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Gastbeitrag in kkvd aktuell

„Unser Shareholder Value ist die praktizierte Nächstenliebe“

Dr. Albert-Peter Rethmann, Sprecher der Geschäftsführung der BBT-Gruppe, erklärt in einem Gastbeitrag in kkvd aktuell was kirchliche Träger ausmacht und warum sie auch in Zukunft noch gebraucht werden.

Dr. Albert-Peter Rethmann

Die Einladung zu diesem Gastbeitrag zum Thema "Warum braucht es freigemeinnützige/kirchliche Krankenhäuser?" erreichte mich, als die ersten Krisenstäbe in unseren Krankenhäusern die Arbeit aufgenommen haben. Noch ist das Ausmaß der Coronavirus-Pandemie nicht wirklich absehbar und wir alle "fahren auf Sicht". Will heißen: wir wissen letztlich nicht, was auf uns zukommen wird. Eine Situation, auf die Krankenhausmanager, die es gewohnt sind, strategisch zu planen, in Szenarien zu denken und Ziele zu entwickeln, wie der Teufel auf's Weihwasser reagieren. Doch wir haben sehr schnell umgedacht. Und ich bin davon überzeugt: aus gutem Grund.  

Die meisten katholischen Krankenhäuser finden diesen Grund in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Eine Zeit, in der die Not der Menschen groß, aber die Zahl staatlicher Versorgungsangebote klein war. Es waren die beherzten Frauen und Männer in der Kirche, die diese Not erkannt und gehandelt haben. Sie haben aus ihrem Glauben heraus die Initiative ergriffen, Not zu lindern. Und sie haben in ihrer Zeit - oft selbst- und mittellos - einen Beitrag zur Entwicklung eines sozialen Gemeinwesens geleistet, der ohne Zinsen eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft war.  

Nächstenliebe als oberstes Gebot

Könnten wir unsere Gründer befragen, ob sie das wollten, würden sie dies wahrscheinlich wie selbstverständlich verneinen. Sie wollten kein Gesundheitssystem entwickeln, sondern als Christen Menschen helfen. "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" - dieses Gebot, das Jesus im Markusevangelium wie die Liebe zu Gott als erstes Gebot über alles gestellt hat, hat sie angetrieben. Und erst in zweiter Linie waren sie von der Frage bewegt, wie sie ihr Engagement bezahlen und strukturieren müssen. Aber auch sahen sie es zunehmend als Herausforderung und Aufgabe; denn sie sahen, dass die Hilfe bei den Menschen ankam und die Nachfrage schnell sehr viel größer war, als sie in der Lage, Hilfe zu leisten.

Der Ordensgründer der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf, der Selige Peter Friedhofen (1819-1860), hatte schlussendlich auch dafür zu sorgen, mit welchen Regeln der Kreis von gleichgesinnten Brüdern und Weggefährten als Gemeinschaft funktionieren kann, ohne den eigentlichen Auftrag aus dem Blick zu verlieren. Auf unsere Zeit heute übertragen erlaube ich mir durchaus selbstkritisch die Parallele, dass wir heute zwar oft dazu neigen, uns mehr um Strukturen zu kümmern, als um unseren Auftrag. Aber natürlich finden wir im Rückgriff auf unseren Unternehmensauftrag immer wieder die Gewissheit, worin unsere eigentlichen Wurzeln und unser Auftrag besteht: "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" - und nicht die Strukturen, die es dafür braucht.  

Perspektive Mensch, nicht Gewinn

Denn das ist dieser Grund, auf dem wir stehen. Und das ist die Basis, von der aus wir gerade heute, wo wir wohl noch am Anfang einer nie dagewesenen Aufgabe in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung stehen, handeln müssen. Das ist der Grund, der uns Halt gibt und auffordert, aus der Perspektive hilfebedürftiger Menschen und nicht aus der Perspektive von Bilanzen und Gewinnerwartungen zu planen. 

Natürlich: den Krankenhäusern in Deutschland geht es wirtschaftlich nicht gut. Und gerade heute rächt sich die Spar- und Gesundheitspolitik der vergangenen Jahrzehnte. In diesen Sorgen unterscheiden wir uns als freigemeinnützige und konfessionelle Träger - trotz unserer Privilegien - nicht von anderen Krankenhausträgern. 

Aber so wie in den Anfängen steht für uns auch heute nicht ein Geschäftsmodell, sondern die soziale Herausforderung im Vordergrund, unseren subsidiären Versorgungsauftrag in unserer Gesellschaft als Kirche zu gestalten. Dabei ist die Kirche Teil der Daseinsvorsorge in der Zivilgesellschaft und damit für unsere subsidiär organisierte föderale Sozialordnung konstitutiv. Hier leisten die Kirchen und freigemeinnützigen Krankenhäuser keinen besseren, aber einen anderen Dienst an unsere Gesellschaft; denn sie handeln im Grunde ihres Auftrages aus dem Proprium der Liebe Gottes zu den Menschen. "Amen, ich sage euch: was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." (Mt 25, 41) Denn Gott hat die Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen. Und so wird aus unserem Versorgungsauftrag im Dienst an Menschen ein Gottesdienst. 

Der eigentliche Reichtum unseres Handelns liegt nicht darin, was wir machen, sondern wie wir handeln, das heißt aus welcher Haltung heraus.

Dem wirtschaftlichen Druck nicht nachgeben

Der eine oder andere mag sich beim Lesen dieser Gedanken fragen: Zu "katholisch"? Und: Vielleicht ein bisschen naiv? Die Realität unterscheidet meist auch nicht zwischen konfessionell und privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen im Gesundheitswesen - und die Rahmenbedingungen zur Finanzierung unseres (wie sich heute mal wieder zeigt) vorbildlichen Gesundheitssystems erst recht nicht. Aber es macht schon einen deutlichen Unterschied, ob wir in unserem sozialen Auftrag zur Daseinsvorsorge ein Geschäftsmodell sehen, oder aber, ob wir wie unsere Gründer wirtschaftlich handeln als Unternehmer der Nächstenliebe. 

Denn der eigentliche Reichtum unseres Handelns liegt nicht darin, was wir machen, sondern wie wir handeln, das heißt aus welcher Haltung heraus. Und die Bereicherung unserer Tätigkeit liegt für unsere Gesellschaft dann auch nicht darin, dass wir Teil der sozialen und gesundheitlichen Daseinsvorsorge nach den Gesetzen des Marktes sind, sondern dass wir uns bemühen, aus der Perspektive des Menschen zu handeln, der unserer Unterstützung bedarf. Deshalb ist es für uns als konfessionellem Träger auch immer wieder eine Herausforderung, dem zunehmenden wirtschaftlichen Druck nicht nachzugeben, sondern Verantwortung für Lösungen aus dem Grund unseres Selbstverständnisses heraus zu übernehmen.

Unsere Gründer, Bruder Peter Friedhofen und seine Ordensbrüder, haben hiervon ein eindrucksvolles Glaubenszeugnis gegeben. Wir tun deshalb gut daran, unsere Alleinstellung und besondere Verantwortung für unseren Auftrag nicht aus dem Blick zu verlieren. Denn unser Shareholder Value als Christ*innen ist in der Tat nicht mehr, aber auch nicht weniger als sichtbare und erfahrbare praktizierte Nächstenliebe.

 
 

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