18.10.2025
Regionale Gesundheitsversorgung und Finanzierung der Kliniken im Fokus – BBT-Gruppe mahnt flexiblere Strukturvorgaben für versorgungsrelevante Krankenhäuser auf dem Land an.

Bundesgesundheitsministerin
Nina Warken MdB informierte sich am Samstag, 18. Oktober 2025, im
Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim über die aktuelle Situation der
frei-gemeinnützigen Krankenhäuser in ihrem Wahlkreis und sprach mit den
BBT-Geschäftsführern Sabine Anspach und Dr. Frank Zils sowie mit der Regionalleiterin
der BBT-Einrichtungen in Baden-Württemberg Dr. Ulrike Heesemann über die
Auswirkungen der Krankenhausreform und der jüngsten Sparmaßnahmen auf Kliniken
im ländlichen Raum.
In einem ausführlichen
Hintergrundgespräch der BBT-Geschäftsführung mit der
Bundesgesundheitsministerin auch in Anwesenheit der Mitglieder der
Gesellschafterversammlung der Gesundheitsholding Tauberfranken Landrat
Christoph Schauder, Oberbürgermeister Udo Glatthaar und Bürgermeister Frank
Menikheim sowie dem Landtagsvizepräsidenten Prof. Dr. Wolfgang Reinhart standen
insbesondere die Themen Finanzierung, Personalentwicklung und
Versorgungsstrukturen im Main-Tauber-Kreis im Fokus.

"Deshalb war mein Ziel eine Anpassung der Krankenhausreform, die sich stärker an der Versorgungsrealität vor Ort ausrichtet. Für die Umsetzung der Reform bleibt den Bundesländern nun mehr Zeit. Zudem haben wir ihnen mehr Freiraum gegeben für die Sicherstellung der Versorgung – insbesondere für die Regel- und Notfallversorgung. Dennoch sehen wir, dass das Gesundheitssystem insgesamt unter großem Druck steht und wir dringend Veränderungen brauchen. Im Krankenhausbereich brauchen wir mehr Spezialisierung, eine Bündelung von Kompetenzen und des Personals. Das wird zu Strukturveränderungen führen, die es den Krankenhäusern am Ende aber ermöglichen, wirtschaftlich arbeiten zu können. Die anstehenden Veränderungen dürfen keinesfalls zu weißen Flecken in der Versorgung führen", so Nina Warken.
Die Geschäftsführung der BBT-Gruppe, zu der in der Region neben dem Caritas-Krankenhaus auch das Krankenhaus Tauberbischofsheim und das Hohenloher Krankenhaus in Öhringen gehören, machte deutlich, dass auch aus ihrer Sicht eine umfassende Reform des Gesundheitswesens dringend erforderlich ist. „Wir sehen durchaus, dass es notwendig ist, das Gesundheitswesen in Deutschland insgesamt effizienter aufzustellen und die ständig steigenden Kosten zu begrenzen“, betonte der Sprecher der BBT-Geschäftsführung, Dr. Frank Zils. „Allerdings bleiben mit der Krankenhausreform und dem Reformanpassungsgesetz aus unser Sicht wesentliche Herausforderungen ungelöst.“
Dazu gehören aus Sicht der BBT-Gruppe u.a. der erdrückende bürokratische Aufwand, der mit immer neuen Prüfverfahren und Dokumentationspflichten ständig weiter wachse. Ein weiterer Punkt sei die seit Jahren größer werdende Lücke zwischen Tarifsteigerungen und tatsächlicher Vergütung sowie der Fachkräftemangel, der sich durch den demographischen Wandel weiter verstärke.
Dr. Frank Zils verwies auf die
besondere Situation der freigemeinnützigen Krankenhäuser, die in der Regel ohne
finanzielle Unterstützung aus kommunalen Haushalten Defizite ausgleichen
müssen. „Kirchliche Krankenhäuser leisten unverzichtbare Arbeit für die
Gesundheitsversorgung in der Fläche. Ihr diakonischer Auftrag verpflichtet sie
auch dort die Versorgung sicherzustellen, wo andere Träger sich zurückziehen –
etwa in ländlichen Regionen, in sensiblen und unterfinanzierten Bereichen wie
der Palliativmedizin, Geburtshilfe, Kinderklinik, umfassender Seelsorge und
psychosozialer Begleitung“, betonte er. „Daher brauchen wir faire
Rahmenbedingungen für freigemeinnützige und kirchliche Träger, die als Anwälte
der Daseinsvorsorge besonders in strukturschwachen Regionen wie dem z.B. dem
Main-Tauber-Kreis Verantwortung übernehmen.“

Auf die besondere Situation im
Main-Tauber-Kreis ging Dr. Ulrike Heesemann, Regionalleiterin der BBT-Gruppe,
ein. „Gerade in dünn besiedelten Flächenlandkreisen wie dem Main-Tauber-Kreis
erfordern die langen Fahrzeiten dezentrale Strukturen, die bei geringerem
Patientenaufkommen wirtschaftlich kaum noch tragfähig sind. So sichern wir mit
dem Krankenhaus Tauberbischofsheim und dem im Caritas-Krankenhaus mit
verschiedenen hoch qualifizierten Bereichen die medizinische Versorgung zu
jeder Tages- und Nachtzeit für die gesamte Region etwa mit unserer
interventionellen Kardiologie für die Behandlung eines akuten Herzinfarkts, um
nur ein Beispiel zu nennen. Unsere Strukturvoraussetzungen entsprechen dabei in
ihrer Kostenintensivität in diesem und anderen wichtigen Bereichen den
Voraussetzungen großer Kliniken in Ballungsräumen, während unsere Einnahmen
deutlich geringer ausfallen, einfach, weil hier weniger Menschen leben“, machte
sie deutlich.
Auch die demographische
Entwicklung in ländlichen Regionen war Thema des Hintergrundgesprächs. „Wenn
die geburtenstarken Jahrgänge aus dem Berufsleben ausscheiden, verschärft sich
der Fachkräftemangel weiter. Gleichzeitig wächst die Zahl der Menschen, die
medizinische und pflegerische Unterstützung benötigen. Schon jetzt führen
mitunter lange Wartezeiten auf Facharzttermine dazu, dass Patientinnen und
Patienten aus dem ambulanten Bereich in unsere Notaufnahmen ausweichen – eine
Entwicklung, die zusätzliche Belastungen für die Kliniken schafft“, führte Dr.
Heesemann weiter aus.
Die Verantwortlichen der BBT-Gruppe
gaben Bundesgesundheitsministerin Warken einige zentrale Empfehlungen mit auf
den Weg. Sie sprachen sich für eine fallzahlunabhängige Finanzierung für
versorgungsrelevante Bereiche aus und regten die gezielte Förderung von
sektorenübergreifenden Pilotprojekten an. Außerdem sollten Strukturvorgaben wie
Facharztquoten oder Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses in Relation zur
Klinikgröße und zum regionalen Bedarf flexibler gestaltet werden. Um eine
bessere Planungssicherheit für Kliniken und Mitarbeitende zu schaffen, sollten
zudem die Sonderregelungen des Krankenhausreformanpassungsgesetzes (KHAG)
zeitlich nicht befristet werden. Mit Blick auf die Digitalisierung regte Sabine
Anspach außerdem eine stärkere Berücksichtigung von
Telemedizin, digitalen Lösungen und Robotik in Struktur- und Qualitätsvorgaben
an.
Landrat Christoph Schauder unterstützte
die Empfehlungen der BBT-Gruppe und betonte: „Das
Caritas-Krankenhaus ist der zentrale Eckpfeiler unserer regionalen
Gesundheitsversorgung. Allerdings machen sich die strukturellen Probleme im
Krankenhauswesen auch hier bemerkbar. Daher ist es umso wichtiger, dass der Landkreis
fest an der Seite des Hauses steht. Mein Dank gilt den Partnern in der
Gesundheitsholding Tauberfranken für das vertrauensvolle Miteinander sowie den
Mitarbeitenden für ihr Engagement auch in dieser schwierigen Zeit.“
Nach dem intensiven Austausch nahm sich
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken Zeit für einen Rundgang durch die
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Das Caritas-Krankenhaus investierte in
diesem Jahr besonders auf der Station für Kinderintensivmedizin in innovative
medizinische Ausstattung: Die Station verfügt über hochsensible Beatmungsgeräte
für Säuglinge, spezielle Monitorsysteme und einen mobilen Transportinkubator,
der eine sichere Verlegung von Früh- und Neugeborenen ermöglicht. Die Klinik
für Kinder- und Jugendmedizin unterstützt außerdem die reguläre
Notfallversorgung bei Notfalleinsätzen: Bei einem Einsatz zwischen 08:00 und
16:00 fährt eine erfahrene Kinderärztin oder ein Kinderarzt des
Caritas-Krankenhauses zusätzlich zu den Sanitäter*innen mit hinaus und das in
einem Radius von Wertheim über Buchen bis nach Künzelsau, um eine kindgerechte,
hochqualifizierte Erstversorgung direkt am Einsatzort sicherzustellen –
insbesondere bei lebensbedrohlichen Zuständen bei Säuglingen, Kleinkindern oder
Jugendlichen.
In enger Zusammenarbeit mit der
Neonatologie und der Kinderphysiotherapie kümmern sich die Teams auf der
allgemeinen und der Kinderintensivstation in Bad Mergentheim interdisziplinär
rund um die Uhr um die kleinsten Patientinnen und Patienten. Jedes Kind und
jede Familie erfährt im Caritas-Krankenhaus eine individuelle, liebevolle
Betreuung in einem geschützten Umfeld. Auch die Bundesgesundheitsministerin
selbst hat am 1979 im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim das Licht der Welt
erblickt und ist dem Haus seither und auch in ihrer Funktion als
Bundestagsabgeordnete verbunden.
„Der direkte Austausch zwischen Politik und den Verantwortlichen im Gesundheitswesen ist unabdingbar, um tragfähige Lösungen für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum und darüber hinaus zu entwickeln. Wir danken Frau Bundesministerin Warken herzlich für ihren Besuch und den sehr konstruktiven Austausch“, betonte Dr. Frank Zils abschließend.