30.09.2020 | St.-Marien-Hospital Marsberg
Margret Niggemeyer ist stolz darauf, dass sie am Rollator aufrecht stehen und laufen kann. Davon war sie vor wenigen Wochen meilenweit entfernt. Die Seniorin aus Wünnenberg ist nach einer Oberschenkelhalsfraktur zwischen Knie- und Hüftprothese seit Ende August St.- Marien-Hospital Marsberg.
Sie fühlt sich auf der Station 6, die interdisziplinär von Chirurgen und Internisten geführt wird, gut aufgehoben. Schon kurz nach ihrer Operation wurde Margret Niggemeyer mithilfe der Physiotherapeuten mobilisiert, denn wer lange im Bett liegt, wird schlapp. Oberärztin Dr. Ulrike Sprenger, Fachärztin für Chirurgie mit fast fünf Jahrzehnten Berufserfahrung, formuliert es drastisch: „So eine Fraktur kann der Anfang vom Ende sein, bei nicht ausreichender Behandlung beginnt der körperliche Verfall unverzüglich. Die gute Nachricht ist: Die Therapiemöglichkeiten heutzutage sind groß. Im Alterstraumatologiezentrum kümmern sich Experten um betagte Patienten, die eine Fraktur erleiden.“
Durch das Teamwork von Unfallchirurgen und Altersmedizinern bekommen die Patienten eine Therapie, an deren Ende idealerweise Mobilität und Leistungsfähigkeit aus der Zeit vor dem Sturz wiederhergestellt sind. Die Senioren bleiben im Alltag möglichst selbstständig.
Damit das funktioniert, werden die Patienten rund drei Wochen auf Station 6 des St.-Marien-Hospitals stationär behandelt. Neben der ärztlichen Versorgung stehen unter anderem Physiotherapie, Ergotherapie, Ernährungsberatung und ein psychologisches Screening auf dem Programm. Darüber hinaus steht der Sozialdienst für Beratungen zur Verfügung. „In regelmäßigen Teamsitzungen wird die Gesamtsituation des Patienten - seine Wohnverhältnisse und das soziales Umfeld - analysiert. Es werden frühzeitig Maßnahmen wie die Beschaffung von Hilfsmitteln und die Organisation eines möglicherweise erforderlichen Pflegedienstes in die Wege geleitet. So wird die häusliche Versorgung der Patienten nach deren nach Entlassung gewährleistet“, erklärt Dr. Ulrike Sprenger.
Letztlich bringen wichtige Details den Prozess der Genesung voran. „Statt Infusionen zu verabreichen, achten wir darauf, dass die Patienten trinken. Wieviel sie schaffen, wird in einem Trinkprotokoll festgehalten“, so Sprenger. Darüber hinaus wird strikt versucht, den Tag-Nacht-Rhythmus zu fördern und Hilfsmittel wie gewohnt zu benutzen: Morgens gehört die Brille auf die Nase und das Hörgerät ins Ohr, abends darf beides in die Schatulle auf dem Nachtisch gelegt werden. „Wir simulieren den gewohnten Alltag der Senioren auf, wo wir können“, bekräftigt Oberärztin Dr. Ulrike Sprenger.
Margret Niggemeyer kennt mittlerweile jeden Winkel des Therapieraums, in dem Modelltreppe, Rollatoren, Geschicklichkeitsspiele und Pezzi-Bälle bereitstehen. Ihr Ziel ist, auf dem Sitzfahrrad zu strampeln. Das setzt eine gute Beweglichkeit des verletzen Oberschenkels voraus. Die Seniorin ist optimistisch: „Ich werde demnächst gestärkt das Krankenhaus verlassen und auf meinen eigenen Beinen auf den Parkplatz laufen.“
Zertifiziertes Zentrum für
Alterstraumatologie
Für Patienten im höheren Lebensalter stellen Erkrankungen des
Bewegungsapparates häufige Einschränkungen der Alltagsmobilität und
Selbstversorgungskompetenz dar. Neben einer erhöhten Sturzrate bedingen eine
abnehmende körperliche Geschicklichkeit und eine Minderung der
Knochenfestigkeit wichtige Ursachen für gehäufte Knochenbrüche, Blutergüsse
oder schmerzhafte Prellungen.
Das Behandlungsteam des zertifzierten Alterstraumatologiezentrum besteht aus
Unfallchirurgen und Geriatern, spezialisierten geriatrischen Fachpflegekräften,
Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Neuropsychologen und Sozialarbeitern
ermöglicht es, den oftmals komplexen Erkrankungsverläufen in dem notwendigen
Umfang gerecht zu werden.