10.09.2020 | Krankenhaus Tauberbischofsheim
Eine Examensfeier für Pflegekräfte in Zeiten von Corona – geht das überhaupt? Kann man die Feierlichkeiten bei Mindestabstand und unter Hygienevorgaben überhaupt umsetzen? – Die Antwort auf diese Fragen lautet „Ja!“. Am 10. September wurden also 14 examinierte Gesundheits- und Krankenpfleger des Kurses 17/20H nach dreijähriger Ausbildungszeit im Bildungszentrum Gesundheit und Pflege ins Berufsleben entlassen. Acht davon setzen ihren Dienst am Krankenhaus Tauberbischofsheim fort; alle anderen Absolventen haben ebenfalls eine Anschlussstelle sicher.
„Wir haben
lange diskutiert, ob und wie wir Sie in der Corona-Zeit gebührend in den Beruf
verabschieden können. Ja geht das überhaupt? – Das haben wir uns mehrfach
gefragt“, eröffnete der stellv. Hausobere Michael Raditsch die Feierstunde.
„Aber es war für uns klar: Im Leben – privat wie auch beruflich – muss vieles
gehen, vor allem in der Pflege. Menschen kommen auf Sie zu, weil Sie sich Hilfe
von Ihnen erwarten. Mit dem Ausbruch von Covid-19 durften, mussten und vor
allem konnten Sie viel bewältigen und Ihr Beruf hat kreative Lösungsansätze von
Ihnen erfordert. Es ging! Also geht auch eine Examensfeier im kleinen Kreis.“
Als Pflegekräfte haben sich die Examinierten für einen sinnstiftenden Beruf
entschieden, der stets den Menschen in den Mittelpunkt stelle, der Hilfe
benötige. Das sei in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich. „Daher
gratuliere ich Ihnen mit großem Stolz und voller Respekt zu Ihrem erfolgreichen
Examen und wünsche Ihnen für die Zukunft alles erdenklich Gute“, so Michael
Raditsch weiter.
Schulleiter Norbert Stolzenberger: "Die Krankenpflege braucht Menschen wie Sie!“
Auch der Leiter des Bildungszentrums Gesundheit und Pflege Norbert Stolzenberger pflichtete dem stellv. Hausoberen in seiner Rede bei: „In der Pflege sind Sie ständigen Belastungen und Veränderungen ausgesetzt, aber Corona war für uns alle völliges Neuland. Für Sie als Schülerinnen und Schüler war die Zeit zur Prüfungsvorbereitung zusätzlich mit vielen Sorgen und Entbehrungen verbunden.“ Der reguläre Schulbetrieb sei für einige Zeit ausgesetzt worden, doch sei schnell eine Möglichkeit fürs Home-Schooling zur Examensvorbereitung geschaffen worden. Problematisch sei es bei den externen Praxiseinsätzen geworden, denn durch Corona-bedingte Auflagen und Schließungen konnten die Schüler nicht überall ihre Praxiseinsätze absolvieren. „Doch hier sind uns die Senioreneinrichtungen und das Krankenhaus Tauberbischofsheim entgegengekommen, so dass am Ende alle genügend Praxiserfahrung für die Prüfung hatten“, bedankte sich Norbert Stolzenberger. Bedauerlich sei daher, dass die Feier Corona-bedingt im kleinen Kreis ohne Praxisanleiter und Kollegen aus der Pflege, vor allem aber auch ohne Freunde, Familie und Partner stattfinden müsse. Denn all diese Menschen haben die frisch Examinierten durch die Ausbildungszeit begleitet, sie motiviert, gestärkt und auch das eine oder andere von ihnen gelernt. Dennoch lautete das Fazit von Schulleiter Norbert Stolzenberger: „Trotz aller Widrigkeiten haben Sie ihr Berufsziel Gesundheits- und Krankenpfleger erreicht, weil Sie gelernt haben, sich immer und überall zu engagieren und einzubringen. Machen Sie im Berufsleben bitte weiter so. Die Krankenpflege braucht Menschen wie Sie!“
Das unterstrich direkt auch Pflegedirektor Holger Kraft. Denn: acht der 14 examinierten Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -Krankenpfleger haben eine Anschlussstelle im Krankenhaus Tauberbischofsheim bekommen. „In der Corona-Zeit wurde für die Pflege viel auf den Balkonen geklatscht. Was es aber braucht, ist ein deutschlandweites politisches Umdenken, wie wichtig Pflegekräfte für die Gesellschaft sind und dies muss mit einer entsprechenden Personalpolitik und Finanzierung honoriert werden. Wir in der Gesundheitsholding Tauberfranken beschreiten diesen Weg schon seit Jahren und sind sehr froh darüber, dass mehr als die Hälfte Ihrer Abschlussklasse bei uns bleibt.“ Die Erfahrung habe gezeigt, dass Pflege sich aus sich selbst heraus erneuern müsse und das gehe am besten mit tatkräftigen, gut ausgebildeten Fachkräften, die aktiv für den Wandel im Gesundheitswesen einstehen und ihn selbst mitgestalten. „Daher wünschen wir alle Ihnen für Ihre berufliche Zukunft weiterhin alles Gute“, schloss Holger Kraft.
Klassensprecherin Henriette Fischer: "Pflege
ist kein 08/15-Beruf, sondern wir haben uns ganz bewusst für diese Berufung
entschieden."
Abschließend bedankten sich stellvertretend für die Klasse 17-20H der stellv. Klassensprecher Markus Wanner und Klassensprecherin Henriette Fischer: „Pflege ist kein 08/15-Beruf, sondern wir haben uns ganz bewusst für diese Berufung entschieden. Pflege fordert viel von ihren Fachkräften, sie gibt aber noch viel mehr. Daher möchten wir heute allen Dank sagen, die uns auf unserem Weg ganz individuell begleitet und uns geprägt haben. Für uns hat am Ende immer das Gemeinsame, das Wir, gezählt. Denn das ist es, worauf es im Leben ankommt.“
Die examinierten Gesundheits- und Krankenpfleger in alphabetischer Reihenfolge: Wael Alkhateeb (Tauberbischofsheim), Fares Alsawi (Tauberbischofsheim), Tabea Arnold (Hirschlanden), Marie Dötter (Note 1,7; Ahorn), Henriette Fischer (Grünsfeld), Jana Gentner (Buchen), Selina Grimm (Mudau), Bianca Horn (Wertheim-Lindelbach), Marta Janiszewska (Note: 1,7; Tauberbischofsheim), Bettina Kubernus-Pietrula (Note: 1,7; Würzburg), Tamari Okromtchedlishvili (Niederstetten), Leonie Roth (Boxberg-Unterschüpf), Jasmin Schiewe (Külsheim), Markus Wanner (Werbach).