19.03.2021 | Krankenhaus Tauberbischofsheim
Die medizinische Versorgung im ländlichen Raum und speziell die Zukunft der Krankenhäuser war Thema eines intensiven Austauschs zwischen den Verantwortlichen der BBT-Gruppe in der Region und der CDU-Bundestagsabgeordneten Nina Warken.
Ein Schwerpunkt auch hier: der Umgang mit der Corona-Pandemie. Die gute Krankenhausstruktur im Main-Tauber-Kreis und die tägliche Absprache zwischen dem Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim und dem Krankenhaus Tauberbischofsheim habe in den vergangenen Monaten dazu beigetragen, dass die medizinische Versorgung der COVID-19 Patienten sowie aller anderen stationären Patienten immer gesichert war, zog BBT-Regionalleiter Marc Reggentin eine Bilanz der vergangenen zwölf Monate. „Durch die intensive Zusammenarbeit zwischen den beiden Krankenhäusern konnten wir die Verteilung der Patienten immer gut steuern, so dass es nicht zu Engpässen in der Versorgung gekommen ist.“ Zugleich kritisierte er den unterschiedlichen Umgang von Seiten der Politik mit den beiden Kliniken. Während in der ersten Welle alle Krankenhäuser Ausgleichszahlungen erhielten, gibt es seit Oktober für Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung wie dem Krankenhaus Tauberbischofsheim keine Freihaltepauschalen oder Ausgleichszahlungen mehr. „Das ist nicht gerechtfertigt, denn auch im Krankenhaus Tauberbischofsheim behandeln wir COVID-19-Patienten und haben bei allen Patienten erhöhte Hygiene- und Schutzmaßnahmen, die hohe Kosten verursachen“, so Reggentin.
Ausgleichszahlungen auch für Psychiatrie gefordert
Das betreffe
in besonderem Maße auch die Psychiatrie. „Abstandsregeln und Schutzmaßnahmen
führen dazu, dass wir aktuell weniger Patienten stationär aufnehmen können –
und zugleich sehen wir eine unverändert hohe Zahl an Menschen mit psychischen
Erkrankungen, die eine Behandlung dringend brauchen“, betonte Dr. Mathias
Jähnel, Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie. „Aber bei den Ausgleichzahlungen fallen die psychiatrischen
Kliniken sowie die Grund- und Regelversorger hinten runter. Das trifft das
Krankenhaus Tauberbischofsheim doppelt“, so Dr. Jähnel. Er sprach sich für einen
Ausgleich der Erlösrückgänge bezogen auf das gesamte Jahr 2021 aus. Basisjahr der
Berechnungen müsse das Jahr 2019 sein.
Systemrelavante Krankenhäuser brauchen finanzielle Sicherheit
Grundsätzlich
müsse es für Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung in ländlichen
Regionen eine gesicherte Finanzierung geben, forderte Reggentin. „Die Krankenhäuser
haben einen Versorgungsauftrag vom Land, um die Menschen in ihrem Gebiet auch
in Notfällen rasch versorgen zu können“, so Reggentin. „Wenn diese
Krankenhäuser also systemrelevant sind, müssen die dafür notwendigen
Vorhaltekosten an Personal, Material und Medizintechnik auch von staatlicher
Seite finanziert werden.“
Warken für bestmögliche Versorgungsqualität
Auch die
Bundestagsabgeordnete Nina Warken hält eine gute finanzielle, technische und
personelle Ausstattung von Krankenhäusern im ländlichen Raum für unersetzlich.
„Für mich ist eine wohnortnahe und hochwertige Gesundheitsversorgung von großer
Bedeutung – egal ob in der Stadt oder im ländlichen Raum. Darum setze ich mich
mit aller Kraft hier bei uns vor Ort und in Berlin für die bestmögliche Versorgungsqualität
unserer Region ein.“
Dienstjahr für junge Menschen
Entscheidend
für die Krankenhäuser im ländlichen Raum sei außerdem die Gewinnung von
qualifiziertem Fachpersonal in allen Bereichen, betonte Frank Feinauer,
Pflegedirektor im Caritas-Krankenhaus. „In der Pflege setzen wir vor allem auf
die Ausbildung in unseren Bildungszentren an den Krankenhausstandorten“, berichtete
er. Oft biete ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) einen ersten Einstieg, um
junge Menschen für den Pflege-Beruf zu begeistern. Nach Wegfall des
Zivildienstes fehle aber gerade bei jungen Männern der Kontakt zu sozialen
Berufen. „Wir sehen auch, dass nahezu alle unsere FSJler, die sich für eine
Ausbildung in der Pflege oder in einem anderen medizinischen Beruf entscheiden,
die Ausbildung mit Erfolg abschließen. Hier wirkt das FSJ deutlich stabilisierend.“
Ein verpflichtendes Dienstjahr könnte hier einen wichtigen Beitrag zur
langfristigen Personalgewinnung leisten, so der Pflegedirektor.
Mehr Anreize für Pflegeberuf schaffen
Für ein
solches Dienstjahr für alle spricht sich auch die Bundestagsabgeordnete aus.
Zudem hat Warken berichtet, dass der Bund in der aktuellen Legislaturperiode schon
viele wichtige Wegmarken gesetzt habe, etwa mit der „Konzertierten Aktion Pflege“.
„Hier müssen wir künftig auch von Seiten der Politik aber noch mehr Anreize
schaffen, um Pflegeberufe für Männer und Frauen gleichermaßen attraktiv zu
machen. Ich denke zum Beispiel an weitere gezielte digitale wie analoge
Informationskampagnen und ansprechende Ausbildungsangebote.“
Frank Feinauer lobte den eingeschlagenen Weg, die Pflege über ein separates Pflegebudget zu finanzieren. Dies müsse jedoch dauerhaft gegeben sein, um langfristig Planungssicherheit für die Krankenhäuser zu schaffen.
Plädoyer für Pflegekammer
Ein wichtiges
Instrument, um die Interessen der Pflegenden als Berufsgruppe zu vertreten, ist
nach Ansicht von Feinauer die zuletzt in Baden-Württemberg zurückgestellte
Gründung einer Pflegekammer. Diese sei sowohl auf Landes- wie auf Bundesebene
ein wichtiger Schritt zur Stärkung der professioneller Pflege. „Damit könnte
die Pflege ihre Interessen bündeln, Fragen von Aus-, Fort- und Weiterbildung
regeln und der Berufsgruppe selbstbewusst eine starke Stimme geben.“ Feinauer
bat hier um politische Unterstützung auch von Seiten der CDU in
Baden-Württemberg.
Nina Warken hält eine Pflegekammer für ein grundsätzlich geeignetes Mittel, um Verbesserungen bei der Aus- und Weiterbildung und Qualifizierung zu schaffen. „Wenn es der Wunsch der Pflegenden ist, den Schritt in diese Selbstverwaltung mit Pflichtmitgliedschaften und Pflichtbeiträgen zu gehen, unterstütze ich dies gerne.“
Altenhilfe: Für Begrenzung des Eigenanteils der Bewohner
BBT-Regionalleiter
Thomas Wigant, zugleich Geschäftsführer der BBT-Seniorenzentren in Region,
sieht ein weiteres Zukunftsthema in der Finanzierung der Altenhilfe. „In
unseren Seniorenzentren vergüten wir alle Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter nach Tarif, denn wir wollen, dass die qualifizierte Arbeit in
der Altenpflege auch angemessen bezahlt wird.“ Das Problem: Der Leistungsbetrag
der Pflegekasse für die Bewohner in den Seniorenheimen ist seit Jahren
unverändert. „Zugleich müssen die jährlichen Tarifsteigerung sowie
Investitionen in die Gebäude und steigende Sachkosten finanziert werden. Am
Ende bleibt uns als Träger dann nur, den Eigenanteil der Bewohner oder ihrer
Angehörigen zu erhöhen. Das ist auf Dauer für die Menschen nicht tragbar und
wir treiben Familien – gegen unseren Willen – in finanzielle Nöte“, macht
Wigant die Situation deutlich. Hier verlangte er dringend eine Lösung der
Politik. Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geplante Begrenzung des
Eigenanteils sei dazu dringend notwendig.
BBT-Regionalleiter Wigant dankte der Bundestagsabgeordneten abschließend für den offenen Austausch. „Gerne stehen wir für weitere Gespräche zur Verfügung, denn die medizinische Versorgung im ländlichen Raum ist unser täglich Brot und liegt uns näher als manchem Experten in der Hauptstadt Berlin.“