starke Einblutungen in die Muskelfaszien. Die Schwellung war so groß, dass es acht Operationen bedurfte, um die Spannung schrittweise wieder aus dem Fuß zu nehmen. Vier Wochen verbrachte der Patient in vollstationärer Behandlung im Brüderkrankenhaus, zwölf Wochen durfte er seinen Fuß nicht belasten und sich nur mithilfe von Gehstützen fortbewegen.

Ob Orthopädie oder Onkologie: Das Team von Michael Schumacher, Physiotherapeut und Abteilungsleiter, kommt in fast allen Bereichen zum Einsatz

In allen Abteilungen im Einsatz

Patienten wie Timo Müller wieder zur möglichst vollständigen Bewegungsfähigkeit und Rückkehr in Alltag und Beruf zu verhelfen, ist die Kernaufgabe der rund 40 Mitarbeitenden – in der Mehrzahl  Physiotherapeuten und Krankengymnasten – des Medico. Ob nach einem Beinbruch oder infolge einer rheumatischen Erkrankung, im Nachgang zu einer orthopädischen OP oder als Nachsorge eines kardiochirurgischen Eingriffs am Herzen – das therapeutische Leistungsspektrum ist fast immer gefragt, wenn es um eine möglichst rasche und dauerhafte Genesung von Patienten geht. „Wir kommen in allen Abteilungen zum Einsatz“, sagt Michael Schumacher, Physiotherapeut und Abteilungsleiter, „außer in der Augenheilkunde.“

Die Physiotherapie ist ein wesentlicher Faktor, von der Chirurgie über die Onkologie bis hin zur  Pneumologie profitieren Patienten von deren Expertise und Erfahrung. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Begleitung von Patienten der Orthopädie, bei denen ein Gelenkersatz vorgenommen wurde. Das Team des Medico, zu dem auch 20 Schüler der hauseigenen Physiotherapieschule des Bildungsinstituts der Barmherzigen Brüder Trier zählen, hat nicht nur sprichwörtlich alle Hände voll zu tun; was es leistet, hat Hand und Fuß. Ab dem zweiten Ausbildungsjahr sammeln die Schüler erste praktische Erfahrungen. Diese seien wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung, sagt Giuseppina Sagona. „Auf die Patienten zugehen, hat mich anfangs schon Überwindung gekostet“, erzählt die 21-Jährige, die bereits während der ersten Wochen im Medico Veränderungen bei sich beobachtete: „Ich lerne jeden Tag hinzu und habe innerhalb kurzer Zeit viel mehr Selbstbewusstsein entwickelt.“

Dass man ein gewisses Selbstbewusstsein braucht, um seine Aufgaben im Medico zu meistern, bestätigt Mira Tullius. Schließlich gehe es immer wieder auch darum, die Patienten zu motivieren und zugleich nicht zu überfordern. Ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen sollte also mitbringen, wer in diesem Bereich arbeitet. Unabhängig davon, ob man einen stationären Patienten auf Station wieder auf die Beine stellt oder einen ambulanten Patienten, der auf Rezept ins Medico kommt, zur Mitarbeit anspornt – ohne ein Gespür für Menschen geht es nicht.

Nerven stimulieren

Infolge des Unfalls hat die Nervenleitfähigkeit im Fuß von Timo Müller gelitten. Mira Tullius positioniert mehrere Elektroden auf dem von drei großen Narben gezeichneten Fuß. Mithilfe einer Elektrotherapie versucht sie, die Nervenleitfähigkeit zu stimulieren. Eine solche Behandlung bieten nur große Zentren, weil EAP-Plätze an bestimmte Bedingungen hinsichtlich technischer Ausstattung und fachlich personeller Anforderungen geknüpft sind, um für Berufsgenossenschaften und Privatpatienten zugelassen zu werden.

Denn die intensive und hochwertige EAP fußt auf einem individuellen Behandlungsplan, der von der regelmäßigen Lymphdrainage über die manuelle Therapie bis zur Haltungsschulung reichen kann. Hinzu kommt: Patienten wie Timo Müller bleibt eine klassische Reha erspart, somit erhalten sie sowohl die stationäre als auch die ambulante Therapie quasi aus einer Hand. „Ein wichtiger Vorteil unseres Zentrums ist, dass hier alle Kollegen ihre eigenen Schwerpunkte und besonderen Fähigkeiten haben“, berichtet Mira Tullius; „wir tauschen uns jede Woche im Team über jeden Patienten intensiv aus und stimmen uns mit dem jeweils behandelnden Arzt ab. So wissen wir immer, auf welchem Stand der Patient ist und was wir noch machen können, um weitere Therapieerfolge zu erzielen.“

Zurück in den Alltag

Timo Müller tritt währenddessen in die Pedale. Diese Übung im Trainingstherapieraum des Medico dient dem Kraftaufbau im gesamten Bein, außerdem verbessert sie die Stabilität in seinem Fußgelenk. Mental stabil sei der Patient in jedem Fall, weiß Mira Tullius, die ihn zum Zeitpunkt des Interviews schon seit einigen Wochen begleitet. „Sein Vorteil ist sicherlich, dass er vor seinem Unfall ein kerngesunder und sportlicher Mann war und noch jung ist. Aber er hat auch sehr viel Biss und man spürt, dass er sich mit seiner Einschränkung nicht abfinden will“, lobt die Therapeutin, die auch in der Physiotherapieschule unterrichtet und dort ihre praktischen Erfahrungen unmittelbar in die Ausbildung einbringt.

Der Patient steigt wieder ab, etwas erschöpft, aber zufrieden hat er die Übung hinter sich gebracht. Er freut sich über die eigenen Fortschritte. Er wolle so schnell wie möglich wieder arbeiten, sagt er. Den Schlosser drängt es zurück ins normale Leben, den Weg dorthin ebnen ihm die Therapeutinnen des Medico; Menschen wie Mira Tullius.

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