03.08.2021
ZEMMER. Vor genau 80 Jahren, am 31. Juli 1941 wurden auf behördlichen Befehl 59 Männer mit Beeinträchtigung, die bis dahin auf dem Schönfelderhof gelebt und als Erntehelfer gearbeitet hatten, in eine staatliche Pflegeanstalt nach Bedburg-Hau verlegt. Wohl keiner der Männer kehrte nach dem Krieg je wieder zum Schönfelderhof zurück. Zum Gedenken an diese Geschehnisse wurde nun in der Nähe eines alten Baumes, der auch 1941 schon auf dem Parkgelände des Schönfelderhofes stand, eine Skulptur eingesegnet und eine Bronzetafel aufgestellt.
„An diesem „Baum des Gedenkens“, einem stillen Zeugen jener Zeit, wollen wir dieser Menschen bleibend gedenken“, sagt Hausoberer Werner Schmitz in seiner Ansprache am Tag der Gedenkfeier. Der Ort solle eine Verbindung zu jener Zeit herstellen und einen Beitrag dazu leisten, das Schicksal der Menschen, die auf dem Schönfelderhof gelebt und gearbeitet haben, in Erinnerung zu halten.
Dr. Matthias Klein, der sich in seiner 300 Seiten umfassenden Dissertation an der Universität Trier mit der regionalgeschichtlichen Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen beschäftigt hat, erläuterte in einem Kurzvortrag in der Peter Friedhofen-Halle Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Recherche über die Ereignisse in der NS-Zeit:
„Am 4. Juli 1941 wandte sich der Verantwortliche des rheinischen Provinzialverbandes für das Anstaltswesen, Landesrat Creuz an die Barmherzigen Brüder, um auch die dortigen Patienten abtransportieren zu lassen. Die auf Kosten des Landesfürsorgeverbandes untergebrachten Männer sollten nach Bedburg-Hau verlegt werden. Aufgrund der „Notwendigkeit der sparsamen Betriebsstoffbewirtschaftung“ sei der Einsatz von Kraftwagen nicht möglich, weshalb der Transport per Eisenbahn durchgeführt werden müsse. Das Unternehmen wurde auf den 31. Juli 1941 terminiert. Die Patienten sollten zum Bahnhof Daufenbach gebracht werden, wo sie in einen Sonderwagon am Zug Trier-Köln steigen sollten. Von dort übernahm Personal der Anstalt Bedburg-Hau die Begleitung der Patienten. Insgesamt wurden 59 Patienten von 66 Patienten in die staatliche Provinzial-Heil- und Pfleganstalt nach Bedburg-Hau verlegt. Ende des Jahres 1941 befanden sich noch sieben Patienten auf dem Schönfelderhof. In den Jahren 1942/1943 ist jeweils einer verstorben, so dass zum 31. Dezember 1943 noch fünf Patienten auf dem Hof lebten. Was mit den Männern geschah, geht aus den überlieferten Statistiken der Anstalt nicht hervor.“
Im Rahmen der
Aufarbeitung der Patientenverlegungen aus den Einrichtungen der Barmherzigen
Brüder hat die Barmherzige Brüder Trier gGmbH zusammen mit dem Förderverein zur
historischen Erforschung von Zwangssterilisation in der Region Trier während
der NS-Zeit e.V., der Bezirksärztekammer Trier, der Evangelischen
Kirchengemeinde Trier sowie dem Landeshauptarchiv Koblenz ein Forschungsprojekt
der Professur für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Trier unter
Leitung von Prof. Dr. Lutz Raphael und Dr. Thomas Grotum unterstützt, das in
Form eines Promotionsvorhabens durchgeführt wurde, ergänzt durch Einzelstudien.