15.09.2021 | Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn
Oberapothekerin Stefanie Kuntze und ihre Kolleginnen aus dem paderlog Zentrum für Krankenhauslogistik und klinische Pharmazie am Paderborner Brüderkrankenhaus St. Josef sensibilisieren anlässlich des Welttags der Patientensicherheit am 17. September für eine Sicherheitskultur im Umgang mit Arzneimitteln bei Patienten, Pflegenden und Behandlern.
In Blitzfortbildungen am Arbeitsplatz und in einer Pharmaziefortbildung für die Ärzte des Paderborner Praxisnetzes wollen sie das Bewusstsein für mögliche Fehlerquellen schärfen.
Deutschlandweit sind über 100.000 verschiedene
Arzneimittel behördlich zugelassen. Viele Wirkstoffe gibt es in
unterschiedlichen Packungsgrößen, Wirkstärken und Darreichungsformen wie
Tabletten, Zäpfchen oder Cremes. Gerade ältere und mehrfacherkrankte Menschen
nehmen häufig viele Medikamente ein, die mitunter schon vor längerer Zeit von
unterschiedlichen Fachärzten verschrieben wurden und dann dauerhaft
weitergenommen werden. Da sind Wechselwirkungen nicht immer ausgeschlossen.
Steht dann noch eine Operation an, macht es besonders Sinn, den
Medikamentenplan genauer unter die Lupe zu nehmen.
Dies macht Stefanie Kuntze, Oberapothekerin des paderlog,
der Krankenhausapotheke des Brüderkrankenhauses, gemeinsam mit ihren
Kolleginnen der Arzneimittelanamnese. Sie überprüfen die Medikamente aller
Patienten vor einem geplanten stationären Aufenthalt, beraten die Patienten
umfassend und bereiten den Medikationsplan als Empfehlung für die Krankenhausärzte
vor. Dabei achten sie auf mögliche Wechselwirkungen und zeigen auf, welches
Medikament vor einer Operation abgesetzt werden sollte.
„In unseren Beratungsgesprächen mit chronisch kranken oder
älteren Patienten fällt immer mal wieder auf, dass Patienten Wirkstoffe
doppelt, in der falschen Dosierung oder zu einer unpassenden Zeit einnehmen“, weiß
Kuntze.
Zusätzlich überprüfen die Apothekerinnen täglich auf den
Stationen die Medikamentenpläne der Patienten, die ungeplant, zum Beispiel als
Notfall, ins Krankenhaus kamen. Sie überprüfen die Patientenakten auf mögliche
Übertragungsfehler und Unklarheiten, gleichen die Dosierungen mit den Nierenwerten
der Patienten ab und beraten Ärzte und Pflegepersonal. So mache es
beispielsweise einen großen Unterschied in der Wirkung, ob ein Medikament als
Tablette oder Retardtablette verschrieben wurde. „Wir raten den Pflegenden bei
Unsicherheiten nachzufragen und gegebenenfalls nachzubestellen, denn nicht
immer ist genau die Darreichungsform, die der Patient benötigt, im
Medikamentenschrank der Station vorhanden,“ so Kuntze.
Rund 35000 Medikationspläne schauen sich die Apothekerinnen
jährlich auf diese Weise an und wissen so um die möglichen Schwachstellen. Anlässlich
des Tages der Patientensicherheit geben Stefanie Kuntze und Kolleginnen ihr
Wissen und ihre Erfahrungen auch an die Ärzte des Paderborner Praxisnetzes in
einer Online-Fortbildung weiter.
Im Brüderkrankenhaus St. Josef organisieren die
Apothekerinnen Blitzfortbildungen auf den Stationen, in denen in kniffeligen
Fragestellungen mögliche Fehlerquellen aufgedeckt werden müssen. Eigens dafür
haben sie einen mobilen Medikamentenstellplatz präpariert, an dem absichtlich
Sicherheitslücken eingebaut wurden, die die Mitarbeitenden aufdecken sollen.
Kuntze: „Die Behandler und Pflegekräfte leisten hervorragende Arbeit,
verfügen über großes Arzneimittel-Wissen und arbeiten nach hohen
Sicherheitsstandards. Doch Fehler oder Unachtsamkeiten sind menschlich. Dafür
wollen wir sensibilisieren und darüber wollen wir offen reden – auf
Augenhöhe.“