Zur Unternehmensseite
05.10.2020

Von der Mineralogie zur Pharmazie

Dass Georg Simon als Leiter der Apotheke des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier für 24 Mitarbeitende und die Versorgung von drei Krankenhäusern sowie Rettungsdiensten, Berufsfeuerwehr und Seniorenzentren verantwortlich ist, war reiner Zufall. So studierte er zunächst Mineralogie und entdeckte erst nach zwei Semestern seine Leidenschaft für die Pharmazie. Verändert hat sich seitdem viel im Berufsfeld des Krankenhausapothekers. „Der logistische Aufwand in der Apotheke hat extrem zugenommen. Wir müssen immer neue Wege finden, um Lieferengpässe zu umgehen“, berichtet Georg Simon aus der Praxis. Im Interview erzählt er mehr von seinem Werdegang und den Veränderungen in der Welt der Apotheken.

Warum haben Sie sich für den Beruf des Apothekers entschieden?

Ehrlich gesagt war das eher Zufall. In der Schule lagen mir die naturwissenschaftlichen Fächer besonders. Nach dem Abitur war ich unschlüssig und habe angefangen, Mineralogie zu studieren, weil mein Vater im Bergbau arbeitete. Nach zwei Semestern habe ich gemerkt, dass das nichts für mich ist. Ein Bekannter hat mir dann vom Pharmaziestudium erzählt und so fing es an.

Wie lange arbeiten Sie schon in der Apotheke des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier?

Ich bin 2015 an die Krankenhausapotheke des Brüderkrankenhauses Trier gewechselt. Krankenhausapotheker bin ich allerding schon seit 1983 mit Stationen in Saarlouis, Lebach und Kaiserslautern.

Waren Sie dabei immer im Krankenhaus oder haben Sie auch mal über eine öffentliche Apotheke nachgedacht?

Die Entscheidung für die Krankenhausapotheke war auch eher zufällig. Nach dem Studium muss man ein halbes Jahr in einer Öffentlichen Apotheke hospitieren und kann danach wahlweise ein halbes Jahr ins Krankenhaus oder in die Industrie. Nach dem ersten halben Jahr bot mir ein befreundeter Badminton-Spieler an, ein Praktikum in seiner Krankenhausapotheke zu machen. Nicht nur die Arbeit hat mir dort sehr viel mehr Spaß gemacht als in der öffentlichen Apotheke, auch die Arbeitszeiten waren besser. Zu der Zeit habe ich sehr viel Sport getrieben, weswegen mir die Vorstellung, am Wochenende im Verkaufsraum zu stehen, eher weniger behagt hat.

Was hat für Sie den Unterschied ausgemacht?

Es fehlt zwar der direkte Patientenkontakt, aber man hat im Krankenhaus definitiv mehr Einflussmöglichkeiten auf die Therapie: Man sitzt mit den Ärzten in der Arzneimittelkommission, in der die Medikamentenliste für das Haus ausgewählt wird und ist an der Erstellung der Therapiestandards beteiligt. Außerdem beraten wir Ärzte zu Neben- und Wechselwirkungen. Alle Beteiligten führen einen offenen Dialog während die öffentliche Apotheke tatsächlich einen reinen Dienstleistungscharakter hat. Man kann einfach viel mehr zur Patientensicherheit beitragen.

Gefällt Ihnen die Krankenhausapotheke immer noch gut?

Auf jeden Fall. Das Aufgabengebiet ist nach wie vor spannend und wir können noch immer viel bewegen. Am besten ist, dass ich ein hoch motiviertes Team um mich habe, das immer bereit ist, sich an neue Dinge heranzuwagen. Ich bin zwar schon 63 Jahre und damit kurz vor dem Ruhestand, trotzdem haben wir noch sehr viel vor.

Zukünftig soll eine Pharmazeutisch-technische Assistentin auf Station bei Richten der Medikamente helfen.

Welche Projekte haben Sie denn in der Pipeline?

Zurzeit arbeiten wir an einer Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit, kurz AMTS. Zukünftig soll eine Pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) auf Station eingesetzt werden als Hilfe beim Richten der Medikamente. Außerdem soll es auch Stationsapotheker geben. Bisher unterstützen Apotheker schon in der Notaufnahme Ärzte und Pflegepersonal beim Erfassen des Medikamentenplans und bei der Umsetzung in die im Haus vorhandenen Medikamente. So wissen wir genau, welche Medikamente der Patient einnimmt und können Wechselwirkungen, falsche Dosierungen oder Doppelverordnungen vermeiden helfen.

Letztlich würden wir in den nächsten Jahren gerne die Unit-Dose-Versorgung umsetzen, bei der die Pflegekräfte keine Medikamente mehr richten müssen und mehr Zeit für andere Aufgaben haben. Die Arzneimittel kämen dann einzeln verpackt aus der Apotheke zur richtigen Zeit, in der richtigen Dosierung und Form beim richtigen Patienten an. Der Vorschlag kam aus der Pflege, um die Fehlerquote bei der Ausgabe von Medikamenten zu verringern. Ein extrem spannendes Projekt zum Schutz der Patienten.

In meinen Anfangsjahren als Krankenhausapotheker standen wir bei den wichtigen Themen meist am Rand, heute stecken wir mittendrin. Insgesamt werden wir weniger als externer Dienstleister, denn als Ratgeber und Problemlöser wahrgenommen. Das ist ein sehr gutes Gefühl.

Logistik macht aber wahrscheinlich trotzdem einen großen Teil der Arbeit aus, zum Beispiel der Einkauf von Arzneimitteln. Nach welchen Kriterien kaufen Sie die Medikamente ein?

Über lange Jahre war der günstigste Preis für die beste Qualität das ausschlaggebende Kriterium. Das hat sich aber extrem geändert. Hauptkriterium ist immer noch die Qualität, aber die Lieferfähigkeit hat stark an Bedeutung zugenommen. Nicht erst seit Corona haben wir Probleme, manche Medikamente zu bekommen. Wir verlassen uns nicht mehr nur auf die Aussagen des Herstellers, sondern wir informieren uns, ob es eine oder mehrere Herstellungsstätten gibt, wo sie sind und wo die Rohstoffe herkommen. Diese Detektivarbeit ist nötig, um zu garantieren, dass das Präparat auch wirklich regelmäßig geliefert wird. Trotzdem muss auch der Preis stimmen. Das ist manchmal gar nicht so leicht.

Das heißt der Aufwand ist größer geworden in den letzten Jahren?

Ja, er ist immens gewachsen. Damit uns die Suche nicht über den Kopf wächst, sind wir Mitgliedsapotheke in der pharmaceutical benefit management group (PBMG eG). Das ist ein Zusammenschluss von Krankenhausapotheken in ganz Deutschland, die ihren Einkauf gemeinsam organisieren und sich in pharmazeutischen Sachfragen austauschen. In Zweier-Teams handeln die Apotheken-Leiter für bestimmte Produktgruppen Verträge aus. So profitieren alle von der Suche. Das gilt leider nicht für die preisgünstigeren Präparate, die nicht von der PBMG verhandelt werden. Da muss jeder selbst recherchieren. Mittlerweile ist das ein unglaublich großer logistischer Aufwand.

Die pharmaceutical benefit management group (PBMG eG), ein Zusammenschluss von Apotheken von Krankenhäusern in ganz Deutschland, feiert in diesem Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum. Gegründet wurde die Genossenschaft, um von einem gemeinsamen wirtschaftlichen Arzneimitteleinkauf zu profitieren.  Ende der 1990er Jahre als freundschaftlicher Austausch von sechs Krankenhausapotheken gestartet und zum 1. Oktober 2010 professionalisiert, arbeiten heute 25 Krankenhausapotheken in ganz Deutschland in der pharmaceutical benefit management group (PBMG eG) zusammen – mit einem Arzneimittelumsatz von etwa 700 Millionen Euro. Darunter sind auch fünf Apotheken der BBT-Gruppe. Die Corona-Pandemie als Bewährungsprobe im Jubiläumsjahr machte die Vorteile des gemeinschaftlichen Einkaufs und der Vernetzung untereinander nochmals deutlich: Erfahrungsaustausch, gegenseitige Unterstützung, Liefersicherheit, Qualität und gut ausgehandelte Preise.

Was passiert, wenn ein Präparat nicht lieferbar ist?

Wenn ein Präparat im Therapiestandard festgelegt und in Deutschland nicht lieferbar ist, versuchen wir es aus dem Ausland zu importieren. Das zieht aber auch wieder neue Probleme nach sich: Wir haben zum Beispiel ein Produkt in Japan bestellt. Als es dann kam, waren auf der Packung außer den Dosisangaben alle Angaben in japanischen Schriftzeichen. Zum Glück lieferte der Importeur einen Beipackzettel in englischer Sprache mit.

Gibt es eine Besonderheit der Apotheke am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier?

Frater Gebhards Mundwasser

Zunächst einmal feiern wir dieses Jahr das 100-jährige Bestehen der Apotheke, die 1920 gegründet wurde. Corona-bedingt können wir das Jubiläum leider nicht in einer größeren Veranstaltung feiern.

Während des Krieges war die Apotheke geschlossen, seit 1952 ist sie wieder in Betrieb. Seitdem ist die Apotheke zwei Mal umgezogen, bis sie 1978 ihren jetzigen Standort bezog. 2012 kam ein neues Sterillabor für die Herstellung von jährlich circa10.000 Zytostatika-Zubereitungen dazu, die bei der Krebstherapie zum Einsatz kommen.

Ein besonderes Highlight ist Frater Gebhards Mundwasser, das wir immer noch nach Originalrezeptur von 1936 herstellen. Von dem Mundwasser, das bei Entzündungen im Mundraum und leichten Halsschmerzen angewendet werden kann, verkaufen wir circa 10.000 Flaschen im Jahr.

Weitere Artikel zum Thema:

 
 

Diese Website verwendet Cookies.
Diese Webseite nutzt neben notwendigen auch nicht notwendige Cookies externer Komponenten, wie z.B. Karten, Videos oder Analysewerkzeuge, welche alle dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Nutzungsverhalten zu sammeln. Personenbezogene Daten werden von uns nicht erhoben und bedürfen, wie z. B. bei der Nutzung von Kontaktformularen, Ihrer expliziten Zustimmung. Sie können dem Einsatz der nicht notwendigen Cookies mit dem Klick auf die Schaltfläche „alle Cookies akzeptieren“ zustimmen oder sich per Klick auf „alle Cookies ablehnen“ dagegen entscheiden. Weitere Informationen zu den von uns verwendeten Diensten und zum Widerruf finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen. Dort können Sie ebenfalls Ihre hier getroffenen Einstellungen unter dem Link „Cookie-Einstellungen“ jederzeit aufrufen und Cookies auch nachträglich abwählen. Ihre Einwilligung dazu ist freiwillig und für die Nutzung der Webseite nicht notwendig.