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Schluckstörungen diagnostizieren und behandeln

Schluckstörungen diagnostizieren und behandeln
Schluckstörungen diagnostizieren und behandeln

Viele, überwiegend ältere Menschen leiden an unerkannten Schluckstörungen. Sie verschlucken sich häufig und aspirieren. Wenn Speisen oder Getränke in die Luftröhre gelangen, kann das zu einer Lungenentzündung führen. Aber auch der Gewichtsverlust, hervorgerufen durch die größere Mühe und Unlust am Essen, ist für ältere Menschen gefährlich. Das Team der Geriatrie im Gemeinschaftskrankenhaus diagnostiziert die Krankheit mit einer speziellen endoskopischen Untersuchung und hilft Betroffenen. Die Schluckendoskopie wird auch bei Patienten eingesetzt, die intensivmedizinisch behandelt und künstlich beatmet werden mussten, etwa bei einer schwer verlaufenden Covid-19 Infektion.

In der Geriatrie im Haus St. Elisabeth führt Chefarzt Frank Otten bei Verdacht auf eine Schluckstörung gemeinsam mit einer Mitarbeiterin des logopädischen Teams eine Untersuchung mit dem hochmodernen Schluckendoskop durch – eine Funktionelle endoskopische Evaluation des Schluckens (FEES) –, die den inneren Schluckprozess sichtbar macht. Dazu wird dem aufrecht sitzenden Patienten ein drei Millimeter dünnes biegsames Endoskop mit Lichtquelle und Kamera, die mit einem Computer verbunden ist, über den unteren Nasengang und den weichen Gaumen bis zur Rachenhinterwand eingeführt. „Das kann ein bisschen kratzen, tut aber in der Regel nicht weh“, so Otten. Gemeinsam mit der Logopädin sorgt er für eine „lockere, angstfreie Atmosphäre“, sodass der Patient gut mitarbeiten kann. Er ist während der Untersuchung, die meist nur rund zwölf Minuten dauert, in der Lage zu atmen und zu sprechen. Zunächst erhält er blau angefärbtes Wasser, das puddingähnlich angedickt ist, zum Schlucken. Auf dem Monitor lässt sich im Video in HD-Qualität verfolgen, ob Wasser im Rachenraum verbleibt oder in die Luftröhre läuft. Die Schluckprüfung wird dann mit verschiedenen Konsistenzen (u.a. Brot, eine Tablette) weitergeführt. Otten: „So lassen sich die Funktion von Schlund- und Kehlkopfmuskulatur, organische Erkrankungen des Rachens und des Kehlkopfes und die Bewegungsfähigkeit der Stimmbänder untersuchen. Für die Befundung anhand der Videoaufzeichnung nehmen wir uns viel Zeit.“

Die Schluckendoskopie hilft bei vielen Fragestellungen weiter: Resultiert die Lungenentzündung aus einer unbekannten Dysphagie? Warum nimmt ein Mensch trotz Appetit immer mehr ab? Bei vielen Erkrankungen, z.B. Parkinson oder Schlaganfällen, sind die Schluckmuskulatur oder die Steuerungszentren für den Schluckvorgang im Gehirn gestört, so dass bei diesen Patienten leicht Nahrung oder Flüssigkeit versehentlich in der Luftröhre statt in der Speiseröhre landet. Otten: „Bei vielen von ihnen funktioniert zudem das Abhusten als Schutzreflex für das Bronchialsystem nicht. Und das ist gefährlich, denn die eingeatmeten Substanzen können leicht eine Lungenentzündung hervorrufen.“ Die Diagnose des Schluckaktes sei deshalb „ein wichtiger Schlüssel, um diesen Patienten effektiv und nachhaltig zu helfen“.

Die Diagnose weist den Weg zur je individuellen Therapie in enger Zusammenarbeit der Ärzte, Pflegeteams, Therapeuten und der Küche. Dabei muss oft zunächst „die aktuelle Krise gemanagt werden, etwa durch die Gabe von Infusionen, „damit der Patient zu Kräften kommt“, so Otten. Während der Untersuchung bietet sich auch die Möglichkeit, verschiedene Kompensationstechniken und Haltungsänderungen auf ihre Sicherheit und Effektivität hin zu überprüfen und so dem behandelnden Team eine Therapieempfehlung an die Hand zu geben. Dipl. Sprachheilpädagogin Maria Brand: „Bei neurologischen Erkrankungen kann man gerade in der Frühphase mit logopädischen Übungen zur Verbesserung der Schluckmotorik und -sensorik, Schluckmanövertechniken und der Anpassung der Koststufe an das jeweilige Schluckvermögen gute Erfolge erzielen.“

Die Schluckendoskopie wird auch bei Patienten eingesetzt, die intensivmedizinisch behandelt und künstlich beatmet werden mussten, etwa auch Covid-19 Patienten. Je länger die Beatmung dauert, desto mehr stumpft der Hustenreflex ab, mit dem der Körper sich normalerweise gegen den Fremdkörper wehren würde. Entfernen die Mediziner den Beatmungsschlauch, weil sich der Zustand bessert, kann das zum Problem werden. Obwohl der Patient scheinbar wieder in der Lage ist, selbstständig zu essen, werden Speisen und Getränke oft unbemerkt aspiriert.

Um den Schluckreflex solcher Patienten zu untersuchen, werden der Geriater Otten und das logopädische Team mit einem mobilen Endoskopiegerät auf die Intensivstation gerufen, wo sie eng mit Oberarzt Dr. Gerrit Schuhmacher, Leiter der Intensivstation im Haus St. Petrus, zusammenarbeiten. „In dieser kritischen Phase der Entwöhnung müssen wir genau wissen, was der Betroffene schon kann. Dabei hilft die Endoskopie“, sagt Dr. Schuhmacher. „Durch die Untersuchung können wir den Patienten optimal bei der Genesung unterstützen und senken das Risiko einer Lungenentzündung erheblich. Sonst ist diese Komplikation ein enormer Rückschritt und bedeutet mindestens eine weitere Woche auf der Intensivstation.“

In der Geriatrie führen Otten und sein Team die Schluck-Endoskopie bei allen Patienten durch, die mit Lungenentzündung oder neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder Schlaganfall auf die Station kommen, denn Krankheiten, bei denen das Nervensystem betroffen ist, können Schluckprobleme auslösen. Bei Schlaganfallpatienten ist eine sogenannte Aspitationspneumonie, also eine durch Verschlucken ausgelöste Lungenentzündung, sogar eine der häufigsten Todesursachen. Seitdem der Chefarzt das Endoskop einsetzt, ist das im Bonner Gemeinschaftskrankenhaus nicht mehr passiert.

 
 

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