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Pflegedirektor Geltenpoth: „Pandemie verlangt uns sehr viel ab“

Seit einem knappen Jahr steht Deutschland unter dem Einfluss von Corona. Die Pandemie kam Anfang 2020 – und sie ist auch Anfang 2021 noch immer das beherrschende Thema im Land und auch in den Krankenhäusern. Thomas Geltenpoth, Pflegedirektor am Katholischen Klinikum Koblenz · Montabaur, spricht im Interview über die Situation der Pflege am KKM.

Herr Geltenpoth, wie geht es der Pflege am KKM?

Das ist eine sehr spezifische Frage, die man sehr differenziert beantworten muss. Derzeit arbeiten rund 1.000 Kolleginnen und Kollegen in 60 verschiedenen Teams auf unterschiedlichen Stationen und in unterschiedlichen Funktionsbereichen in der Pflege am KKM. Da kann man schwer allgemein die Frage beantworten, wie es der Pflege geht. Wir haben hochqualifizierte Mitarbeitende, die meisten von Ihnen haben eine dreijährige Ausbildung durchlaufen. Viele von ihnen wurden an unserem eigenen Bildungscampus Koblenz ausgebildet. Aus der Vielfältigkeit der Tätigkeiten heraus ergibt sich ein sehr differenziertes Bild. Fakt ist jedoch: Die Pandemie verlangt von uns allen sehr viel ab, vor allem Flexibilität und situationsbedingtes Handeln. In allen Bereichen gelten strenge Hygienerichtlinien, was auch Auswirkungen auf das kollegiale Miteinander hat. Auf den Stationen mit zum Teil schwerstkranken Covid-Patienten gibt es einen sehr hohen Überwachungsbedarf, weil sich die Situation sehr schnell verändern kann. Das verlangt von den Kolleginnen und Kollegen sehr viel ab. Da wir zudem nicht in allen Bereichen in Vollauslastung fahren und die Zahl der elektiven Eingriffe reduziert haben, um die Covid-Patienten bestmöglich zu versorgen, setzten wir auch eine Vielzahl an Mitarbeitenden in anderen Bereichen ein. Die Kollegen helfen dort aus, wo der Bedarf am größten ist. So werden Mitarbeitende aus den Bereichen OP und Anästhesie zum Beispiel auf Intensivstationen eingesetzt, um dort die Kollegen zu entlasten. Dazu betreiben wir an allen drei Betriebsstätten Testzentren für unsere Mitarbeiter, das Personal hierfür wird zum größten Teil aus dem Bereich der Pflege gestellt. Kurzgesagt: Von der Pflege wird derzeit sehr viel Flexibilität abverlangt. Diese Aufgabe meistern die Kolleginnen und Kollegen mit Bravour.

Wir stecken derzeit mittendrin in der sogenannten zweiten Welle, knapp ein Jahr, nachdem Corona nach Deutschland kam. Wie haben Sie die Pflegekräfte damals in der ersten Welle erlebt, die bereits völlig neue und unplanbar war?

Ich habe unsere Dienstgemeinschaft als sehr professionell erlebt. Wir haben uns sehr schnell mit der Situation auseinandergesetzt, haben Schutzmaßnahmen ergriffen, das Krankheitsbild analysiert und darauf reagiert. Schon damals haben, nachdem der Regelbetrieb deutlich reduziert wurde, sehr viele Mitarbeitende in anderen Bereichen, in anderen Betriebsstätten oder sogar in anderen Einrichtungen der BBT-Gruppe ausgeholfen und die Kollegen unterstützt. Ich war damals und bin auch heute sehr stolz darauf, wie flexibel und engagiert unsere Mitarbeitenden reagiert haben. Seither habe ich nicht nur einmal gesagt: Wir haben eine richtig tolle Dienstgemeinschaft!

Und dann, mitten in der ersten Welle, kam die Phase, in der Menschen auf Balkonen gestanden und für die Mitarbeitenden in den Krankenhäusern geklatscht haben. Wie haben Sie diese Form der Anerkennung damals erlebt?

Anerkennung ist erst einmal etwas sehr Gutes. Das Klatschen alleine gibt es heute nicht mehr, stattdessen diskutieren wir über Prämien für die Pflege, die es mal gibt oder mal auch nicht. Wichtig muss sein: Wir müssen den Pflegeberuf weiter stärken! Wir müssen ihm die Anerkennung zukommen lassen, die er verdient hat. Wir müssen ihn so attraktiv gestalten, dass er für junge Menschen eine berufliche Perspektive ist. Langfristig sehe ich uns da auf einem guten Weg. Es wird auf unterschiedlichen Ebenen sich dafür eingesetzt, die Pflege zu stärken – in Rheinland-Pfalz zum Beispiel auch durch die Pflegekammer. Diese ist ein gutes politische Standbein und hilft uns dabei unterschiedliche Maßnahmen voranzubringen, um die Pflege zu stärken und sie nachhaltig attraktiv zu gestalten. Dass uns dies am KKM gelingt sieht man daran, dass wir nur sehr wenige offene Stellen in der Pflege haben und zudem eine gute Anzahl an Bewerbern. Das gilt auch für unseren Bildungscampus, der als Ausbildungsstätte für Pflegeberufe sehr stark nachgefragt ist.

… und das in einer Zeit, in der man immer wieder hört, dass Pflegekräfte fehlen. Was macht das KKM anders? Warum gibt es bei uns viele Bewerber und nur wenige offene Stellen?

Ich glaube, dass wir am Katholischen Klinikum eine vergleichsweise gute Situation für die Pflegekräfte haben. Ich erlebe das auch immer wieder auf den Stationen, wo die Mitarbeitenden positiv über uns sprechen und berichten. Ein Mitarbeiter, der im Wesentlichen zufrieden ist und dies auch nach außen spiegelt, gibt potenziellen Bewerbern eine sehr gute Orientierung. Zufriedene Mitarbeiter sind für uns als Klinikum ein wesentlicher Faktor.

Im Sommer war es sehr ruhig in Sachen Corona. Haben Sie gewusst und geahnt, dass es im Herbst und Winter wieder anders wird?

Wir haben es geahnt und mussten auch davon ausgehen. Dennoch können wir nie sagen, wie es nächste Woche weitergeht mit dem Virus. Dafür kennen wir ihn alle noch nicht gut genug. Dort, wo du über Wochen kaum Ausbruchsgeschehen hast, kann sich innerhalb kürzester Zeit ein Hotspot bilden. Das wird sich auch zukünftig nicht ändern. Wir müssen immer wieder situativ und flexibel reagieren. Die Situation nachhaltig einzuschätzen und eine realistische Prognose abzugeben ist nahezu unmöglich.

Wie hat Corona das Miteinander verändert? Wie ist die Situation für die Pflegekräfte im Umgang mit den Patienten?

Das ist eine sehr schwierige Situation. Pflege ist Beziehung. Das ist das, was wir gerade auch in der Ausbildung immer wieder vermitteln. Pflege ist Fachlichkeit und Handwerk. Aber Pflege ist ganz nah am Patienten und muss zusprechen und erklären. Da ist das Arbeiten mit Maske sehr schwierig.

Ebenfalls neu und sehr schwer ist: Wir müssen Menschen sagen, dass sie ihre Angehörigen nicht oder zeitlich nur sehr begrenzt besuchen dürfen. Was kann man den Angehörigen und Freunden sagen, um noch mehr Verständnis für solche sehr schwierigen Entscheidungen zu wecken?

Zunächst einmal geht eine solche Entscheidung komplett gegen unser Selbstverständnis. Wir sehen die Angehörigen als wesentlichen Teil des Heilungs- und Genesungsprozesses. Aber es geht um den Schutz aller Menschen, die hier bei uns im Krankenhaus sind. Ich glaube, das Beste was man jetzt Menschen antun kann, ist Abstand zu halten. Wenn wir erleben würden, dass auch nur ein Besucher unabsichtlich einen anderen Patienten oder Mitarbeitende infiziert und damit zu Schaden bringt, wäre das sehr dramatisch.

Was wünschen Sie sich für die Pflege im Jahr 2021?

Ich würde mir wünschen, dass alle unsere Mitarbeiter gesund bleiben. Ich bin froh, dass wir seit Anfang Januar intern Impfungen anbieten können und da auch eine enorme Resonanz erfahren. Ich wünsche mir, dass wir alle gesund die Pandemie überstehen, denn nur dann können wir auch unseren Patienten zur Seite stehen und Ihnen ein wichtiger Begleiter sein im Krankenhaus.

Unser Podcast zum Thema "Wie geht es der Pflege am KKM?" jetzt bei Spotify und Soundcloud.

Sie möchten sich über eine Ausbildung in der Pflege informieren? Hier geht es zur Homepage unseres Bildungscampus Koblenz.

Drei Fragen an: Sandy Moog, Pflegedienstleitung am Brüderhaus Koblenz

Frau Moog, wie geht es der Pflege am KKM?

Generell denke ich, dass es der Pflege gut geht, auch wenn die Kolleginnen und Kollegen einem enormen Druck ausgesetzt sind. Aber wir schaffen es gemeinsam sehr gut, diesen Druck zu kompensieren und uns gegenseitig zu unterstützen. Die Pflegekräfte finden mit ihren Anliegen auch immer ein offenes Ohr, so dass wir auf Bedarfe und Situationen reagieren können.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen?

Die Einsatzplanung ist derzeit die größte Herausforderung. Dadurch, dass in einigen elektiven Bereichen der Regelbetrieb heruntergefahren ist, stehen wir im engen Austausch mit den Kollegen, um sie bei Bedarf auf Stationen mit Corona-Patienten einzusetzen. Das verlangt von den Pflegekräften sehr viel Flexibilität ab. Dennoch haben wir sehr viele Kolleginnen und Kollegen, die in anderen Bereichen oder auf anderen Stationen unterstützen.

Wie hat sich das Miteinander mit den Patienten verändert?

Es ist enger geworden. Die Pflegekraft ist noch mehr zur Bezugsperson für den Patienten geworden. Masken und Schutzausrüstung schaffen zunächst eine Distanz, die die Pflege aber gerade in der jetzigen Phase noch stärker versucht abzubauen. Wir versuchen als Bezugsperson einfach da zu sein, wenn der Patient uns braucht. Zumal die Situation durch das generelle Besuchsverbot nicht einfacher wird für die Patienten. Wir unterstützen zum Beispiel mit iPads, um auf dem digitalen Weg den Kontakt zu den Angehörigen herzustellen. Trotz Schutzausrüstung ist es uns wichtig, noch mehr Nähe zum Patienten aufzubauen.

 
 

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