09.10.2020 | Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn
Der Einsatz eines künstlichen Gelenks ist für schmerzgeplagte Patienten ein Segen. Aber die Operation birgt Nebenwirkungen.Gefürchtet sind bakterielle Infektionen der Implantate. „Eine Blutarmut ist ein nicht unwesentlicher Risikofaktor bei der Entstehung von unerwünschten Nebenwirkungen“, sagt Prof. Norbert Lindner, Chefarzt der Klinik für Orthopädie des Brüderkrankenhauses St. Josef (BKP) und Leiter des Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung.
Die wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen sind eine sehr gute Vorbereitung des Patienten, das konsequente Einhalten höchster Hygienemaßstäbe und eine schonende chirurgische Technik bei der Operation.
Um das Auftreten einer Anämie und die damit verbundene Transfusionswahrscheinlichkeit bei geplanten Eingriffen zu senken, wurde im BKP das sogenannte ´Patient Blood Management` eingeführt: Patienteneigene Blutressourcen werden aufgebaut, möglichst geschont und bei Bedarf ausgeschöpft. “Zusätzlich haben wir die operativen Abläufe optimiert“, berichtet Lindner.
Nachdem in der Hüft-Endoprothetik sehr niedrige Transfusionsraten bestehen, wurden blutsparende Operationstechniken in der Knie-Endoprothetik verfeinert. Der Einsatz minimal-invasiver Operationsmethoden habe den Blutverlust bei Operationen am Knie deutlich gesenkt, so Lindner. Nach der OP wird auf die Einlage von Wunddrainagen verzichtet, so habe sich der Blutverlust verringert. Darüber hinaus wird der Behandlungserfolg medikamentös unterstützt. „Eine gute präoperative Diagnostik, kontinuierliches Wärmemanagement und gegebenenfalls die Unterstützung der Blutbildung und Blutgerinnung verringern zusätzlich den Blutverlust nach orthopädischen Operationen“, so PD Dr. Torsten Meier, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie.
Um den Blutverlust weiter zu reduzieren, setzen die Operateure routinemäßig die maschinelle Druckspülung ein, denn dadurch haftet der Zement besser. „Besonders in der Knie-Endoprothetik ist es uns gelungen, durch das individualisierte Implantieren die Ergebnisse weiter zu verbessern“, so Prof. Norbert Lindner. „Bei über 800 Prothesen in Paderborn und Marsberg ist das eine Leistung, auf die wir stolz sind.“
In der Klinik für Orthopädie, spezielle orthopädische Chirurgie und Sportmedizin mit dem Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung, wurde die rückläufige Transfusionshäufigkeit anhand der perioperativen und stationären Dokumentation rückwirkend bis Anfang 2019 ausgewertet. Bei Transfusionsraten von unter 2,8 % (Bundesdurchschnitt 11%) in der elektiven Knie- und Hüft- Endoprothetik kann künftig auf die standardisierte Bereitstellung von Blutkonserven in diesem Bereich verzichtet werden. In der Wechselendoprothetik, wie auch bei größeren unfallchirurgischen Eingriffen, wird natürlich an der bisherigen Praxis festgehalten: Hier kommen Maßnahmen wie Blutrückgewinnung, sogenanntes Cellsaving, weiter zum Einsatz.