Alle Jahre wieder bringt die Wintersaison neben Kälte, weiß glitzernden Landschaften und Glühwein auch kleinere Probleme mit sich. Durch die Mischung aus kalter Luft und geheizten Räumen werden die Hände trocken und rissig. In diesem Jahr kommt durch die Corona-Pandemie häufiges Händewaschen oder -desinfizieren hinzu. Dr. Alexander Menzer, Leitender Arzt Hygiene und Mikrobiologie am Katholischen Klinikum Koblenz · Montabaur, hat Tipps, wie Händehygiene mit Hautschutz funktioniert.
Gesunde Haut hat einen pH-Wert von 5,5, sie ist also leicht sauer. Das verhindert, dass unerwünschte Bakterien auf der Haut wachsen. Wichtig für die Barriere sind die äußere Hornschicht und ein intakter Wasser-Fett-Film. Sind unsere Hände zu lange oder zu oft feucht, kann das den sauren Wasser- Fett-Film zerstören und Hautfette zwischen den Hornzellen auswaschen. Das kennt jeder, wenn nach dem Schwimmen oder Spülen die Haut runzelig wird. Der Verlust von Feuchtigkeit und Hautfetten sorgt für trockene und spannende Haut, in die Krankheitserreger leichter eindringen können. Zusätzlich kann die Empfindlichkeit gegenüber potenziellen Allergenen zunehmen.
Haut- und spezielle Handcremes helfen, die Hände zu pflegen. Prinzipiell gilt: Die Hände zu desinfizieren ist hautschonender als waschen. Hauteigene Fette werden zwar durch den enthaltenen Alkohol gelöst, die gängigen Desinfektionsmittel enthalten jedoch Rückfetter. Trotzdem rate ich Personen, die nicht im medizinischen Bereich arbeiten, davon ab. Das Desinfizieren schädigt unsere eigene nützliche Bakterien-Flora, da ist Händewaschen deutlich besser und beinhaltet im Gegensatz zur Handdesinfektion auch einen reinigenden Aspekt. Nach dem Waschen am besten die Hände mit einer Fettcreme mit leicht saurem pH-Wert einreiben. Das regeneriert den Säureschutzmantel. Wenn das nicht reicht, einfach die Hände für ein paar Minuten in Oliven-, Mandel- oder Jojobaöl halten.
Der Effekt ist ein anderer: Beim Waschen mit Seife reduziere ich Keime und reinige gleichzeitig. Beim Desinfizieren reduziere ich lediglich die Keime.
Zu oft ist nicht gut, weil der natürliche Hautschutz durch die Feuchtigkeit zerstört wird. Hände nur dann waschen, wenn sie wahrnehmbar verschmutzt sind, man sich zum Beispiel im Bus an den Griffen festgehalten hat oder nach dem Einkaufen.
Es komplett zu vermeiden, ist schwer, da es häufig eine unbewusste Bewegung ist. Jedoch gilt: Wer eine Maske trägt, kann sich nicht direkt an Nase und Mund greifen.
Nein, denn unsere Hände schwitzen in den Handschuhen, was, wie bereits erwähnt, den Wasser-Fett-Film der Haut stört. Außerdem können Erreger, die auf die Haut kommen, durch das körpereigene Abwehrsystem sofort inaktiviert werden. Dieser Schutz fehlt bei Handschuhen komplett, sodass die aktiven Erreger ungehindert weitergegeben werden können.
Beim Kauf sollten Sie grundsätzlich darauf achten, dass Seifen, Desinfektionsmittel und Cremes frei von Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen sind. Seife sollte pH-hautneutral sein und nur auf bereits angefeuchtete Haut gegeben werden, also immer zuerst die Hände kurz nass machen und dann die Seife verreiben. Cremes sollten in einer Tube sein und nicht in einem Tiegel, der ein idealer Nährboden für Bakterien ist.