26.05.2023 | Hohenloher Krankenhaus
Die steigende Nachfrage an Gesundheitsleistungen kann mittel- und langfristig nicht durch das derzeitige Angebot an Pflegepersonal gedeckt werden. Um den Einflussfaktoren wie demografischer Wandel und Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müssen die Potenziale der Digitalisierung genutzt werden. Diese Potenziale und die Möglichkeiten zu nutzen, sind Thema einer Bachelorarbeit, die derzeit am Hohenloher Krankenhaus entsteht.
Demografischer Wandel und Fachkräftemangel
Die Überalterung der
Gesellschaft führt zu einer erhöhten Pflegebedürftigkeit. Die Zahl der
Pflegebedürftigen erhöht sich bis 2030 um 50 Prozent. Dies bedeutet wiederrum,
dass zusätzliches Pflegepersonal benötigt wird. Die steigende Nachfrage an Gesundheitsleistungen kann nicht durch
das derzeitige Angebot an Pflegepersonal gedeckt werden. Die allgemeinen
Ortskrankenkassen prognostizieren, dass bis 2030 ungefähr 130.000 zusätzliche
Pflegekräfte benötigt werden. Dabei ist ebenfalls die Altersstruktur in der
Pflege von Bedeutung: Im Jahr 2016 waren 50 Prozent der Pflegekräfte zwischen
40 und 60 Jahren. Um den genannten Einflussfaktoren entgegenzuwirken, müssen die
Potenziale der Digitalisierung genutzt werden.
Potenziale der
Digitalisierung
Effizienzsteigerung
und Erhöhung der Patientensicherheit
Durch die Digitalisierung entfallen zusätzliche
Verwaltungsaufgaben wie das Informieren der zuständigen Bereiche, doppelte
Dokumentation und unzureichende telefonische Übergaben. Alle genannten
Verwaltungsaufgaben sind direkt in der digitalen Patientenakte bzw. im
Krankenhausinformationssystem (KIS) dokumentiert und archiviert. Somit können
die Daten standortunabhängig von jeder zuständigen Person im Krankenhaus
eingesehen werden. Die genannten Aspekte erhöhen außerdem die Sicherheit der
Patient*innen. Fehlende Informationen durch unzureichende telefonische Übergaben
oder nicht identifizierbare Dokumentation durch unleserliche Schrift gefährden
die Gesundheit der Patient*innen. Mithilfe einer sorgfältigen Dokumentation im KIS
können diese Fehler eliminiert werden.
Verbesserung
der Patientenversorgung
Durch den gezielten Einsatz von Telemedizin können Ärzt*innen
untereinander standortübergreifende Einschätzungen geben. Der/die behandelnde
Arzt/Ärztin kann in der Diagnosestellung auf Erfahrungswerte von Mediziner*innen mit
spezifischeren Kenntnissen auf dem jeweiligen Fachgebiet zurückgreifen. Der
Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann dem behandelnden Arzt Hilfestellung
sowie neue Denkanreize bei der Diagnosestellung geben. Dadurch wird die
Qualität der Diagnosestellung erhöht.
Außerdem sind durch die Einführung der Telematik-Infrastruktur die
Akteure im Gesundheitswesen miteinander vernetzt. Dadurch können Patientendaten
von anderen Einrichtungen direkt an das behandelnde Krankenhaus übermittelt
werden. Dies hat eine schnellere Reaktionsmöglichkeit und Kommunikation zur
Folge. Entscheidende Minuten in der Behandlungskette können somit durch
schnellere Diagnosestellungen gewonnen werden.
Krankenhauszukunftsgesetz
Um die genannten Potenziale zu nutzen und den Einflussfaktoren entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) verabschiedet. Im Rahmen des KHZGs fördern der Bund und die Länder mit insgesamt 4,3 Milliarden Euro die Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern. Insgesamt wurden 11 Fördertatbestände entwickelt. Von diesen 11 Fördertatbeständen (FTB) sind fünf mit einer gesetzlichen Einführungsfrist versehen. In Baden-Württemberg müssen diese bis zum 31.12.2024 eingeführt sein. Sollte der Klinikträger die Einführungsfrist verstreichen lassen, werden Strafzahlungen fällig. Deshalb sind Krankenhäuser gezwungen, die FTB einzuführen, um einen mittel- bis langfristigen Unternehmensfortbestand zu gewährleisten.Somit ist die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen unausweichlich.
Schwierigkeiten und Herausforderungen
Herausforderungen in den derzeitigen IST-Prozessen müssen identifiziert und transformiert werden. Das heißt: Jeder Schritt muss überdacht werden, es müssen Schnittstellen gefunden und Hürden genommen werden. Dies erfolgt im Hohenloher Krankenhaus bereits durch eine Arbeitsgruppe, die alle Prozesse in allen Abteilungen kritisch beäugt und dokumentiert, damit diese auf eine sinnvolle Weise digitalisiert werden können.
Beim Digitalisierungsprozess müssen auch die Mitarbeitenden einbezogen werden. Die Einführung der digitalen Unterstützungen im Krankenhaus stellt das Pflegepersonal vor enorme Herausforderungen: Unzureichende digitale Kompetenzen, ein mangelndes Verständnis für die Notwendigkeit und langjährig gefestigte Arbeitsprozesse erschweren unter Umständen die Implementierung neuer Systeme.
Aufgrund von Veränderungsängsten, Fähigkeits- oder Wissensbarrieren kann es dazu kommen, dass die Mitarbeitenden mit einer Abwehrhaltung gegenüber neuen Prozessen reagieren. Dadurch sinkt die Mitarbeiterzufriedenheit im Unternehmen und die Fluktuation steigt. Das übergeordnete Ziel des Krankenhauses muss es daher sein, die Willensbarrieren der Mitarbeitenden auszuräumen, indem die Ängste, Probleme und Bedenken verstanden werden und aktiv an einer Lösung zur Zufriedenstellung gearbeitet wird und Maßnahmen zur Unterstützung entwickelt werden.
Vielen Dank an Niklas Henn für den Einblick in seine Bachelorarbeit.